Spannender Thriller bis zum Schluss, aber zum Ausgang etwas verzettelt
Carola Martins ist Bloggerin und der Star in den sozialen Netzwerken. Keiner kennt sich besser aus als sie und niemand ist effektiver darin, die Welt der sozialen Medien für sich zum Vorteil zu nutzen ...
Carola Martins ist Bloggerin und der Star in den sozialen Netzwerken. Keiner kennt sich besser aus als sie und niemand ist effektiver darin, die Welt der sozialen Medien für sich zum Vorteil zu nutzen und sich, egal welches Ereignis, immer im rechten Licht zu präsentieren. So gibt sie außerdem Partys, bei denen die High Society der sozialen Netzwerke sich regelmäßig trifft. Jeder möchte auf ihrer Gästeliste stehen, denn dann sonnt man sich im rechten Licht und ist quasi interessant. Doch Carola hat nicht die ehrlichsten Absichten, im Gegenteil, sie nutzt ihre Feiern dazu aus, ihren Gästen Geheimnisse zu entlocken, um diese dann wieder zu ihrem Vorteil in den sozialen Medien oder anderweitig bei Vertragsabschlüssen o.ä. nutzen zu können. Ihre unaufhörliche Gier weiter aufzusteigen wird ihr schlussendlich zum Verhängnis. Nach und nach werden Personen, die auf ihrer Gästeliste standen, ermordet – jene, die sich kritisch zu ihr geäußert haben. Die Spur führt zu ihr zurück, denn nur Carola hätte einen Vorteil davon ihre Kritiker aus der Welt zu schaffen. Oder?
Der Thriller „#Die Gästeliste“ stammt aus der Feder von Sonja Rüther und erschien bereits im Jahr 2015 und wurde jetzt neu aufgelegt. Auch wenn der eigentliche „Stoff“ schon 5 Jahre alt ist, an der Brisanz des Themas hat sich nichts geändert – ganz im Gegenteil, es ist aktueller denn je, denn soziale Netzwerke bzw. Social Media nehmen mittlerweile einen großen Platz in unserem Alltag ein. Die Autorin war mir vorher nicht bekannt, aber in ihren Thriller bin ich sofort vertieft gewesen. Mit einer aktuellen und flüssigen Sprache sowie Auszügen zu Screenshots von Beiträgen bei Facebook sowie sehr zutreffenden Zitaten über die virtuelle Medienwelt, gelingt es ihr das Thema sehr modern und anschaulich zu gestalten. Zusätzlich baut sich sofort in den ersten Kapiteln der Spannungsbogen auf, den das Buch fast über die gesamte Zeit beibehält. Unweigerlich fragt sich der Leser, wie es weiter geht und wer eigentlich „der/die Böse“ oder „der/die Gute“ in der Geschichte ist. Bereits am Anfang gibt es so viele sich anbietende Möglichkeiten hierzu, dass man wirklich nichts im Voraus erahnen kann. Das steht für spannenden Lesespaß. Die Protagonistin Carola ist darüber hinaus eine äußerst schwierige Persönlichkeit, die man eigentlich nicht leiden kann, denn ihr Alltag besteht nur daraus aus Ereignissen Kapital zu schlagen, aber es ist gleichsam interessant ihren Werdegang zu verfolgen. Sicherlich werden hier auch einige Klischees bedient, aber dennoch ist sie treffend charakterisiert. Meiner Meinung nach hat sie längst den Blick für die Realität verloren, sodass sie auch niemals davon ausgegangen ist, dass ihr jemand etwas böses will. Dies lässt die Frage aufkommen, die den Leser auch nach dem Buch weiter beschäftigt: Lassen wir uns auch dazu verleiten den Blick für die Realität zu verlieren, wenn wir nur noch in der Welt der sozialen Medien eintauchen und uns von Likes und Followern blenden lassen? An dieser Stelle lässt das Buch also auch Raum den eigenen Medienkonsum zu überdenken und sich selbst zu hinterfragen und regt den Leser auch an, seine eigenen Verhaltensweisen zu überprüfen, was mir wirklich sehr gut gefällt.
Nun zu meiner Kritik: Obwohl das Buch über weite Längen die Spannung hält, gibt es in den hinteren Kapiteln einen gewissen Knick, denn diese sind meiner Meinung nach etwas in die Länge gezogen. Als dann endlich die Auflösung des Gesamtgeschehens folgt, überschlagen sich dann regelrecht die Ereignisse und dem Leser fällt es schwer alles zu ordnen. Es wirkt etwas gehetzt und verzettelt. Außerdem muss ich ehrlich sagen, so spannend und aktuell das Thema der Manipulation über Social Media ist, so enttäuscht war ich über das relativ harmlose Ende. Auch wenn das Ende gut war, so hat mir doch ein richtiger Kracher gefehlt. Sehr schade! Vielleicht wäre es auch besser gewesen, sich auf weniger Personen zu konzentrieren.
Aber dennoch mein positives Fazit: Das Buch bleibt trotz kleinen Schwächen natürlich äußerst lesenswert und aktuell. Man kann sehr gut in die Geschichte eintauchen und mit fiebern. Ich fand es sehr spannend und würde es auf jeden Fall weiterempfehlen!