Chastity Riley, Staatsanwältin in Hamburg, darf in einem Kellerbüro ihr Dasein fristen, nachdem sie einen Vorgesetzten der Korruption überführt hatte. Wie sie so schön sagt, sind interne Ermittlungen und ...
Chastity Riley, Staatsanwältin in Hamburg, darf in einem Kellerbüro ihr Dasein fristen, nachdem sie einen Vorgesetzten der Korruption überführt hatte. Wie sie so schön sagt, sind interne Ermittlungen und das Beissen der fütternden Hand nicht gerade förderlich für die Karriere. :) Offiziell ist sie nun also "Opferschutzbeauftragte". In Ausübung dieser Funktion trifft sie den geheimnisvollen Joe, der halbtot und ohne rechten Zeigefinger im Krankenhaus liegt. Und langsam kommt Riley einer ganz großen Sache auf die Spur - Drogenhandel. organisierte Kriminalität, Korruption. Mit von der Partie sind Rileys Freunde und Kollegen. Etwa "der Faller", ein Bulle, der mitten in der Midlifecrisis steckt und von seiner Frau zur Fremdgehverhütung einen amerikanischen Straßenkreuzer verordnet bekommen hat. Krise hin oder her, Faller führt etwas im Schilde und gibt sich Riley gegenüber äußerst maulfaul, und bald spitzen sich die Ereignisse zu.
"Blaue Nacht" ist eigentlich der Name einer Kneipe und gleichzeitig eine Metapher. Die Sprache im Roman ist prosaisch und poetisch, zuweilen schnodderig und fast nie vulgär. Die schönen Sprachbilder und Metaphern gefielen mir besonders gut. Und obwohl mir die Reihe vor der Lektüre unbekannt war, konnte ich durch kurze Rückblenden aus verschiedenen Perspektiven ein lückenloses Puzzle der Personen und Ereignisse zusammensetzen. "Blaue Nacht" kann man also prima als stand-alone lesen, ich habe aber Blut geleckt und Lust auf die komplette Reihe bekommen. Die Gangart ist anfangs gemächlich, der Roman ist aber durchweg spannend. Am Ende gibt es einen temporeichen Showdown. Die Komposition ist klasse und lässt keine Wünsche offen. Ich mochte die Figuren; es werden keine Migrantenklischees bedient und ausserdem ist der Roman eine einzige große Liebeserklärung an Hamburg. Bemängeln könnte man höchstens, dass fast alle Figuren (nicht nur die Protagonistin) saucool sind. Um es im Duktus der Autorin zu sagen: Kein Normalo, nirgends! :)
Darüber hinaus kann der Roman aber mit Originalität und Spannung punkten. Auch sprachlich ist das Ganze ein Genuß. Daher kann ich "Blaue Nacht" von Simone Buchholz guten Gewissens zur Lektüre empfehlen, und wenn ich könnte, würde ich 6 Sterne vergeben. So bleibt es bei 5 von 5 Sternen. Ein klasse Krimi!