Der Überläufer
„Der Überläufer“, in dem sich S. Lenz mit dem Krieg und all seiner Wucht und Sinnlosigkeit befasst, wurde nun erst Jahrzehnte nach seiner Fertigstellung veröffentlicht.
Der Hauptprotagonist Walter Proska ...
„Der Überläufer“, in dem sich S. Lenz mit dem Krieg und all seiner Wucht und Sinnlosigkeit befasst, wurde nun erst Jahrzehnte nach seiner Fertigstellung veröffentlicht.
Der Hauptprotagonist Walter Proska ist „Der Überläufer“, der dadurch versucht sein Leben zu retten und merkt, dass im Krieg sowieso alle gleich sind. Egal auf welcher Seite man sich im Krieg befindet, man findet überall den Tod, leidet Hunger, sieht den Menschen die Verzweiflung an, verliert Kameraden und weiß nicht, ob der nächste Schritt nicht der Letzte sein wird. So beschreibt Lenz authentisch und düster das Leben der Männer, die im Krieg kämpfen müssen, obwohl dieser doch schon längst verloren ist. Philosophische Fragestellungen und eine depressive Grundhaltung durchziehen das Buch, so dass selbst die kleine Liebesgeschichte am Rande keine Chance hat gegen all das Elend anzukommen.
Beim Lesen hat man das Gefühl bei Proska zu sein, leidet mit ihm, riecht den Schmutz, die Nässe, spürt die Kälte und Angst, die ihn tagtäglich umgibt und ist dankbar, dass man solch einen Zustand nicht erleben muss.
Das Buch hat auch einige Längen, durch die sich der Leser kämpfen muss, doch diese zeigen auch gut den Alltag eines Soldaten / eines Partisanen, der meistens aus nervenaufreibender Langeweile und Warterei besteht. Auch einige Charaktere bleiben blass, doch wahrscheinlich auch, weil diese in Kriegszeiten zu „gesichtslosen Männern“ werden, die in Massen regelrecht abgeschlachtet werden. Manche Szenen wirken leider auch etwas zu aufgesetzt. Wer sich von der Langatmigkeit nicht abschrecken lässt und ein paar geschichtliche Hintergrundinformationen parat hat, kann sich an dieses Buch heranwagen. Insgesamt ist das Buch von S. Lenz zwar lesenswert, aber meines Erachtens nicht herausragend.