leider etwas langatmig
Nach „Caligula“ hat sich Autor Simon Turney einem weiteren Imperator Roms gewidmet, der nicht unbedingt als Sympathieträger bekannt ist: Commodus.
Commodus ist den meisten wahrscheinlich durch den Film ...
Nach „Caligula“ hat sich Autor Simon Turney einem weiteren Imperator Roms gewidmet, der nicht unbedingt als Sympathieträger bekannt ist: Commodus.
Commodus ist den meisten wahrscheinlich durch den Film „Der Gladiator“ bekannt, indem er, dargestellt von Joaquin Phoenix, als Gegenspieler von General Maximus (Russel Crowe) auftritt. Doch stimmt dieses Bild, das wir von Commodus haben wirklich?
Autor Simon Turney schreibt diesen historischen und nicht biografischen Roman im eigentlichen Sinn, aus Sicht von Marcia, Tochter einer freigelassenen Sklavin und Weggefährtin von Commodus‘. Wie Commodus hat auch Marcia gegen ihre eigenen inneren Dämonen zu kämpfen. Commodus hat von seinem Vater Marcus Aurelius ein befriedetes Römisches Reich übernommen. Dennoch gelingt es ihm nicht, das ausgedehnte Reich im Sinne Marcus Aurelius weiterzuführen. Binnen kurzer Zeit regieren Chaos und Verzweiflung.
Aufgrund seiner Auffälligkeiten und Verfehlungen dem Römischen Reich gegenüber, verfällt er nach seinem gewaltsamen Tod der damnatio memoriae und die Vergöttlichung wurde ihm verwehrt.
Meine Meinung:
Da über Commodus wenig authentisches Material zur Verfügung steht, hat Autor Simon Turney zum Kunstgriff gegriffen, den Herrscher aus der Perspektive von Marcia zu beleuchten. Doch hier kommt, für meinen Geschmack, Commodus zu wenig Bedeutung zu. Es ist mehr Marcias Leben, das erzählt wird. Dass sie es als Christin in einem durch zahlreiche römische Gottheiten und den Mithras-Kult, der unter Soldaten beliebt war, nicht leicht hatte, ist wohl einzusehen. Allerdings wirkt Marcia nicht sehr sympathisch auf mich. Sie ist machtbesessen und manipulativ. Ist sie deswegen Commodus Konkubine und von ihm wohl gelitten, weil sie ihm sehr ähnlich ist? Es wundert daher auch nicht, dass sie im Hintergrund Fäden zieht.
Dabei hätte Commodus durchaus gute Chancen in der Römischen Welt zu bestehen. Als leiblicher Sohn eines verehrten Kaisers könnte er Stabilität für das Reich bedeuten. Doch muss er von Kindheit an eine Reihe von Schicksalsschlägen hinnehmen wie den Tod mehrerer Familienangehöriger. Es scheint, als ob Commodus ob der Traumata eine Art bipolare Störung (die damals keiner weder diagnostizieren noch behandeln konnte) ausgebildet.
Stellenweise ist das Buch leider sehr langatmig, was auch durch die nur sehr sparsam eingesetzten Dialoge erklärbar ist. Als Sachbuch ist es allerdings auch nicht wirklich zu werten, dazu fehlen die historischen Fakten. Dennoch hat Simon Turney viel recherchiert, um das Römische Reich um 185 n. Chr. in seiner Verwundbarkeit darzustellen. Wie er in seinem Nachwort erklärt, hat er sich hauptsächlich auf drei Quellen gestützt: auf Cassius Dio, Herodian und auf die „Historia Augusta“ die erst mehr 200 Jahre nach Commodus Tod geschrieben und entsprechende Fehlinterpretationen aufweist.
Für diejenigen, die in der Welt der Römer und ihrem Fachvokabular nicht so firm sind, gibt es ein ausführliches Glossar.
Das rote Cover passt perfekt zu Simon Turneys „Caligula“, das in blau gehalten ist.
Fazit:
Der Darstellung des Römischen Kaisers, der nicht unbedingt als Sympathieträger bekannt ist, gebe ich gerne 3 Sterne.