Brutal, der Weltenbau fasziniert, das unlogische und sprunghafte Verhalten der Figuren nervt …
Cover und Klappentext schaffen positive und passende Assoziationen zu Werken wie „Ready Player One“, „Surrogates“, „Die Optimierer“, „I, Robot“, „Daemon“ und „Hologrammatica“. Stichworte: Endzeitthriller, ...
Cover und Klappentext schaffen positive und passende Assoziationen zu Werken wie „Ready Player One“, „Surrogates“, „Die Optimierer“, „I, Robot“, „Daemon“ und „Hologrammatica“. Stichworte: Endzeitthriller, Nahe-Zukunft-Thriller, Dystopie, verseuchte Erde, Direktiven einer Künstlichen Intelligenz, Augmented Reality.
Großartig finde ich die erdachte Welt mit vielen kreativen Ideen zu Alltag, Arbeitswelt, Augmented Reality, Mobilität usw. in der Zukunft. Die Beschreibungen sind bildhaft und eindringlich. Eine stimmige dystopische Atmosphäre zieht sich hindurch. Gleichzeitig generieren die Vorzüge dieses von einer KI gesteuerten Systems willkommene Denkanstöße und Diskussionen. Auch wenn die ausführliche Darstellung oft Spannung und Tempo herausnimmt und Selbstverständlichkeit vermissen lässt (z. B. wenn eine Figur seitenlang aus dem Fenster sieht und Wahrnehmungen wiedergibt, ohne Auswirkung auf die Handlung), gehören diese Stellen trotzdem zu den besten des Romans.
Sprachlich überzeugend. Das Schriftbild beim Taschenbuch ist angenehm zu lesen, bloß die Systematik bei Kapitelüberschriften und -einteilung habe ich nicht durchschaut.
Spannung und Komplexität sind grundsätzlich vorhanden. Meine Lieblingsfiguren sind Ska, Ivon und Rifka. Die Schicksale einiger naturverbundener Nebenfiguren sind anrührend.
Schwächen sehe ich in der Charakterzeichnung und in der Logik des Handlungsverlaufs. Link und weitere im Mittelpunkt stehende Figuren sind ständig schlecht gelaunt. Es fällt schwer, zu sympathisieren und sich zu identifizieren. Es berührt kaum, wenn jemand in Gefahr gerät oder sogar stirbt. Es gibt viele Gewaltszenen, die zu wenig Sinn und gefühlsmäßige Würdigung erfahren (Kanonenfutter). Untätigkeit und Aktion finden zu merkwürdigen Zeiten statt. Motive bleiben nebulös. Vertrauen scheint einfach da zu sein, oft lässt sich nicht nachvollziehen, wodurch sich eine Haltung ändert. Die Widerstandsgruppe (eigentlich doch Kernpunkt der Geschichte) brilliert mit Halbwissen und ohne Konzept, wie es weitergeht, falls ihr (vergleichsweise einfach gestrickter) Plan gelingt. Die tragende Rolle von Link überzeugt nicht.
Das Buch endet abgeschlossen. Das Ende ist nicht meins. Trotz aller Kritik bin ich insbesondere aufgrund der Eindrücke mit Mehrwert froh, den Roman gelesen zu haben. Drei Sterne mit Tendenz zu vier Sternen. Der Weltenbau bietet grundsätzlich Potenzial für eine Fortsetzung.