Cover-Bild Das deutsche Alibi
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17,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Goldmann
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Ersterscheinung: 17.04.2024
  • ISBN: 9783641306762
Ruth Hoffmann

Das deutsche Alibi

Mythos „Stauffenberg-Attentat“ – wie der 20. Juli 1944 verklärt und politisch instrumentalisiert wird
Nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2024Ein Datum im Dienst der PolitikZum 20. Juli 1944 scheint alles gesagt. Wir wissen, wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg die Bombe platzierte, warum der Anschlag misslang und dass es trotzdem aller Ehren wert ist. Dass aber in Wirklichkeit rund 200 Personen, ein breites Bündnis von Menschen aller sozialer Schichten und unterschiedlichster politischer Couleur am sogenannten »Stauffenberg-Attentat« beteiligt waren, ist nur wenigen bewusst. Noch heute gilt der 20. Juli 1944 als »Aufstand des Gewissens« einer kleinen Gruppe konservativer Militärs, noch heute verstellt diese legendenhafte Überhöhung unseren Blick auf die Ereignisse und die gesellschaftliche Vielfalt der Verschwörung. Die Journalistin Ruth Hoffmann unternimmt eine umfassende und längst überfällige Dekonstruktion des Mythos »Stauffenberg-Attentat« und zeichnet nach, wie der 20. Juli seit Gründung der Bundesrepublik politisch instrumentalisiert wird: mal um sich gegen die DDR abzusetzen und kommunistische Widerständler zu diffamieren; mal um Politikern, die mit dem NS-Regime kollaboriert hatten, eine Nähe zum Widerstand anzudichten; oder, wie neuerdings die AfD, um die eigene Demokratiefeindlichkeit mit einem angeblichen Widerstandsgeist in der Tradition Stauffenbergs zu kaschieren.Das deutsche Alibi ist der profund recherchierte Beitrag zu einem schicksalhaften Datum, in dem sich bis heute das schwierige Verhältnis zu unserer eigenen Geschichte spiegelt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2024

Aufstand des schlechten Gewissens?!

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Für mich unglaublich und nicht nachvollziehbar. Nachkommen der Widerstandsgruppe um Stauffenberg wurden noch Jahre nach Kriegsende als „Verräterkinder“ ausgegrenzt und beschimpft. Und dann gibt es noch ...

Für mich unglaublich und nicht nachvollziehbar. Nachkommen der Widerstandsgruppe um Stauffenberg wurden noch Jahre nach Kriegsende als „Verräterkinder“ ausgegrenzt und beschimpft. Und dann gibt es noch die Frage, ob es tatsächlich nur die bekannten Verbündeten Stauffenbergs waren, die eine Wende im Kriegsgeschehen herbeiführen wollten. Die Journalistin und Autorin des Buches „Das deutsche Alibi“, nominiert für #DeutscherSachbuchpreis, ging den offenen Fragen nach und zeigt ganz klar, wie der 20.07.1944 politisch instrumentalisiert wurde und wird.

Diese sogenannten „Persilscheine“ wurden auch denen ausgestellt, die aktiv in SS und SA tätig waren. Warum? Weil ja alle nur sehr arme Männer waren, die ausnahmslos von ihrem Führer verführt wurden. Sie konnten ja nichts dafür. Eine eigene Meinung kannten sie nicht. (Achtung, das ist Ironie). Niemand hatte Schuld am Geschehen damaliger Zeit. Menschen, die im Widerstand tätig waren wurden verachtet und von vielen als Verräter gebrandmarkt. Sie wurden gemieden.

Eine Hinterbliebenenversorgung gab es nur für Witwen der SS und SA. Nicht für jene, die ihre Männer aufgrund der Aktion vom 20. Juli 1944 verloren. Die Begründung: „Die Versorgung kann nur jenen gewährt werden, die durch ihren Militärdienst zu Schaden gekommen sind.“ Und der Herr Adenauer? Was ließ er verlauten? „Niemand darf die Soldaten wegen ihrer früheren Tätigkeit tadeln. Der Anteil derer, die wirklich schuldig waren, sei so gering, dass damit der Ehre der deutschen Wehrmacht kein Abbruch geschieht.“ Das Lesen dieser Sätze war für mich erschreckend.

Wie bitte? „Das Kapitel der Kollektivschuld muss ein für allemal beendet sein.“ Nein, nach dem Lesen des Buches wundert es mich nicht, dass so viele Menschen sich zu einer Partei hingezogen fühlen, die genau diese Meinung vertritt. Hätte es den Oberstaatsanwalt Fritz Bauer nicht gegeben, wären selbst übelste Verbrecher mit einer weißen Weste unbehelligt durchs Leben gegangen.

Ein Zitat aus dem Buch gibt es noch zum Schluss meiner Rezension:
„Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann jederzeit wieder Zukunft werden.“ Das sagte einst Fritz Bauer.

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Veröffentlicht am 22.05.2024

EIne Leseempfehlung!

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Wenn sich in wenigen Wochen der 20. Juli 1944 zum 80. Mal jährt, wird wie jedes Jahr mit Pomp und Trara, dem Attentat auf Hitler gedacht. Das war nicht immer so. Jahrelang hat man die Gruppe rund um Claus ...

Wenn sich in wenigen Wochen der 20. Juli 1944 zum 80. Mal jährt, wird wie jedes Jahr mit Pomp und Trara, dem Attentat auf Hitler gedacht. Das war nicht immer so. Jahrelang hat man die Gruppe rund um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und deren Familien verunglimpft, als Verräter beschimpft und als zu Recht hingerichtet bezeichnet. Dann wendet sich das Blatt und plötzlich umgibt die Gruppe ein Glorienschein, in dessen Glanz sich die Politikprominenz sonnt. Niemand kommt auf die Idee, dass die Hinterbliebenen ein stilles Gedenken im Bendlerblock haben möchten, ohne martialisches Stiefelgedröhn und markigen Befehlen.

Journalistin und Autorin Ruth Hoffmann beleuchtet in diesem Buch die Umstände, wie es zu diesem Attentat gekommen ist und warum es letztlich gescheitert ist.

In zehn Kapiteln zeichnet sie nach, wie der 20. Juli seit der Gründung der Bundesrepublik politisch instrumentalisiert wird. Sei es, dass sich die westdeutsche Politik gegen die ostdeutsche abzusetzen versucht und damit kommunistische Widerständler zu diffamieren versucht. Oder sei es, dass man Politiker, die dem NS-Regime nahe standen, nachträglich in ein günstiges Licht rückt.

Zum Unterschied zur BRD hat die DDR hat recht bald nach ihrer Gründung jene Personen postum geehrt, die Widerstand geleistet haben. Dass das in der DDR natürlich vor allem Sozialisten und Kommunisten sind, die ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt haben, ist klar und wird im Westen verleugnet.

Ruth Hoffmann berichtet, dass es zahlreiche Widerstandsgruppen gegeben hat. Erfolg hatte keine. Die Stauffenberg‘sche wird hervorgehoben. Dies wird ihr allerdings schon wenige Stunden nach dem missglückten Bombenanschlag zuteil, jedoch als abschreckendes Beispiel. Es wird von einer „kleinen ehrlosen Clique adeliger Verbrecher“ gesprochen. Doch die Anzahl der an der Verschwörung Beteiligten liegt bei ca. 200 Personen, die gesellschaftliche Schranken überwindend, Hitlers Macht brechen wollte. Die Zahl jener, die in diesem Zusammenhang verhaftetet wurden, geht in die Tausende. Das ist, bei aller Geheimhaltung eine nicht gar so kleine Gruppe, wie das NS-Regime seinen Bürgern weismachen will, und ehrlos sind sie keinesfalls.

Das Buch ist zurecht für den Deutschen Sachbuchpreis 2024 nominiert.

Fazit:

Diesem Buch, das das Gedenken zum 20. Juli 1944, der verteufelt, später verklärt und politisch instrumentalisiert worden ist, ein wenig seine Würde zurückgibt, gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.