Macbeth neu verpackt
Ich hatte mal wieder Lust auf einen schönen historischen Roman und als ich bei Netgalley Der Than von Cawdor gesehen hatte, wusste ich, dass ich das lesen möchte. Schottland und Wikinger sind ja genau ...
Ich hatte mal wieder Lust auf einen schönen historischen Roman und als ich bei Netgalley Der Than von Cawdor gesehen hatte, wusste ich, dass ich das lesen möchte. Schottland und Wikinger sind ja genau meins. Gut, die Wikinger kommen hier nur kurz am Anfang vor, aber schottische Lords, blutige Intrigen und eine junge Liebe klang trotzdem sehr gut.
Die Geschichte wird von einem allwissenden Erzähler erzählt und wir verfolgen verschiedene Personen. Mac Bethad und seiner Ehefrau, dem Knappen Duncan und der Hofdame Gwynn sowie später einigen Lord und Prinz Malcom. Und wenn die Geschichte es verlangte, tauchen wir auch kurz in das Leben anderer Personen ein. Mir ist es am Anfang etwas schwer gefallen. So viele Personen, so viele Namen und die Kapitel, in denen immer nach kurzen Abschnitten der Ort gewechselt wird. Ich wurde oft aus einem Geschehen rausgerissen, woran ich mich nur langsam gewöhnte, aber im Nachhinein gefiel mir die Art des Erzählens. Übrigens habe ich auch erst kurz vorm Ende geschnallt, dass ich hier eine Macbeth-Version vor mir habe. Schon als ich die Prophezeiung der Hexen gehört hatte, klingelte bei mir was, aber es hat fast das ganze Buch gebraucht, bis mir endlich Shakespeare eingefallen ist. Schon allein beim Namen Mac Bethad hätte es bei mir Klick machen sollen. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass ich beim Lesen nicht die ganze Zeit das Shakespeare-Drama im Kopf hatte. So konnte ich mich ganz neu auf die Geschichte einlassen.
Bevor es losgeht, warnt die Autorin, dass Der Than von Cawdor kein Liebesroman sei und es zu drastischen Szenen kommen wird. Das kann ich so unterschreiben. Nicht nur die Schlachtszenen sind grausam und sparen nicht an Details, auch die Handlungen vom König und seinen Gefolgsleuten sind furchtbar und ich musste manchmal kurz das Buch aus der Hand legen, wenn schon wieder irgendein Mensch grundlos gefoltert und ermordet wurde. Das wird nämlich nicht nur so nebenbei erwähnt, sondern teils auch genau beschrieben.
Die Geschichte selbst fand ich spannend. Es wird nicht viel über die Herrschaftssysteme des damaligen Schottlands geschrieben und die Lebensweise hat auch keinen großen Stellenwert. Es handelt von Wahnsinn, Krieg, Eidtreue, dem Wohle Schottlands und durch Duncan und Gwynn auch ein bisschen von Liebe. Aber hier darf man sich nichts Romantisches vorstellen. Wie schon erwähnt, ist mir Shakespeare erst spät eingefallen, sodass ich der Geschichte gebannt folgte und wissen wollte, wer am Ende auf dem Thron sitzt. Am Anfang war ich mir noch etwas unsicher, aber im Laufe der Zeit wird klar, wer Schottland zum Untergang führen würde. Nachdem mir Shakespeare eingefallen war, wusste ich zwar wie es ausgehen wird, aber da die Autorin nicht einfach dem Shakespearischen Drama folgt, sondern eigene Dinge einbaut, blieb es trotzdem spannend.
Fazit
Der Than von Cawdor ist eine grausame und blutige Macbeth-Version, die mich überzeugen konnte. Trotz der Ähnlichkeiten zu Shakespeare beinhaltet die Geschichte eigene Elemente und konnte mich so auch immer wieder überraschen. Manchmal hätte ich es mir weniger detailliert gewünscht, aber ich finde, man merkt relativ schnell, auf welche grausame Geschichte man sich als Leser einlässt.