Cover-Bild Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Tropen
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 263
  • Ersterscheinung: 26.01.2019
  • ISBN: 9783608504194
Reni Eddo-Lodge

Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche

Anette Grube (Übersetzer)

Viel zu lange wurde Rassismus als reines Problem rechter Extremisten definiert. Doch die subtileren, nicht weniger gefährlichen Vorurteile finden sich dort, wo man am wenigsten mit ihnen rechnen würde – im Herzen der achtbaren Gesellschaft.

Was bedeutet es, in einer Welt, in der Weißsein als die selbstverständliche Norm gilt, nicht weiß zu sein? Reni Eddo-Lodge spürt den historischen Wurzeln der Vorurteile nach, und zeigt unmissverständlich, dass die Ungleichbehandlung Weißer und Nicht-Weißer unseren Systemen seit Generationen eingeschrieben ist. Ob in Politik oder Popkultur – nicht nur in der europaweiten Angst vor Immigration, sondern auch in aufwogenden Protestwellen gegen eine schwarze Hermine oder einen dunkelhäutigen Stormtrooper wird klar: Diskriminierende Tendenzen werden nicht nur von offenen Rassisten, sondern auch von vermeintlich toleranten Menschen praktiziert. Um die Ungerechtigkeiten des strukturellen Rassismus herauszustellen und zu bekämpfen, müssen darum People of Color und Weiße gleichermaßen aktiv werden – »Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt nur uns.«

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2019

Ein großartiges Debüt, das mich fast sprachlos zurück lässt.

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"Nach einem Leben als Verkörperung des Unterschieds habe ich nicht das Bedürfnis, gleich zu sein. Ich will die strukturelle Macht eines Systems brechen, das mich als anders gekennzeichnet hat. Ich möchte ...

"Nach einem Leben als Verkörperung des Unterschieds habe ich nicht das Bedürfnis, gleich zu sein. Ich will die strukturelle Macht eines Systems brechen, das mich als anders gekennzeichnet hat. Ich möchte mich nicht an den Status quo assimilieren. Ich möchte von allen negativen Unterstellungen befreit werden, die meine Charakteristika mit sich bringen. Nicht mir fällt die Bürde zu, mich zu verändern. Die Welt um mich herum soll sich ändern."

Dieses Buch wurde in den letzten Monaten und Jahren sehr gehypet, sodass ich beschlossen habe, die deutsche Übersetzung zu lesen. Als erstes muss ich festhalten dass der Titel sehr irreführend ist, denn dieses Buch ist nicht nur für Schwarze oder Farbige, sondern sehr wohl auch für weisse bzw schlicht für alle Menschen dieser Erde geschrieben.

Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt und lässt mich fast sprachlos zurück. Jeder dem soziale Gerechtigkeit, seine Mitmenschen und unsere Gesellschaft wichtig ist, sollte dieses Buch lesen. Eddo-Lodge fasst die Geschichte von Sklaverei und Rassismus in Großbritannien auf spannende und faszinierende Weise zusammen. Sie erklärt white privilege, die Angst vor der Übernahme der Schwarzen, weißen Feminismus, soziale Klassen im heutigen Großbritannien und den Zusammenhang zur Hautfarbe, und schlussendlich was wir alle tun können. Schön fand ich auch noch den Anhang, in dem sie beschreibt wie Leute seit dem Erscheinen des Buches auf sie zugekommen sind.

Eddo-Lodge hat einen wundervoll fließenden Schreibstil, der nie langweilig wird und mich oft daran gehindert hat, das Buch wegzulegen. Besonders der Teil über Feminismus war sehr erleuchten. Ein sehr wichtiges Buch, das ich jedem empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Reni Eddo-Lodge - Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche

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Europa zu Jahresbeginn 2019: die Briten versuchen krampfhaft am Brexit festzuhalten und sich gegenüber dem Rest der Welt abzuschotten. In Frankreich toben Gelbwesten gegen die herrschende Elite. In weiten ...

Europa zu Jahresbeginn 2019: die Briten versuchen krampfhaft am Brexit festzuhalten und sich gegenüber dem Rest der Welt abzuschotten. In Frankreich toben Gelbwesten gegen die herrschende Elite. In weiten Teilen des Rests des Kontinents erfreuen sich Parteien mit rechten, ausländerfeindlichen und rückwärtsgewandten Parolen großer Zustimmung. Liberale, multikulturelle Ideen der 1990er und des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends haben ausgedient. Die fragile weltpolitische und prekäre ökonomische Lage vieler befördern scheinbar alte Ressentiments und Rassismus. Aber war der Rassismus jemals wirklich überwunden?

Die britische Journalistin Reni Eddo-Lodge bezieht eine deutliche Position in ihrer Streitschrift. Nicht nur war der Rassismus nie überwunden, im Gegenteil, das sogenannte White Priviledge ist immanenter, struktureller Bestanteil der britischen Gesellschaft. Nach einem historischen Abriss und der Definition dessen, was sie unter White Priviledge versteht, widmet sie sich auch der Feminismusfrage und der sozialen Klasse unter diesem Gesichtspunkt. Ihr Fazit ist ernüchternd. Und bisweilen schwierig auszuhalten.

Differenziert legt sie ihre These dar, nachvollziehbar erläutert sie, wie sie und andere persons of colour im Alltag Rassismus und Benachteiligung erleben, auf welchen Grundlagen diese basieren und wieso manchmal gut gemeinte Absichten doch unterschwellig rassistisch sind. Es ist für beide Seiten ein schmaler Grat, weder will sie allen Weißen Rassismus unterstellen, noch negiert sie die Nachteile, die auch Weiße Frauen oder Arbeiter erleben. Aber sie unterstreicht doch, wie leicht Menschen mit weißer Hautfarbe über ihr Privileg hinwegsehen, es als gegeben hinnehmen, dass die Helden in Film und Literatur selbstverständlich weiß sind, dass ihnen die Vorstellungskraft fehlt, um das nachzuvollziehen, was BME (black and minority ethnic) erleben und dass die Rassenfrage oft auf die USA begrenzt ist und die europäische Dimension ausgeblendet wird.

Es ist nicht leicht, sich beim Lesen des Buchs nicht angegriffen und ungerecht behandelt zu fühlen. Man möchte der Autorin an vielen Stellen laut widersprechen, Einhalt gebieten und ihre Thesen verwerfen. Viele der Beispiele sind jedoch auch wiederum so eindeutig, dass man reflexartig zu Scham neigt und sich fragt, wie es so weit kommen konnte. Aber letztlich ist das Paradoxon des Titels und des Inhalts ein ganz wesentlicher Punkt: wir müssen darüber reden.