Cover-Bild Bananama
19,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Kremayr & Scheriau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 02.2018
  • ISBN: 9783218011037
Simone Hirth

Bananama

Was ist grün und klopft an die Tür? Wer schreit im dunklen Wald von Bananama? Und warum verschließen die Eltern das Haus? Fragen, die sich ein sechsjähriges Mädchen stellt. Sie lebt mit ihren Eltern, selbst ernannten Aussteigern, in einem Haus am Waldrand. Mit Befremden erzählt sie von der Veränderung ihrer Eltern, die jeden Tag merkwürdiger werden. Je wahnhafter sie an ihrer Vision von Bananama festhalten, desto weniger lässt sich die „Welt da draußen“ verleugnen. Eines Morgens liegt ein toter Mann im Gemüsebeet. Die diffuse Angst des Kindes bekommt ein Gesicht. Und in Bananama bleibt nichts, wie es war.
Auf beklemmende Weise geht Simone Hirth den Widersprüchen und Absurditäten unserer Gesellschaft auf den Grund. Dabei kratzt sie mit herrlich ironischem Blick an der Utopie eines sicheren Lebens, bis diese endgültig zerbricht.

"Wenn wir jetzt die Tür immer zusperren müssen, sind wir dann eingesperrt in Bananama, sind wir dann nie wieder frei?"

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2018

Ein Koffer voller Träume, mit der ganzen Welt darin – oder mit Nichts

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„Vater sagt, wir sind Aussteiger. ….
Vater sagt: Die Leute verstehen keinen Humor.

Vater sagt: Du kannst jederzeit Bananen haben, wenn du Bananen willst, mein Kind. Aber du solltest wissen, woher diese ...

„Vater sagt, wir sind Aussteiger. ….
Vater sagt: Die Leute verstehen keinen Humor.

Vater sagt: Du kannst jederzeit Bananen haben, wenn du Bananen willst, mein Kind. Aber du solltest wissen, woher diese Bananen kommen, unter welchen Bedingungen die Leute, die sie anbauen und ernten, leben müssen,… .“ S. 10
Vater sagt. Und er erklärt seiner Tochter, der noch nicht zehn Jahre alten Ich-Erzählerin dieser kurzen Geschichte, die Welt, seine Welt, seine Weltanschauung.

Das Kind sagt: „Das Wort Banane habe ich schon längst beerdigt.“ S. 11Sie beerdigt vieles, im Garten, Wörter, die ihr der Vater vermittelt, der sie bald daheim beschult (in Österreich ist das möglich, für alle deutschen Leser dieser österreichischen Autorin https://de.wikipedia.org/wiki/Hausunterricht, in Deutschland ist das geradezu ein Sakrileg). Auch Tiere werden von ihr beerdigt und vielleicht einige Träume. Währenddessen ordern die Eltern im Internet, einiges davon werden sie nie verwenden.

Vom Verlag Kremayr & Scheriau erwarte ich das ja: besondere Bücher. Gewiss kein Mainstraim, nicht das gefällige Buch für nebenbei. Besondere Themen, ein besonderer Stil. Atmosphärisch schreibt Simone Hirth, meist düster. Ich mag mir das Alter der Protagonistin kaum vorstellen, der Klappentext behauptet sechs Jahre – ohne von mir gefundenen Beleg dazu im Text. Es wird nur auf S. 92 darauf verwiesen, die Tochter werde das Internet frühestens mit zehn Jahren benutzen dürfen, sie könnte also vielleicht (hoffentlich?) neun sein. Warum das wichtig ist? Das Buch verstört. Apokalypse oder psychische Krankheit (der Eltern? des Kindes?), Wahnvorstellung oder überbordende Phantasie, und wer, bitte schön, ist eigentlich tot? Vater sagt. „Der Bettler aber stand auf, ging zum Sozialamt und beantragte Mindestsicherung, die er dann auch bekam und von der er sich als Erstes atmungsaktive Turnschuhe, ein Smartphone und eine Espressomaschine im Retrodesign kaufte.“ S. 116


Aussteiger sind sie, aber mit einem goldenen Sicherheitsnetz. Dazu ein goldener Käfig für die Tochter, wenn auch nur mit ziemlich vielen Broten. Und die Mutter verändert sich. Und Vater sagt munter weiter, wie er die Welt sieht. Und die Tochter steht da und soll das verstehen und die Autorin schreibt darüber mit bildgewaltigen Bildern. „Jetzt gerade ist mir das Schweigen lieb. Es hat mehr Ende in sich.“ S. 133 Und überhaupt, der Koffer.




Kein Buch für Leser mit festen Erwartungen. Ich dachte bei dem Koffer permanent an dieses Ende von „Man in Black“, als der Blick von der Erde zurückgeht und die Erde in einer Murmel ist. So in etwa sollte man denken können. Das Buch wird Leserschaften spalten. Die Gestaltung ist wie immer phänomenal – von Lesebändchen über Vorsatzblätter passend zum Titel, Umschlaggestaltung von Cover und darunter.

Bewertung? Uff. Ich konnte es nicht aus der Hand legen, die Sprache ist genial, atmosphärisch, bildgewaltig, oft düster, und ich fühle mich jetzt…vermutlich genauso, wie sich das Mädchen dauernd fühlt. Fragen, Ängste, Befürchtungen. 4 Sterne (es könnten alles zwischen 3 und 5 sein, fragt mich morgen, übermorgen – im Moment ist es mir gerade „zu viel“). Ein Buch für eine Leserunde.







Hier ist ein Interview mit der Autorin https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.waldachtal-gehen-mitgefuehl-und-menschliche-waerme-verloren.bbfae0ef-16f0-424c-ae4c-807717c9e7f8.html

Veröffentlicht am 26.01.2018

Ungewöhnliche Geschichte - ungewöhnliche Ich-Erzählerin

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Bananama - eine verheißungsvolle Utopie oder nur eine wohlklingende Worthülse?

Die sechsjährige namenlos bleibende Ich-Erzählerin lebt mit ihren Eltern ziemlich isoliert in Bananama, in einem Haus abseits ...

Bananama - eine verheißungsvolle Utopie oder nur eine wohlklingende Worthülse?

Die sechsjährige namenlos bleibende Ich-Erzählerin lebt mit ihren Eltern ziemlich isoliert in Bananama, in einem Haus abseits der umliegenden Dörfer, vermutlich in Österreich. Die Eltern nennen sich "Aussteiger" - was das für sie bedeutet wird nach und nach erklärt, bleibt zu einem weiten Teil aber offen. Die Eltern bleiben in vielfacher Hinsicht undeutlich und widersprüchlich, was umso bemerkenswerter ist, da die Ich-Erzählerin ja die aufgeweckte, klug beobachtende Tochter ist, die die beiden am besten kennen sollte. So ergeben sich im Laufe der Handlung immer kuriosere Situationen - mal zum grinsen, mal zum Kopf schütteln, mal zum fürchten. Gerade in den unheimlichen Situationen fühlt man sehr mit dem jungen Mädchen mit. Es baut sich durch diverse Begebenheiten und Andeutungen eine unheilvolle Spannung auf, die am Ende leider nicht aufgelöst wird.

Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen, aber das Ende hätte ich mir weniger offen gewünscht.