Neurodivergenz in einfachen Worten erklärt!
Saskia Niechzial folge ich bereits eine Weile auf Instagram unter ihrem Account @liniert.kariert. Die Lehrerin stellt dort einige Ideen vor, mit welchen sich nicht nur der Schulunterricht für die Kinder ...
Saskia Niechzial folge ich bereits eine Weile auf Instagram unter ihrem Account @liniert.kariert. Die Lehrerin stellt dort einige Ideen vor, mit welchen sich nicht nur der Schulunterricht für die Kinder angenehmer gestalten lässt, sondern informiert auch über Neurodivergenz ganz allgemein. So habe ich mich unheimlich darüber gefreut, dass sie über all diese Themen nun ein Buch geschrieben hat. "Ein Kopf voll Gold" beschreibt die Besonderheiten neurodivergenter Kinder und wie man ihre Stärken fördern sowie die Lernatmosphäre in der Schule oder bei den Hausaufgaben angenehmer gestalten kann. Auch das gesamte Diagnostikverfahren ist Thema. Die Autorin gibt den Leser:innen ein umfassendes Bild über Neurodivergenz und schafft eine tolle Basis für Eltern sowie Lehrkräfte.
Zitat: „Für viele neurodivergente Kinder ist die schlichte Alltagsbewältigung oft schon mit vermehrter Anstrengung verbunden.“ (Saskia Niechzial: Ein Kopf voll Gold. Seite 81)
Die Autorin:
Saskia Niechzial ist Grundschulpädagogin, Bestsellerautorin und dreifache Mutter. Mit ihrem Blog www.liniert-kariert.de sowie ihrem Instagram-Account wurde sie schnell bekannt, inzwischen folgen ihr 224.000 Menschen. Als Autorin verfasste sie bereits Kinderbüchern und auch Ratgeber zur Einschulung oder über Neurodivergenz. Sie schöpft dabei aus ihren Erfahrungen als Pädagogin und Mutter und hat sich das Ziel gesetzt, das veraltete Schulsystem zu entstauben und für mehr Offenheit zu sorgen. Mit ihrer Familie lebt sie in Hannover.
Inhalt:
„Jedes fünfte Kind hat eine Diagnose oder einen Verdacht auf ADHS, Hochbegabung, Legasthenie, Dyskalkulie, Autismus, Dyspraxie oder AVWS. Dieses Buch unterstützt Eltern dabei, die Stärken neurodivergenter Kinder zu erkennen und zu fördern.
Was ist zu tun, wenn das Kind sich falsch fühlt, wenn es überfordert ist von seinem »Gefühlsvulkan« oder wenn es in der Schule nicht mitkommt? Kompetent, verständnisvoll und sehr persönlich (auch zwei ihrer Kinder und sie selbst sind neurodivergent) unterstützt die bekannte Grundschulpädagogin Saskia Niechzial Eltern mit Hilfen für Familienleben, Kindergarten und Schule sowie Hintergrundwissen zu jeder Diagnose. Sie zeigt ihnen, wie sie das Selbstbild und die Selbstständigkeit ihrer Kinder unterstützen können und wo und in welchen Netzwerken und Anlaufstellen sie Informationen zu Therapiewegen, Medikamenten und Fördermöglichkeiten finden. Auch für Lehrpersonen bietet sie Rat und Unterstützung.“ (Produktbeschreibung)
Gedanken zum Ratgeber:
Das Cover ist recht schlicht in Braun- und Gelbtönen gehalten und es strahlt uns darauf ein Kind entgegen, welches eine selbstgebastelte Krone auf dem Kopf sitzen hat. Der Verweis auf den Kopf voll Gold und wie wertvoll jegliches Kind in unserer Gesellschaft ist, wurde hier super umgesetzt. Der Titel mit seiner weißen, geschwungenen Schrift hat etwas verspieltes und kreatives an sich, welches auch ein Merkmal neurodivergenter Menschen ist.
Da ich ein Spotify Abo habe, konnte ich mal wieder eine Mischung aus Buch und Hörbuch genießen. Wenn man es nur hört, wird man sich aber bestimmt das Buch auch noch anschaffen, ich für meinen Teil habe mir zumindest einiges im Buch markiert, um es bei Gelegenheit nochmals nachschlagen zu können.
Zitat: „Im schulischen Kontext ist es oft so, dass es neurotypische Kinder tendenziell leichter kompensieren können, wenn bestimmte Angebote nicht zur Verfügung stehen, während das bei neurodivergenten Kindern zu deutlich präsenteren Schwierigkeiten führt.“ (Saskia Niechzial: Ein Kopf voll Gold. Seite 216)
Die Texte sind mit ganz vielen eigene Erfahrungen der Autorin gespickt und zu Beginn erzählt sie auch erst einmal von ihren eigenen Erfahrungen als neurodivergente Person mit neurodivergenten Kindern. Sie weiß also wirklich wovon sie da spricht und gibt viele Anregungen und Ratschläge, sei es die Diagnostik, der Umgang mit der Diagnose, Möglichkeiten in der Schule und hilfreiche Dinge für den Alltag. Auch über den Gebrauch der Sprache, die Wirkung gewisser Bezeichnungen und das Bewusstsein über die Bedeutung verschiedener Worte gibt es einiges zu erfahren.
Das Buch ist gut strukturiert. Die acht großen Kapitel sind nochmals in kleine Unterkapitel unterteilt. Da findet man alles schnell wieder und kann auch bei Bedarf nochmals Dinge nachlesen, die vielleicht gerade besonders von Interesse sind. Dabei gibt es immer wieder Fragen oder Aussagen betroffener Eltern oder Lehrer, die Saskia Niechzial beantwortet und näher erläutert. Sie gibt also Alltagstipps sowie anschauliche Beispiele für Eltern sowie Pädagog:innen zum Besten und komprimiert alles gleichsam so, dass man sich in angemessener Zeit mit den verschiedenen Themen auseinandersetzen kann.
Zitat: „Es legt den Gedanken nahe, dass neurodivergente Menschen nicht TROTZ ihrer Neurodivergenz erfolgreich sind oder waren, sondern dass sie vielmehr genau WEGEN ihrer neurodivergenten Merkmale da stehen, wo sie stehen.“ (Saskia Niechzial: Ein Kopf voll Gold. Seite 152)
Besonders die Tipps für Lehrer:innen fand ich sehr spannend und ich denke mir, dass dieses Buch wirklich jede Lehrperson mal gelesen haben sollt. Das ein oder andere Foto sowie Bilder zur Visualisierung der Beschreibungen wären das i-Tüpfelchen gewesen, welches ich mir noch gewünscht hätte. Zum Beispiel wir eine Tagestransparenz aussieht, wie das Ordnungssystem im Klassenraum oder generell die beschriebene Aufteilung des Klassenraums. Oder auch eine Tabelle der Dauer, die ein Kind sich im entsprechenden Alter mit Hausaufgaben maximal beschäftigen sollte, oder eine Verlinkung zu dem angesprochenen Test zur Hochsensibilität. Da habe ich nämlich selbst keinen wirklich guten gefunden, der sich an Jugendliche richtet.
Was für mich ein wenig zu kurz kam, war der Punkt, wenn man als Eltern in der Schule einen Kampf gegen Windmühlen führt. Denn so fühlt es sich für viele Eltern an, die ein Kind mit Besonderheiten haben. Sicherlich ist die Akzeptanz inzwischen wirklich groß, aber die Umsetzung von Nachteilsausgleichen birgt immer noch Schwierigkeiten, denn nicht alle Lehrer in unserem Schulsystem sind so engagiert und vor allem so informiert, wie es die Autorin ist. Vielleicht gibt es an dieser Stelle aber auch keine Möglichkeiten – entweder das Zusammenspiel Eltern-Kind-Lehrer:innen funktioniert oder eben nicht.
Fazit:
"Ein Kopf voll Gold" ist ein super Buch, um sich mit der Thematik der Neurodivergenz bei Kindern ein Basiswissen zu schaffen. Ich nehme daraus vor Allem mit, dass ich weiter auf mein Bauchgefühl hören werde, auch wenn man vielleicht von der ein oder anderen Seite Gegenwind bekommt. Ich empfinde außerdem einige Informationen, Tipps und Tricks aus diesen Seiten als unheimlich wertvoll und förderlich. Danke liebe Saskia für deine Aufklärungsarbeit, dein Engagement, deine Mühe, deine Liebe und dein Durchhaltevermögen.
Zitat: „Wir müssen um Entwicklungschancen wissen, einen Rahmen für sie schaffen und sie erlebbar machen.“ (Saskia Niechzial: Ein Kopf voll Gold. Seite 273)