Cover-Bild Diverse Töne Rot;
11,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Starks-Sture Verlag
  • Themenbereich: Gesundheit, Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 168
  • Ersterscheinung: 15.03.2017
  • ISBN: 9783939586258
Sanny Regen

Diverse Töne Rot;

Borderline – und nach außen alles normal!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2017

✎ Sanny Regen - Diverse Töne Rot;

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Als mich der Verlag fragte, ob ich das vorliegende Buch lesen und rezensieren mag, habe ich nicht lange gezögert. Das Genre "Biographien / Erfahrungen" ist das meistgelesene Genre in meinem Repertoire, ...

Als mich der Verlag fragte, ob ich das vorliegende Buch lesen und rezensieren mag, habe ich nicht lange gezögert. Das Genre "Biographien / Erfahrungen" ist das meistgelesene Genre in meinem Repertoire, weil ich mich sehr für (fremde) Schicksale interessiere.

In Sanny Regens Geschichte rein zu kommen, ist auch gar nicht so schwer, wie anfangs angenommen. Wir bekommen zwei Erzählweisen serviert: Die dritte Person und der Ich-Erzähler - und das, obwohl das Buch komplett von der Autorin stammt. Ich persönlich fand diese Vorgehensweise sehr gut. Die Teile, in denen die Verfasserin in der Ich-Erzählweise schreibt, sind streckenweise wirklich heftig. Durch die Wechsel mit der unpersönlichen Sicht hatte ich das Gefühl, zwischendurch auch mal Luft holen zu können.

Ich bin auch nicht - wie so oft - durch die Publikation geflogen, sondern habe sie manchmal zur Seite gelegt, um mich zu sammeln oder einfach nachzudenken. Der Wiedereinstieg fiel jedes Mal leicht, denn die Schriftstellerin hat einen Schreibstil, der einen mitreißt. Einzig allein die Überschriften finde ich nicht ganz gelungen. Sie klingen ein wenig lieblos. Ich fragte mich oft, was genau man damit ausdrücken mag. Sind es tatsächlich die "Stationen", die Frau Regen durchlebt? Gibt es kontinuierlich einen Bruch? Das Gefühl habe ich als Leser nicht gehabt - aber vielleicht täuscht mich meine Empfindung dahingehend auch, möchte nicht alles an mich rankommen lassen, was wir in und zwischen den Zeilen erfahren.

Die Urheberin zeigt auf, was es bei ihr heißt, Borderlinerin zu sein - und dass nicht alle gleich sind. Beim Lesen sollte man sich vor Augen halten, dass man ein Schicksal liest, keine fiktive Geschichte; dass dies gewiss bereits so oder so ähnlich publiziert wurde, Sanny Regen jedoch ihre Story mitteilen mag - und diese noch nicht zu Ende erzählt ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in ein paar Jahr(zehnt)en erneut etwas von ihr zu lesen gibt - und darauf wäre ich sehr gespannt.

Zum Schluss noch eine Warnung: Die Lektüre kann Betroffenen helfen, aber sie kann auch triggern. (und dies nicht zu knapp) Das sollte man bedenken, wenn man zu diesen Zeilen, die ich gerne weiterempfehle, greift.

©2017

Veröffentlicht am 22.05.2017

Verwirrend, aber sehr gut geschrieben

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„Dass viele (nicht alle) Borderliner sich verletzen, ist das erste, was Nicht-Borderliner erfahren. Danach möchten die wenigsten Weiteres über diese Krankheit wissen. Dass es in erster Linie eine Emotionsregulationsstörung ...

„Dass viele (nicht alle) Borderliner sich verletzen, ist das erste, was Nicht-Borderliner erfahren. Danach möchten die wenigsten Weiteres über diese Krankheit wissen. Dass es in erster Linie eine Emotionsregulationsstörung ist, die es mir oftmals unmöglich macht, angemessen zu reagieren oder meine Gefühle zu erkennen und entsprechend zu handeln, kann man schon als Fachwissen bezeichnen.“ (S.43)

Dieses Buch ist sehr verwirrend. Ich denke aber, dass das mit Absicht ist. Sanny Regen erzählt ihre Geschichte auf zwei Arten. Einmal ihr aktuelles Leben, mit ihrem Verlobten Stefano und ihren drei Hunden, und den Alltagsproblemen und ihre Gefühlen, und wie sie das alles bewältigt. Gleichzeitig erzählt sie aber auch, kursiv gedruckt, aus ihrer Vergangenheit, und wie sie zu dem Mensch geworden ist, der sie heute ist.
Was daran so verwirrend ist? Die ganze Person Sanny. Es ist kein Buch voller Gejammer wie böse alle Menschen sind, oder wie schlecht sie sich fühlt. Es ist die Erzählung ihres Lebens, mit allen Facetten. Und das macht es so besonders, denn die Facetten sind nicht schön. Aber auch nicht immer schlimm. Und ich habe sehr viel Respekt, nicht nur vor dem Mut der Frau alles zu erzählen, sondern auch vor ihrer Geschichte.
Sanny Regen öffnet die Augen der Menschen, die Borderline als „Macke“ ansehen, oder nicht als „richtige Krankheit“. Sie öffnet aber auch allen unwissenden den Geist für mehr Verständnis.
Sanny Geschichte ist aber auch für sie selbst wichtig, denn diesem Buch vertraut sie Geschichten an, die nicht mal ihre Therapeuten kennen. So hat sie die Möglichkeit diese zu verarbeiten, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, oder bewertet, oder sogar abgewertet zu werden. Wird es am Ende gut? Das weiß ich nicht. Ist ein Leben jemals wirklich nur gut? Die Autorin zeigt auf jeden Fall, dass ein Leben nicht nur schwarz und weiß, oder Graustufen hat, sondern eben auch Diverse Töne Rot;

Veröffentlicht am 11.04.2017

Borderline - Kleine Einblicke und tiefe Abgründe

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Borderline, die Störung der Affektregulation: Betroffene haben keine Kontrolle über ihre inneren Gefühlslagen (Wutausbrüche gegen Menschen und/oder materiellen Dingen). Mit dieser Erkrankung gehen u.a. ...

Borderline, die Störung der Affektregulation: Betroffene haben keine Kontrolle über ihre inneren Gefühlslagen (Wutausbrüche gegen Menschen und/oder materiellen Dingen). Mit dieser Erkrankung gehen u.a. Depressionen, Selbstverletzung, Suizidalität, die Beeinträchtigung des Sozialverhaltens und vielen weiteren Erkrankungen einher.

In dieser Biographie verbindet die Autorin Ursprung und Gegenwart miteinander. Aus der dritten Person heraus beschreibt sie die gegenwärtige Sanny, die Probleme mit ihrem Verlobten und der Arbeit. Sie beschreibt die Streitsituationen, in dem das Gefühl der Selbstverletzung überhand nimmt. Ihre kaum kontrollierbaren Wutausbrüche.

„Für Sanny sind die Menschen merkwürdig. Alles an ihnen erscheint ihr wie eine undenkbare schwere Fremdsprache, die sie nur mit permanenter Übung lernen kann.“ (S. 10)

Dies zeigt sich immer wieder in der Beziehung zu ihrem Verlobten. Die Missverständnisse darin, das Schweigen und sich entfremden.
Ebenso werden die beruflichen Probleme aufgezeigt, das Funktionieren wollen, es allen recht machen – nach außen hin alles als ’normal‘ vorgeben.

Aus der Ich-Perspektive sind Sannys Notizen, ihre Reise in die Vergangenheit auf der sie uns erlaubt teil zunehmen.

„Was anfangs noch ein Spiel war […] wurde Ernst […]“
(S. 46)

Sanny wurde manipuliert, von Beginn an, von ihrem Vater. Während Mutter und Bruder schikaniert und missachtet worden, wurde Sanny auf Händen getragen, gestärkt für die Welt, erhaben über den Pöbel. Der Vater unterzog sie Mutproben, machte ein Spiel daraus, wollte sie darauf trainieren das der Wille stärker als der Körper ist. Doch was sich dahinter verbarg war ein Tyrann, ein übergriflicher Vater welcher seiner Tochter ein verzehrtes Weltbild beibrachte. Sanny wuchs in dem Glauben auf, so wie ihre Familie seien alle Familien.

Solche Geschichten berühren und gehen unter die Haut. Auch wenn ich bereits viele Bücher und Filme über den Ursprung und dem Leben mit solchen und ähnlichen Erkrankungen kenne, bin ich immer wieder neu erschüttert! Was Eltern ihren Kindern antuen können ist kaum in Worte zu fassen. Eine falsche Realität und ein verzehrtes Weltbild wird erschaffen, so tief manipuliert das Sanny bis heute von schlechtem Gewissen begleitet wird.

Es ist schockierend wie sehr ein Umfeld seine Augen verschließen kann. Denn aus der Geschichte von Sanny geht ganz klar hervor: die Familie fiel auf. Wurde von Schule und Jugendamt besucht, waren ungewöhnlich oft im Sprechzimmer des Hausarztes, regelmäßige Krankenhausbesuch. Nie ist jemand wirklich eingeschritten, hat einen genaueren Blick gewagt. Eine Geschichte welche nicht am Stück oder mal eben gelesen werden kann, welcher man sich aber auch nicht mehr entziehen möchte. Von Seite zu Seite taucht man tiefer in ihre Gedankenwelt ein, möchte erfahren wie sich ihr zukünftiges Leben entwickelt, wie sie mit der Konfrontation der eigenen Vergangenheit umgeht.

Ein einnehmendes Buch, welches gerne noch intensiver die Erkrankung selbst hätte skizzieren dürfen.

www.KeJas-BolgBuch.de