Beeindruckend
Tara Selter ist auf Geschäftsreise und findet sich plötzlich immer wieder im selben Tag, dem 18. November, gefangen. Alle anderen Menschen, auch ihr Mann Thomas, erleben den Tag zum ersten Mal. Zunächst ...
Tara Selter ist auf Geschäftsreise und findet sich plötzlich immer wieder im selben Tag, dem 18. November, gefangen. Alle anderen Menschen, auch ihr Mann Thomas, erleben den Tag zum ersten Mal. Zunächst kann Tara dieser Situation durchaus etwas abgewinnen, aber umso häufiger sich ihr 18. November wiederholt, umso größer wird ihre Sehnsucht zurück in ihr altes Leben.
Solvej Balle ist mit "Über die Berechnung des Rauminhalts I" ein großer Wurf gelungen. Der Plot ist phantastisch, im doppelten Sinne, die Umsetzung großartig. Sie stellt die Entwicklung und Veränderung Taras, die sich mit der Häufigkeit der Wiederholung ihres 18. Novembers mit ihr vollzieht, sehr realistisch dar: ihre anfängliche Neugier, wie es weitergeht, die dann langsam in Schicksalsergebenheit übergeht und sie schließlich dazu bringt, einen Ausweg zu suchen. Die Autorin lässt die Protagonistin als Ich-Erzählerin zu Wort kommen und schafft es so gekonnt, ihre Leser mitzureißen und macht es ihnen leicht, sich in Tara hineinzuversetzen.
Mich hat Solvej Balle mit ihrer Geschichte sehr beeindruckt. Meine Gedanken haben sich von Seite zu Seite verändert. Anfangs dachte ich einfach nur, wie toll ich die Idee finde und war amüsiert von der Absurdität mancher Situation. Aber umso mehr ich gelesen hatte, umso mehr spielte ich die Geschichte in Gedanken für mein Leben durch und fand mich in einem Albtraum wieder. Irgendwann wollte ich nur noch, dass Tara endlich ihre Zeitschleife durchbricht und in den 19. November gelangt.
Das Buch ist wahnsinnig spannend und fesselnd geschrieben. An manchen Stellen finden sich kleine Logikbrüche, die aber dem wunderbaren Lesevergnügen keinen Abbruch tun. Wie schön, dass es sich um ein groß angelegtes Romanprojekt handelt und ich mich auf eine Fortsetzung freuen darf.