Tagebuch tut Wahrheit kund
Den Schuldigen soll nicht vergeben werden, die Unschuldigen sollen niemals vergessen sein. Wir errichten Mahnmale und Gedenkstätten, verfassen Tatsachenberichte und Filmdokumentationen über bestimmte dunkle ...
Den Schuldigen soll nicht vergeben werden, die Unschuldigen sollen niemals vergessen sein. Wir errichten Mahnmale und Gedenkstätten, verfassen Tatsachenberichte und Filmdokumentationen über bestimmte dunkle Jahrzehnte in Europas nicht allzu ferner Vergangenheit. Doch manchmal sind es gerade die leisen Töne, die zahlreichen fiktiven, aber dennoch sorgfältig recherchierten Geschichten, die in Krimis und anderen Büchern Einzug halten und hier genauso viel Bestürzung und Ekel auslösen können wie ein Zeitzeugenbericht.
“Falkenberg” ist so ein Beispiel. Schüler finden in Hamburg eine Leiche und die Truppe der Mordbereitschaft 5 rund um Banu Kurtoğlu und Stella Brandes nimmt ihre Arbeit auf. Der Tote war gut situiert und lebte in einer Seniorenresidenz. Einige illustre Charaktere tauchen in seinem Umfeld auf, dennoch ergeben sich wenig Ansätze für Ermittlungen. Wer will schon einem alten Knacker Böses?
Der Schlüssel scheint in der Vergangenheit zu liegen, alte Tagebucheinträge wechseln sich mit den aktuellen Ereignissen ab. Und so interessant diese auch sind, neben den so packend und eindringlich geschilderten damaligen Erlebnisse eines Mädchens verblassen sie doch etwas. Diese kurzen Ausflüge in die (fiktive und doch wieder nicht) Vergangenheit tragen den Roman, geistern im Kopf herum und lassen einen an der geistigen Gesundheit der Beteiligten zweifeln. Und zwar nicht derer, denen dies vorgeworfen wurde.
Am Ende steht neber einer Lösung des Falls noch ein Moraldilemma. Ein Aspekt, mit dem Polizisten wahrscheinlich häufiger konfrontiert sind als man annimmt und das eher selten zur Sprach gebracht wird. Und wieder beschäftigt den Leser sehr eindringlich eine Frage: Was würde ich tun?