Cover-Bild Unterwegs zwischen Grenzen
Band 1 der Reihe "Unterwegs"
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19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: BoD – Books on Demand
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 152
  • Ersterscheinung: 25.06.2023
  • ISBN: 9783756885909
Ralf Grabuschnig

Unterwegs zwischen Grenzen

Europas Minderheiten im Schwitzkasten der Nationen
In meiner Familie gibt es ein Geheimnis. Niemand hat darüber gesprochen, als ich im Kärnten der Neunzigerjahre aufgewachsen bin, und doch war es immer irgendwie präsent. Dieses Geheimnis ist die slowenische Sprache, die im Dorf meiner Großeltern bis vor wenigen Generationen noch alle gesprochen haben und von der heute kaum mehr jemand etwas wissen mag. Denn hinter diesem Geheimnis verbirgt sich eine schmerzhafte Geschichte der Verfolgung, Vertreibung und der sturen, unnachgiebigen Assimilation.

Ich hatte irgendwann genug davon.

Mein gemütliches Dasein in der angeblichen Mehrheitsbevölkerung, die einfachen Kategorien der Zugehörigkeit. Zum Teufel damit! Ich spürte, es war für mich an der Zeit, zu lernen, wie divers meine Heimat tatsächlich ist. Und nicht nur die, sondern unser gesamter Kontinent - sobald man nur hie und da leicht an der Tapete zieht. Nicht zuletzt war es für mich aber an der Zeit, meinen eigenen Platz in all dem zu finden.

So reiste ich ein Jahr lang in die Grenzregionen Europas, sprach mit Menschen aus verschiedenen ethnischen Minderheiten und versuchte zu verstehen, was diese Länder an den Grenzen, diese Länder im Schwitzkasten der Nationen, so besonders macht. Dabei stieß ich auf die faszinierenden Geschichten dieses Kontinents, die an seinen Grenzen noch immer weiter geschrieben werden.

Meine Reisen brachten mich in:

- Die sorbische Lausitz
- Das mythische Siebenbürgen in Rumänien
- Die Jenische Welt Mitteleuropas in Österreich, der Schweiz und Deutschland
- Das Burgenland
- und schließlich nach Hause nach Kärnten

Überall sprach ich mich Menschen aus nationalen Minderheiten über ihren Alltag und die Probleme des Erhalts ihrer Kultur: Mit Sorben und Sorbinnen, Siebenbürger Sachsen und Sächsinnen, mit Jenischen, Burgendlandkroaten und Kroatinnen und mit Kärnten Slowenen und Sloweninnen.

Bist du bereit, mit mir an der Tapete der nationalstaatlichen Tapete zu ziehen? Dann lies gleich rein in dieses Reisebuch an die Grenzen Europas.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Venatrix in einem Regal.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2023

Eine interessante Reise

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Der Autor macht sich auf den Weg, um sprachliche Minderheiten in Europa zu suchen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Er möchte herausfinden, was diese Menschen bewegt und wie sie es schaffen, ihre Sprachen ...

Der Autor macht sich auf den Weg, um sprachliche Minderheiten in Europa zu suchen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Er möchte herausfinden, was diese Menschen bewegt und wie sie es schaffen, ihre Sprachen zu bewahren. Auf dieser Reise besucht er verschiedenste Grenzregionen, die immer auch einige Gemeinsamkeiten haben, auch wenn sie weit von einander entfernt zu finden sind.
Mir hat das Buch gut gefallen. Der Autor berichtet von der Reise, die er unternommen hat und den Begegnungen mit einigen Menschen. Genauso wird man beim Lesen aber in die Geschichte der Region entführt und es wird beschrieben, wie es dazu gekommen ist, dass es diese sprachliche Minderheit gibt. Diese Mischung ist sehr gelungen und nach der Lektüre werde ich mich genauer informieren, wenn ich bei meinen Reisen ein Schild sehe, auf dem zwei Sprachen zu finden sind.

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Veröffentlicht am 22.07.2023

Hat noch ein wenig Luft nach oben

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Ralf Grabuschnig nimmt seine Leser auf mehrere Reisen mit, auf denen er sprachlichen Minderheiten nachgeht. Dabei trifft er unter anderen auf die Jenischen, die aufgrund ihres fahrenden Lebensstils in ...

Ralf Grabuschnig nimmt seine Leser auf mehrere Reisen mit, auf denen er sprachlichen Minderheiten nachgeht. Dabei trifft er unter anderen auf die Jenischen, die aufgrund ihres fahrenden Lebensstils in der NS-Zeit verfolgt wurden, obwohl sie als Arier klassifiziert worden sind. Die Jenischen werden auch heute noch scheel angesehen und man vermietet ihnen, ähnlich wie den Roma und Sinti auf ihrer Wanderschaft, kaum Plätze, auf denen sie ihre Zusammenkünfte abhalten können.

Eine andere Reise führt ihn nach Bautzen, wo eine sorbische Minderheit lebt. Die Menschen schwanken wie andere Minderheiten zwischen Assimilation und Bewahren der eigenen Wurzeln. Nachdem die Großvätergeneration verfolgt, die der Väter assimiliert hat, besinnen sich die Enkel wieder ihrer slawischen Herkunft. Dazu gibt es zahlreiche Brauchtumsveranstaltungen, die manchmal zum Biertrinken (und Übergenuss) animieren.

Um autochthone Sprachinseln zu entdecken, hätte der Autor gar nicht so weit reisen müssen: Er ist Kärntner, dessen Familie die slowenischen Wurzeln zwar nicht verleugnet, aber als Familiengeheimnis nicht offenbart.

Meine Meinung:

Ich muss zugeben, etwas anderes erwartet zu haben, zumal der Autor viel Wert auf sein Interesse und sein Studium der Geschichte legt. Das Wort „Grenze“ wird außer im Titel nicht allzu oft gebraucht. Dabei gäbe es über Grenzen eine Menge zu sagen: Grundstücksgrenze, Landesgrenze, Staatsgrenze, Grenze des guten Geschmacks, grenzenlos, Schengen-Grenze etc.. Wobei Grenzen hat es schon immer gegeben, einfach um eigenes Territorium von anderem abzugrenzen. Ralf Grabuschnig ist im quasi grenzenlosen Europa aufgewachsen. Die etwas älteren von uns werden sich auf dem Weg in den Urlaub an Kontrollen an den Staatsgrenzen Deutschlands, Österreichs oder Italiens erinnern, die stundenlange Wartezeiten bedeutet haben. Nur „Ausgrenzung“ schwingt immer wieder mit, wenn Ralf Grabuschnig über das Verhältnis Mehrheit/Minderheit schreibt.

Mir ist nicht ganz klar, was der Autor mit seinem Buch sagen will. Dass er Menschen getroffen hat, deren Muttersprache eigentlich eine andere als Deutsch ist? Die sich, um im Alltag keine Nachteile zu haben, seit Jahrhunderten an die Mehrheit angepasst haben? Dass sie ihre Wurzeln verleugnet oder vergessen haben und die (über)nächste Generation sich ihrer Herkunft wieder?

Von Zuwanderern wird erwartet, dass sie rasch die Sprache jenes Landes lernen, in das sie eingewandert sind und ihre Herkunftssprache (und Gebräuche) möglichst unsichtbar machen. Gleichzeitig wird bedauert, dass vor Jahrhunderten Eingewanderte sich nicht auf ihre Wurzel besinnen. Ist es ein scheinbarer oder echter Widerspruch? Oder nur eine Frage der zeitlichen Distanz?

Leider erfahren wir wenig über die Aussiedlergeschichten von jenen Volksgruppen, die unter ihren Herrschern wie z.B. Friedrich II, und/oder Maria Theresia aufgrund ihrer Religion oder wegen anderer politischer Interessen in, wegen Seuchen und Kriegshandlungen, entvölkerten Landstrichen angesiedelt worden sind. Da hätte der Historiker sicherlich einiges erzählen können.

Der Schreibstil ist stellenweise ziemlich flapsig, was gut zu einem Reiseblog passt. Mir persönlich fehlt ein bisschen die wissenschaftliche Aufarbeitung. Immerhin gibt es in Österreich sechs anerkannte autochthone Sprachgruppen, nämlich die kroatische, die slowenische, die ungarische, die tschechische und die slowakische Volksgruppe sowie die Volksgruppe der Roma.

Obwohl der Autor mehrmals betont, wie wichtig ihm Geschichte ist, (er hat ja Geschichte studiert), gibt es kaum wissenschaftliche Analysen oder Statistiken, sondern lediglich Eindrücke eines jungen Reisenden, der (gefühlt) oft aus dem Staunen nicht herauskommt und an den oft bierseligen Festen teilnimmt.

Für jene Leser, die sich bislang weder mit Sprachinseln oder den Jenischen beschäftigt haben, ist dieses leider nur 139 Seiten dünne Buch ein sehr guter Einstieg. Es kann den einen oder anderen neugierig machen, mehr über sprachliche Minderheiten zu erfahren. Da trägt die Form des Reiseblogs mit der Aufzählung der Abenteuer beim Bahnfahren mit der DB bei. Für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema muss wohl zu anderen Büchern gegriffen werden.

Fazit:

Abenteuerliche Reisen zwischen den verschwommenen Grenzen von Minderheit und Mehrheit. Gerne gebe ich hier 3 Sterne, da das Buch noch ein wenig Luft nach oben hat.