Für junge Leser geschrieben
„Ikarus fliegt“ von Sally Christie hat eine große Stärke: es ist für 12-Jährige aus der Sicht eines Zwölfjährigen erzählt. Keine abgehobene Erwachsenenperspektive prägt das Buch. Alex, die Hauptfigur, ...
„Ikarus fliegt“ von Sally Christie hat eine große Stärke: es ist für 12-Jährige aus der Sicht eines Zwölfjährigen erzählt. Keine abgehobene Erwachsenenperspektive prägt das Buch. Alex, die Hauptfigur, schildert seine Sicht der Dinge, und dazu gehört auch, dass er selten so richtig den Durchblick hat.
Während man am Anfang bei „Ikarus fliegt“ noch den Eindruck hat, es handle sich um eine typische Anti-Mobbing-Geschichte, weil Alex ständig darüber philosophiert, auf welche Art und Weise man nicht zum Opfer in der Klasse wird, entwickelt sich das Buch immer mehr zu einer Geschichte um Freundschaft und Mut. Denn ein Mitschüler aus Alex‘ Klasse verteilt heimlich Zettel, die sagen: Ein Junge wird fliegen, wie Ikarus. Und schnell wird klar: Alex‘ Strategie, möglichst nicht aufzufallen, kann bald nicht mehr funktionieren.
Überzeugend ist dabei vor allem die Darstellung, wie zaghaft Freundschaft entsteht. Denn Alex findet heraus, von wem der Zettel stammt und will bei dem Abenteuer Ikarus mitmachen und zwischen den beiden Jungen entsteht nach und nach eine zaghafte Freundschaft. Die Gefahr sieht Alex zunächst nicht.
Dass am Schluss des Buches noch aus einer zweiten Perspektive erzählt wird, um die Handlung zu einer guten Auflösung zu bringen, ist schade. So braucht es doch den deus ex machina, der in die Handlung eingreift. Dabei ist es gerade die Frage, ob der Flug des „Ikarus“ nun gut ausgeht, die für Spannung sorgt. Da bleibt es nicht aus, dass man als Leser ein wenig enttäuscht zurückbleibt.
Fazit: Ein Buch, das für junge Leser bis 12 spannend ist, älteren dürfte die Handlung zu konstruiert und die Charaktere nicht nah genug sein.