Ein literarisches Abenteuer
Wegen solchen Romanen liebe ich das Lesen von Büchern!
„Über die Berechnung des Rauminhalts I“ ist ein großartiges Literatur Abenteuer.
Es ist ein sprachliches Erkunden, ein Erforschen, eine Reise ins ...
Wegen solchen Romanen liebe ich das Lesen von Büchern!
„Über die Berechnung des Rauminhalts I“ ist ein großartiges Literatur Abenteuer.
Es ist ein sprachliches Erkunden, ein Erforschen, eine Reise ins Unbekannte.
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Die Ich-Erzählerin Tara Selter ist in einer Zeitschleife gefangen. Immer wieder erlebt sie den 18. November von Neuem, während alle anderen Menschen um sie herum den 18. November das erste Mal erleben.
Je mehr 18. Novembers Tara erlebt, desto weiter weg rückt die Erinnerung an den 17. November, der doch für alle anderen erst „gestern“ war.
Kommt euch irgendwie bekannt vor? Genau, das Gerüst erinnert vage an den Filmklassiker „und täglich grüßt das Murmeltier“, ist aber damit nicht wirklich vergleichbar.
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In Balles groß angelegtem Romanprojekt, von dem das erst der erste Band von sieben ist, geht es weniger um die praktischen Mechanismen der Zeitschleife (wobei die Details auch thematisiert werden) als vielmehr um die inneren Mechanismen und zwischenmenschlichen Auswirkungen.
Tara ist mit Thomas verheiratet und ihre Beziehung ist sehr liebevoll und zärtlich.
Doch während für Thomas die Zeit nicht stehen bleibt, tut sie es für Tara.
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Ihre Realitäten entfernen sich voneinander.
Ich musste an die vielen ganz konkreten Situationen denken, in denen wir diesem Mechanismus begegnen. Mir sind viele Beispiele eingefallen, aber besonders dachte ich an meine allererste Elternzeit. Plötzlich fällt man aus der Zeit, während für alle anderen das Leben weitergeht. Ein Aufspalten der erlebten Realität, eine plötzliche Distanz zwischen mir und den anderen, die immer größer wird, je länger der Zustand andauert.
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Auf diese Weise lädt uns Balle oft ein, in weitere Deutungsebenen abzutauchen und frei zu assoziieren und zu interpretieren.
Der Roman ist definitiv kein schneller Actionroman, im Gegenteil, die stellenweise monochromen Kapitel verdeutlichen die Monotonie der immer selben Tage, aus denen es für Tara keinen erkennbaren Ausweg gibt.
So bin ich überrascht (und erfreut), dass der Roman zum Ende hin deutlich an Spannung aufbaut, die zum Weiterlesen antreibt und schließlich mit einem Cliffhanger endet.
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Mir hat dieser erste schmale Band richtig gut gefallen. Ein tolles literarisches Abenteuer, losgelöst von den Zwängungen der rein fiktionalen Erzählung. Ich freue mich auf den nächsten Band der dänischen Schriftstellerin!