✎ Sanny Regen - Diverse Töne Rot;
Als mich der Verlag fragte, ob ich das vorliegende Buch lesen und rezensieren mag, habe ich nicht lange gezögert. Das Genre "Biographien / Erfahrungen" ist das meistgelesene Genre in meinem Repertoire, ...
Als mich der Verlag fragte, ob ich das vorliegende Buch lesen und rezensieren mag, habe ich nicht lange gezögert. Das Genre "Biographien / Erfahrungen" ist das meistgelesene Genre in meinem Repertoire, weil ich mich sehr für (fremde) Schicksale interessiere.
In Sanny Regens Geschichte rein zu kommen, ist auch gar nicht so schwer, wie anfangs angenommen. Wir bekommen zwei Erzählweisen serviert: Die dritte Person und der Ich-Erzähler - und das, obwohl das Buch komplett von der Autorin stammt. Ich persönlich fand diese Vorgehensweise sehr gut. Die Teile, in denen die Verfasserin in der Ich-Erzählweise schreibt, sind streckenweise wirklich heftig. Durch die Wechsel mit der unpersönlichen Sicht hatte ich das Gefühl, zwischendurch auch mal Luft holen zu können.
Ich bin auch nicht - wie so oft - durch die Publikation geflogen, sondern habe sie manchmal zur Seite gelegt, um mich zu sammeln oder einfach nachzudenken. Der Wiedereinstieg fiel jedes Mal leicht, denn die Schriftstellerin hat einen Schreibstil, der einen mitreißt. Einzig allein die Überschriften finde ich nicht ganz gelungen. Sie klingen ein wenig lieblos. Ich fragte mich oft, was genau man damit ausdrücken mag. Sind es tatsächlich die "Stationen", die Frau Regen durchlebt? Gibt es kontinuierlich einen Bruch? Das Gefühl habe ich als Leser nicht gehabt - aber vielleicht täuscht mich meine Empfindung dahingehend auch, möchte nicht alles an mich rankommen lassen, was wir in und zwischen den Zeilen erfahren.
Die Urheberin zeigt auf, was es bei ihr heißt, Borderlinerin zu sein - und dass nicht alle gleich sind. Beim Lesen sollte man sich vor Augen halten, dass man ein Schicksal liest, keine fiktive Geschichte; dass dies gewiss bereits so oder so ähnlich publiziert wurde, Sanny Regen jedoch ihre Story mitteilen mag - und diese noch nicht zu Ende erzählt ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in ein paar Jahr(zehnt)en erneut etwas von ihr zu lesen gibt - und darauf wäre ich sehr gespannt.
Zum Schluss noch eine Warnung: Die Lektüre kann Betroffenen helfen, aber sie kann auch triggern. (und dies nicht zu knapp) Das sollte man bedenken, wenn man zu diesen Zeilen, die ich gerne weiterempfehle, greift.
©2017