Rina betreibt einen Waschsalon in Modena, Italien, und fühlt sich seit dem Tod ihres Mannes befreit. Als eines Tages Donato Morandi in den Salon kommt, um seine Hemden abzugeben, ist es um Rina geschehen. Sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Und das ungeachtet des Altersunterschiedes. Denn Rina ist 62 Jahre alt und Donato so alt wie ihr Sohn. Ihre Freunde sind entsetzt, auch empört und schmieden einen Plan, der Rina von der unglücklichen, ja auch unschicklichen Liebe bekehren soll.
Dieses Buch ist ganze 176 Seiten dick und ich war gespannt, ob die Geschichte sich bei so geringer Seitenzahl überhaupt richtig entfalten kann? Sie kann! Denn die Story lebt durch die hervorragend ausgearbeiteten Figuren. Sehr schnell bekommt man ein Gefühl, für die Charaktere, die ganz schön italienisches Flair haben. Da wäre erst mal Rina, die mir Kopfkino vom Feinsten beschert hat. Eine italienische Mamma, die in ihrem Waschsalon geschäftig Kundenkontakte pflegt und sonntags für ihren (erwachsenen) Sohn und dessen Verlobte kocht. Mit ihrer Schwester Ada und Nachbarin Giovanna trifft sie sich regelmässig, um über das Leben und die Liebe zu tratschen. Rinas Lebensmittelpunkt ist Modena und die Wäscherei, die ihr ein Stück Emanzipation vom mittlerweile verstorbenen Ehemann, ermöglicht hat. Ich mag starke Frauen in Büchern, und Rina und ihre Freundinnen sind zweifelsohne starke Frauen. Dann verguckt sich Rina also in den jungen Donato. Es trennen sie rund 35 Jahre Lebenserfahrung. Ein Skandal ? Schamlos? Oder einfach Liebe? Bemerkt Donato Rinas Schwärmerei? Sieht er in Rina nur die liebe Grossmutter oder empfindet er auch Gefühle für sie? Sehr spannend empfand ich zu lesen, wie sich die Beziehung entwickelt. Die Autorin kehrt 2, 3 mal in die Jugendzeit von Rina und Ada, zurück. Zuerst habe ich diese Passagen als Seitenfüller gesehen, hatten sie doch nicht gross Bezug zur Hauptgeschichte. Erst nach und nach begriff ich, dass man so Rina und ihre Gefühle noch besser verstehen und nachvollziehen kann. Ein von der Autorin clever gewähltes Mittel.
Das italienische Flair, das mir wie gesagt, Kopfkino beschert hat, ist sehr gut und atmosphärisch beschrieben. Ich konnte mir nicht helfen, doch ich hatte ständig die kleinen Gassen von Modena, und das Leben, das nicht ganz so schnell verläuft wie anderswo, vor Augen. Die kleine Wäscherei, der Inbegriff italienischer Lebensart.
Sehr gut ausgearbeitet ist das Thema Freundschaft. Rinas Freunde meinen zu wissen, was das Beste für Rina ist…und haben dabei auch ein paar egoistische Gründe. Darf…soll man sich als guter Freund einmischen, wenn man befürchtet, dass eine Person, die einem nahe ist, ins Verderben rennt?
Das Buch hat mich auf vielen Linien nachdenklich gemacht und ich empfand es bereichernd und als Genuss "Der Waschsalon des kleinen Glücks" zu lesen.