Kinderstube
Eigentlich hat sie ein Forschungsstipendium in Oxford.Tatsächlich versucht die Historikerin Dr. Anna Bennet auf einer einsamen Insel vor der Küste Schottlands mit Mann und zwei Kindern, den Haushalt zu ...
Eigentlich hat sie ein Forschungsstipendium in Oxford.Tatsächlich versucht die Historikerin Dr. Anna Bennet auf einer einsamen Insel vor der Küste Schottlands mit Mann und zwei Kindern, den Haushalt zu stemmen, trotzdem an ihrem Buch weiterzuarbeiten und hin und wieder eine Mütze voll Schlaf zu bekommen. Ihre Kinder sind anspruchsvoll. Der siebenjährige Raph ist weit für sein Alter und diskutiert gerne über Umweltproblematiken. Dagegen braucht der zweijährige Moth noch einiges an Betreuung, ist lieb, aber trotzig und das Durchschlafen will überhaupt nicht gelingen. Giles, ihr Mann, erforscht die Population der Papageientaucher, und geht dann mal weg.
Ein turbulentes Familienleben führt die Familie auf der Insel, die Giles’ Vorfahre Hugo gekauft hatte. Um wenigstens etwas von den Kosten hereinzuholen, haben sie ein Ferienhaus eingerichtet und die Gäste kommen bald. Anna müht sich mit Kochen und Saubermachen. Die Kinder sind eigentlich ein Vollzeitjob. Manchmal wünscht sie sich die Zeit an der Uni zurück, wo ihr Bauch noch flach war. Der Schlaf fehlt ihr einfach und doch kann sie ihre Jungs nicht alleine lassen, wenn einer von ihnen nachts aufwacht. Giles ist nur manchmal eine Hilfe. Für ihr Buch gibt es einen Abgabetermin und dann, beim Versuch die Apfelbäume einzupflanzen, findet Raph ein paar winzige Knochen.
Zu Beginn stellt sich die Frage: Was soll das. Möglicherweise kennt man den Verlag eher aus Veröffentlichungen des Krimigenres. Der vorliegende Band ist zurecht als Roman bezeichnet und hat man sich daran gewöhnt, dass man eher die Geschichte einer von außen betrachtet leicht überforderten Familie liest, überzeugt das Buch gerade durch das Lamentieren und Straucheln. Denn trotz des Stress und des Schlafmangels, Anna stiehlt sich die Zeit für ihr Buch und nebenbei deckt sie noch interessante Details zur Inselgeschichte auf. Und sie schafft es auch, sich um die Feriengäste zu kümmern, die ihre eigenen Probleme im Gepäck haben. Nimmt man den Roman einfach wie er ist, hat man ein fesselndes Sittengemälde aus einem Teil der schottischen Geschichte und die Erzählung einer sympathisch chaotischen Familie.