Aufmerksam bin ich auf Sarah Crossans Dystopie BREATHE bereits 2013 geworden, da ich zu diesem Zeitpunkt an einem eigenen Dystopie-Projekt arbeitete und mich die Idee sehr faszinierte. Eine Zeit lang verlor ich die Dilogie aus den Augen und bin Ende 2014 durch diverse Bookshelf Tours auf YouTube wieder auf BREATHE gestoßen. Dann dauerte es nicht lange und es fand seinen Weg in mein Bücherregal und ich machte mich mit Freude ans Lesen … und wurde bitter enttäuscht!
Eines muss ich jedoch festhalten: Die Idee ist großartig! Die Vorstellung, dass der Sauerstoffgehalt in Zukunft rapide auf unter 5% fallen könnte, und somit das Leben auf der Erde für uns Menschen unmöglich macht. Dieser Fakt allein birgt eine Menge Potential an politischem und gesellschaftlichem Zündstoff. Die Organisation, oder besser Firma BREATHE, die den Sauerstoff an die Menschen verkauft und daraus - selbstverständlich - Kapitel schlägt dieses überlebenswichtige Gut zu verkaufen, die Gesellschaft extrem in arm und reich gespaltet wird. Daraus ergibt sich geradezu die perfekte Grundlage für einen Aufstand ... ach was, eine Rebellion, die die kapitalistischen Hunde von BREATHE von ihrem mit Elend erkauften Thron stößt. Denn wie der erste Satz des Romans schon sagt: "Atmen ist ein Grundrecht, kein Privileg." (S. 11)
Sarah Crossan hat aus dieser großartigen Idee - die für eine Dystopie keine bessere Grundlage hätte bieten können - jedoch eine Teenie-Lovestory gemacht, bei der es an allen Ecken und Enden hapert. Die drei Hauptcharaktere Quinn, Bea und Alina bewegen sich größtenteils in einer Dimension: Quinn ist auf den ersten Blick verliebt in die hübsche Alina, die versteckt als Rebellin in der Stadt unter der Kuppel agiert und rennt ihr ohne nachzudenken hinterher, als sie bei einem Camping-Ausflug außerhalb der Kuppel notgedrungen zusammen reisen müssen - unter dem Vorwand sie zu "retten". Bea ist schon immer unsterblich in Quinn verliebt, und während dieser Alina hinter her läuft und Bea Quinn, quält sie sich mit den Gedanken einer unglücklich Verliebten, die Alina doch ganz gern hat und mit den "Rebellen" sympathisiert. Alina wiederum kann nur daran denken, dass der Junge, in den sie verliebt ist, wegen ihr sterben musste ... Ein endloser Kreis, wo die Charaktere einfach stecken bleiben und sich einfach nicht weiterentwickeln.
Auch die wenigen Momente, die für die Geschichte und die dystopische Welt wirklich atmosphärisch hätten sein müssen, wurden in wenigen lieblosen Beschreibungen und Absätzen abgehandelt. Das war beim Lesen für mich sehr enttäuschend. Die dunkle und düstere Atmosphäre, die eine Welt ohne Bäume, die ja nur aus Staub, Sand und den Überresten der Zivilisation bestehen müsste, geboten hätte, hat für mich in diesem Buch einfach gefehlt. Und auch die Charaktere haben sich über den Zustand ihrer Welt kaum Gedanken gemacht und zeigten kaum den nötigen Geist der Rebellion, nachdem man ihnen diverse schockierende Informationen an die Hand gegeben hatte. Die eigentliche politische und gesellschaftliche Kraft, und das Potential, das in den Grundzügen dieser Geschichte steckt, wurde verschenkt. Sehr schade!
Fazit: BREATHE konnte mich leider nicht gefangen nehmen, obwohl die Idee sehr vielversprechend klang und zu einer großartigen Dystopie hätte ausgebaut werden können. Jedoch konnte ich weder den Charakteren, dem Schreibstil noch der Handlung etwas abgewinnen, es wirkte auf mich alles sehr plump und lieblos gestaltet. Für junge Leser mag BREATHE ein guter Einstieg in das dystopische Genre sein, doch Dystopie-Liebhaber, die schon viel in diesem Genre gelesen haben, sollten davon die Finger lassen. Für mich steht jedenfalls fest, dass ich den zweiten Teil nicht mehr lesen werde.
1 von 5 Sternen