Der Weg aus der Sucht
„...Ich lebte bei meinen Eltern, weil ich die Miete versoffen hatte, und war nicht zur Arbeit gegangen.Ich saß hier in der Bahnhofskneipe, die echt das Letzte vom Letzten war, und war dabei, mich zu betrinken. ...
„...Ich lebte bei meinen Eltern, weil ich die Miete versoffen hatte, und war nicht zur Arbeit gegangen.Ich saß hier in der Bahnhofskneipe, die echt das Letzte vom Letzten war, und war dabei, mich zu betrinken. Ich war Alkoholiker. Stimmte...“
Obiges Zitat stammt von Paul Schlosser. Er ist jetzt an dem Punkt angekommen, wo er erkennt, was wirklich mit ihm los ist. Diese Erkenntnis soll zur Wende in seinem Leben werden.
Der Autor beschreibt in seinem Buch das Leben des Paul Schlosser. Er lässt den Protagonisten selbst erzählen. Das geschieht nicht in zeitlicher Reihenfolge. Während Paul in der Phase der Entgiftung ist, gehen seine Gedanken zurück in verschiedene Zeitpunkte seines Lebens. Mit diesen zeitlichen Sprüngen hatte ich allerdings keine Probleme, da sie schlaglichtartig die bisherige Entwicklung skizzierten.
Der Schriftstil des Buches ist über weite Teile sachlich. Es wird deutlich, das Paul in seiner Lebensführung unsicher ist. Er verfügt nur über ein schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Während seiner Lehre als Kellner gehörte es zum guten Ton, regelmäßig Alkohol zu trinken. Selbst beim Bund konnte er die Finger nicht von alkoholischen Getränken lassen. Einige Zeit danach folgt seine erste Therapie. Detailgenau beschreibt er ihren Ablauf. Doch viele der Angebote sind für ihn nur Pflichtübungen. Immer noch ist er der Meinung, dass er seinen Alkoholkonsum steuern kann, wenn er das will. Wieder auf sich allein gestellt, lernt er Ingrid kennen. Durch sie verringert sich zwar seine Trinkmenge, dafür beginnt er zu kiffen. Als Ingrid von einem Tag auf den anderen verschwunden ist, betäubt er sich erneut mit Alkohol.
Im Jahre 1979 kommt es zur Wende, die mit obiger Erkenntnis beginnt. Ein verständnisvoller Arzt ermöglicht ihm die Entgiftung im häuslichen Bereich. Im Schloss Falkenstein schließt sich die Reha an. Sehr gut wird dargestellt, wie sich seine Einstellung gegenüber den Angeboten geändert hat. Auch jetzt macht ihm nicht jede Therapie Spaß, doch er sieht sie als Chance, sich auszuprobieren und neue Fähigkeiten zu testen. Hinzu kommt, dass er es lernt, sich gegenüber den anderen Patienten zu öffnen, seinen Standpunkt zu vertreten, offensiv und sachlich auf Kritik zu reagieren und Aufgaben zu übernehmen. Vor der Therapie hatte er Britta kennengelernt. Er hofft auf eine Beziehung. Sie aber verspricht ihm nichts, denn sie ist ein gebranntes Kind.
Geschickt werden in die Handlung weitere Schicksale eingebunden, die den Lebensweg des Protagonisten kreuzen..
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt an einem sehr persönlichen Beispiel, dass nur eigene Einsicht und der Wille, sich zu ändern, eine Chance bieten, mit der Krankheit vernünftig leben zu können, denn Alkoholismus ist eine Krankheit, die nicht heilbar ist. Sie verlangt lebenslange Abstinenz.