Prinzessin eines weit entfernten Königreichs ...
Eine Geburtstagsparty mit Dämonen? Das hat sich Kiranmala nicht so vorgestellt. Doch als ein Rakkosh an ihrem Geburtstag ihre Eltern frisst und kurz darauf die Prinzen Lalkamal und Neelkamal in ihrem verwüsteten ...
Eine Geburtstagsparty mit Dämonen? Das hat sich Kiranmala nicht so vorgestellt. Doch als ein Rakkosh an ihrem Geburtstag ihre Eltern frisst und kurz darauf die Prinzen Lalkamal und Neelkamal in ihrem verwüsteten Vorgarten auftauchen, ist die Ruhe vorbei. Und dann soll Kiran auch noch eine Prinzessin sein, wie in den Geschichten ihrer Eltern! Trotz ihrer Zweifel begibt sich Kiran mit den Prinzen auf den Weg in ein weit entferntes Reich, um gegen die schlimmsten Rakkoshi und den Schlangenkönig zu bekämpfen. Denn die Zeit, um ihre Eltern sicher wiederzubringen, rinnt ihr schnell wie Wüstensand davon …
Es fing alles so gut an: Indische Mythologie, eine Prinzessin mit Pfeil und Bogen, Dämonen, Schlangen und viele Monster – Kiranmalas Geschichte aus der Feder von Sayantani DasGupta war mir sofort sympathisch. Allerdings hielt das nicht allzu lange an, denn wo ich anfangs noch gejubelt habe, dass es vom Stil her ähnlich zu „Percy Jackson“ ist, war „Das Geheimnis des Schlangenkönigs“ nach den ersten Seiten eher eins: Ermüdend.
Ich mag humorvolle, überzogene und auch mal seltsame Bücher. Aber dieses war einfach von allem zu viel. Viel zu viel und dann noch mit einem Schuss Nervigkeit dazu. An vielen Stellen hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass jede Seite witzig sein sollte, unsere Protagonistin cool und pfiffig, die sich anbahnende Liebesgeschichte interessant und widersprüchlich – allerdings wirkte es auf mich erzwungen und konstruiert. Kiranmalas Situationskomik hat mich nach wenigen Kapiteln nur noch genervt die Augen verdrehen lassen, Neelkamal war die Hälfte der Zeit ziemlich mies zu ihr, um dann wieder der Retter in der Not zu sein. Und Kiran war teilweise Überfrau, teilweise verlorenes Hündchen, das man retten musste – aber von einem frechen, selbstbewussten Teenager war sie meiner Meinung nach weit entfernt.
Was mich zudem ziemlich an der Geschichte genervt hat, waren die schnellen Sprünge. Kiran schafft eine Situation, gleich danach geht es ins nächste Unglück. Zeit zur Charakterentwicklung blieb nicht wirklich, immerhin muss man auch noch den Prinzen hinterherschwärmen, die ja so perfekt sind – wobei Lalkamal, der einzige sympathische Charakter, nach wenigen Kapiteln kaum noch auftaucht. Wäre ja auch zu schön gewesen. Kirans ewige Jammerei, wie arm sie doch dran ist, war wenig heldenhaft, ich hätte es gern gehabt, wenn sie nicht erst in der äußersten Not mal auf den Gedanken kommt, tatsächlich etwas tun zu können. Auf mich wirkte sie als Heldin ihrer eigenen Geschichte eher hilfsbedürftig und von richtigen Charakterzügen, die über Sarkasmus und ab und an einen gemeinen Spruch Neel gegenüber hinausgingen, fehlte jede Spur. Sympathie konnte ich zu niemandem in diesem Buch entwickeln, höchstens zu Neels Großmutter, einer sehr gewöhnungsbedürftigen Rakkosh.
Was mich aber etwas bei der Stange gehalten hat, war tatsächlich der Anteil an Mythologie und Legenden, die mal etwas ganz anders waren. Viele alte, indische Geschichten wurden hier zusammengeführt, auch wenn mir die Umsetzung in weiten Teilen nicht gefallen hat, waren sie doch eine interessante Ausgangslage und Auflockerung. Den seitenlangen Infoteil zu Hintergründen der Mythologie, der im Nachwort angehängt wurde, hätte ich aber nicht gebraucht – ich finde, diese ganzen Erklärungen waren eher zu lang und haben dem Buch ein wenig den Zauber genommen.
So richtig anfreunden konnte ich mich mit Kiranmalas Geschichte nicht, was einerseits an den völlig überdrehten Charakteren, der erzwungenen Witzigkeit der Geschichte und der fehlenden Sympathie zu irgendeinem wichtigen Charakter lag. Auf mich wirkte die Geschichte zusammengewürfelt und an vielen Stellen mit guten Ideen, aber schlechter Umsetzung gespickt.