Nele hat keinen guten Schlag bei den Jungs. Das liegt nicht daran, dass sie unangenehm oder gar hässlich wäre. Nein, Nele ist einfach nur 1,90 groß.
Das reicht natürlich um uninteressant zu sein und übersehen zu werden - und das bei der Größe!!! Doch das ändert sich, als sie ein Abenteuer mit Jerome hat und am nächsten Tag ein heikles Video von ihr im Netz landet. Kann sie sich so in ihm getäuscht haben?
Wer mich ab und an auf meinem Blog oder meiner Facebookseite besucht, weiß, dass ich eigentlich kein großer Leser von Liebesgeschichten bin. Durch Zufall bin ich vor Jahren auf "Liebe ist was für Idioten. Wie mich." gestoßen, und habe mich -trotz Genre- in Sabine Schoders Stil und Witz verliebt, die dieses Buch zu etwas ganz Besonderem machten. Letztes Jahr durfte ich sie dann auch auf einem vom Fischerverlag organisierten Treffen kennenlernen, wobei sehr schnell deutlich wurde, dass Sabine diesen Humor auch lebt, was das Ganze natürlich noch sympathischer macht, und dennoch gleichzeitig viel Sinn für ernstere Themen und Fragen hat. Dementsprechend war klar, dass ich auch dieses Buch lesen muss, zumal die Story um Nele wirklich interessant klingt.
Also vorab: Schreibstil und Wortwitz: volle Punktzahl! Schon nach wenigen Seiten wird klar, dass die Autorin es auch dieses Mal schaffen wird, mich völlig einzunehmen. Warmherzig, liebevoll, schnoddrig, zynisch, durch viele Attribute lässt sie ihre Charaktere und die Story zum Leben erwachen und schafft Sympathie für ihre Protagonisten. Ich muss ja zugeben, dass ich relativ schnell ein großer Fan von Neles bestem Freund Tom war! Quasi Liebe auf den ersten Blick, auch, wenn er mir vermutlich zu klein wäre... Vielleicht liegt es an der Körpergröße von 1,64m in Kombination mit den Rastas? Oder aber einfach nur an seiner unzerstörbaren Freundschaft und Unterstützung Nele gegenüber, kombiniert mit seiner Schlagfertigkeit? Man weiß es nicht, macht euch am besten selbst ein Bild davon.
Auch Jerome hat seine Reize, zumal er -ganz Bad Boy- natürlich erstmal etwas nebulös bleibt und nach und nach erst kennengelernt wird.
Aber egal, ob es gerade um Nele, Jerome, Tom, oder eine der anderen Personen geht, ein Denkansatz stand für mich beim Lesen klar im Vordergrund, nämlich "don´t judge a book by its cover". Sabine Schoder baut einige Details ein, die so auf den ersten Blick nicht zu erwarten waren, womit dem Leser in regelmäßigen Abständen vor Augen geführt wird, dass nicht immer alles so ist, wie es zunächst erscheinen mag. Dies empfinde ich als wichtige Aussage und dementsprechend schön zu lesen.
Auch die Unterhaltung kommt nicht zu kurz. Die Geschichte um Nele und Co. ist an sich, durch die Wendungen, die Emotionen und die Neugier, die daraus resultiert schon interessant. Zusätzlich dazu gibt es noch einen wirklich geheimnisvollen Aspekt. Seltsame Vorkommnisse, die die Schule auf Trab halten. Ein brennendes Motorrad, ein vermeintlicher Selbstmörder und immer wieder pinke Mädchenturnschuhe... Na wenn das nicht neugierig macht ;)
Einzig Nele hat mir nicht so gut gefallen, wie ich es gerne gehabt hätte. Oh nee, das kann man so nicht schreiben, oder? Wäre auch nicht ganz korrekt, Nele ist nämlich echt putzig! Nein, Kleinigkeiten an Nele haben mich gestört? Besser!
Wie man sich vorstellen kann, ist ihr Selbstwertgefühl nicht gerade das Beste. Alles was sie möchte, ist gesehen zu werden, Aufmerksamkeit und all das, was wohl jedes Mädchen gerne hätte. Also natürlich nicht auf die negative "oh mein Gott, wie groß bist du denn"-Art, sondern auf eine gute.
Dementsprechend unsicher ist sie auch und mit sich selbst hadernd. An sich bin ich da auch noch dabei, denn man kann es ja verstehen und nachvollziehen. Nur ist das für meinen Geschmack einfach etwas zu ausgeprägt, nach der soundsovielten Aufmerksamkeit von ein- und derselben Person, muss man sich dann nicht mehr über alle Maßen wundern, dass er einen gut findet, oder? Zumindest ging es mir so.
In Kombination mit der Tatsache, dass mir ein paar Abläufe zu konstruiert erschienen (wenn man beispielsweise ein Tütchen mit illegalen Substanzen an sich nimmt, um andere zu schützen, warum gibt man es nicht einfach bei nächster Gelegenheit zurück?), ich manchmal sogar ein bisschen an Slapstick denken musste, hat mich dann Nele einfach ein bisschen genervt.
Jetzt nicht so, dass es wirklich gestört hätte, aber ein bisschen weniger hätte mir an dieser Stelle einfach besser gefallen.
Für mich eine süße, gelungene und hinreißende Geschichte über das Anderssein, das Unnützsein von Oberflächlichkeit und die erste Liebe, die wohl für jeden eine ganz besondere Rolle in seinem Leben einnimmt. Das nächste Buch der Autorin wird definitiv wieder seinen Platz in meinem Regal finden.