Patrick Abozen (Sprecher), Timo Weisschnur (Sprecher), Werner Löcher-Lawrence (Übersetzer)
Es scheint ein Samstagabend wie jeder andere zu sein: Der schwarze Arbeiter Fred Daniels ist auf dem Weg nachhause zu seiner hochschwangeren Frau, Rachel, den Wochenlohn in der Hosentasche. Als ihn plötzlich drei Polizisten anhalten und verhaften, geht er noch von einem Missverständnis aus, aber als sie ihn eines Mordes beschuldigen, ahnt er langsam, in was für einen Albtraum er geraten ist. Schläge, Kreuzverhör, psychische Manipulation entfremden ihn von der Welt und der Realität, er unterschreibt ein Geständnis, das ihm in einem schwachen Moment und unter falschen Versprechungen vorgelegt wird. So bleibt ihm nur die Flucht in den Untergrund – in das dunkle, nasse Labyrinth der Kanalisation.
Richard Wright, der schon 1960 starb, gilt zu Recht als bedeutender Autor, auch wenn er heute vielleicht nicht mehr so bekannt sit wie James Baldwin.
Das Buch ist in den vierziger Jahren geschrieben, aber ...
Richard Wright, der schon 1960 starb, gilt zu Recht als bedeutender Autor, auch wenn er heute vielleicht nicht mehr so bekannt sit wie James Baldwin.
Das Buch ist in den vierziger Jahren geschrieben, aber thematisch auch heute noch leider sehr aktuell. Es geht um Polizeigewalt in den USA gegen schwarze Menschen.
Hier ist der 29jährige Fred Daniels Opfer der Polizeigewalt. Er wird ohne begründeten Verdacht nur aufgrund seiner Hautfarbe festgenommen und des Mordes beschuldigt. Die Polizisten misshandeln ihn und er unterschreibt ein Geständnis.Später kann er entkommen und es folgen einige absurde Passagen mit surrealen Kontext.
Der Text wird so vorgetragen, dass man Freds Schicksal gut nachvollziehen kann. Ich denke, das Buch funktioniert gerade als Hörbuch gut.
Nach dem titelgebenden Text folgt noch ein sehr interessanter Essay mit dem Titel „Erinnerungen an meine Großmutter“, der Bezüge zu Der Mann im Untergrund enthält. Ein starkes Essay.
Das Hörbuch wird mit einem Nachwort und einer Anmerkung abgeschlossen.
"Der Mann im Untergrund" von Richard Wright ist als ungekürztes Hörbuch mit einer Laufzeit von 6 Stunden, 48 Minuten beim Argon Verlag erschienen und wird gesprochen von Patrick Abozen und Timo Weisschnur.
Zum ...
"Der Mann im Untergrund" von Richard Wright ist als ungekürztes Hörbuch mit einer Laufzeit von 6 Stunden, 48 Minuten beim Argon Verlag erschienen und wird gesprochen von Patrick Abozen und Timo Weisschnur.
Zum Inhalt: Fred Daniels, ein Schwarzer, ist auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Plötzlich wird er von drei Polizisten verhaftet und auf die Wache gebracht, wo sie ihn verhören und unbedingt dazu bringen wollen, einen bestialischen Doppelmord zu gestehen, der im Nachbarhaus seiner Arbeitgeber passierte.
Die methoden sind brutal und Daniels unterliegt übelster Polizeiwillkür. Er wird psychisch und physisch gezielt geschwächt und dann dazu gebracht, ein Geständnis zu unterschreiben...!
Dann gelingt ihm die Flucht, und anstatt heim zu seiner schwangeren Frauzu können, taucht er in das Dunkel der Kanalisation unter...
Meine Meinung:
Ich muss sagen, der Beginn hat mich sehr erschüttert und bewegt, tatsächlich hatte ich ordentlich Tränen in den Augen, vor Wut, Mitleid und Trauer. Die Situation fand ich beklemmend und von Richard Wright so lebendig geschildert, dass alles authentisch und höchst nachvollziehbar herüberkam.
Allerdings änderte sich das für mein persönliches Empfinden nach Daniels´Abtauchen in den Untergrund schlagartig. Warum? Weil der Mann durch das Verhör so fertig, so kaputt und verwirrt war, dass er überhaupt nichts mehr hinbekommen hat, nicht mal mehr, zusammenhängende Sätze von sich zu geben. Dann seine Flucht, und zack, als wäre ein Schalter umgelegt worden, war er im Untergrund klar und dachte rational handelte und beherrscht und stets überlegt. Das war in meinen Augen unrealistisch und nicht glaubwürdig.
Die weiteren Geschehnisse und Freds Erfahrungen, der heimliche Blick aus der Kanalisation in viele unterschiedliche Bereiche, war interessant, hat mich aber nicht wirklich mehr gepackt.
Das Ende war unbefriedigend und die zweite im Hörbuch enthaltene Geschichte habe ich dann nach wenigen Minuten abgeschaltet, das wurde mir zu religiös.
Drei Sterne für den großartigen Einstige, die Leistung der Sprecher und das Grundthema der Erzählung.
Die beiden Sprecher haben ihren Job sehr gut gemacht und haben mir gut gefallen.
Erschreckend, wie seinerzeit die Polizei mit Schwarzen umsprang in den USA, das ist ja sogar heutzutage noch nicht ganz vom Tisch. Auch kamen die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit des Schwarzen sowie die völlige Gleichgültigkeit der Weißen gegenüber seines Schicksals sehr gut heraus.
Der Mann im Untergrund
Richard Wright
aus dem Amerikanischen von Werner Löcher-Lawrence,
gesprochen von Patrick Abozen und Timo Weisschnur
Der schwarze Arbeiter Fred Daniels erhält am Ende der Woche ...
Der Mann im Untergrund
Richard Wright
aus dem Amerikanischen von Werner Löcher-Lawrence,
gesprochen von Patrick Abozen und Timo Weisschnur
Der schwarze Arbeiter Fred Daniels erhält am Ende der Woche seinen Lohn und geht zur Bushaltestelle, um nach Hause, zu seiner hochschwangeren Frau, zu fahren.
Aufgehalten wird er von drei weißen Polizisten, die ihn beschuldigen, die Nachbarn seiner Arbeitgeberin kaltblütig ermordet zu haben. Fred streitet alles ab, er sei noch nie im Hause der Nachbarn gewesen und einen Doppelmord könnte er, ein treuer Kirchgänger, schon gar nicht verüben.
Die Polizisten hören ihm nicht zu, inhaftieren ihn, foltern und manipulieren ihn so lange psychisch und physisch, bis er ein Schuldgeständnis unterschreibt.
Fred kann flüchten, hebt einen Kanaldeckel an und versteckt sich in der Kanalisation.
In diesem zweitem Teil des Buches verliert er seine Unschuld und kommt zu einer überwältigenden Einsicht, die ihn im dritten Teil des Buches zu den Polizisten zurückführt.
Der afroamerikanische Autor Richard Wright (1908-1960) war einer der einflussreichsten Schriftsteller seiner Zeit in Amerika. Der Roman wurde bereits 1941/42 geschrieben, jedoch zunächst von seinem Verleger abgelehnt. Heute erscheint dieser Roman erstmals in ungekürzter Fassung.
Leider ist "polizeiliche Gewalt“ in Amerika noch immer hochaktuell #blacklivesmatters und daher auch ein wichtiges Thema, jedoch konnte mich der Roman nicht ganz einfangen.
Begonnen hat er so eindrücklich, dass ich Fred am liebsten zur Hilfe geeilt wäre, aber für mich verlor sich die Spannung, als er in die Kanalisation floh. Die erlebten Geschichten im Untergrund wurden mir lang, trotz der sehr guten Sprecher des Hörbuchs.
Dennoch 3 Sterne für den spannenden Einstieg ins Buch, das gute Cover und das wichtige Thema, was bestimmt viele Leser finden wird.