Heart Bay - Teil 1
Wenn man von einer Autorin mehr als ein Dutzend Bücher bisher gelesen hat, wie hoch ist dann die Gefahr, dass man eine Überdosis bekommt und nicht mehr „ran kann“. Wie hoch ist die Gefahr eines Absturzes, ...
Wenn man von einer Autorin mehr als ein Dutzend Bücher bisher gelesen hat, wie hoch ist dann die Gefahr, dass man eine Überdosis bekommt und nicht mehr „ran kann“. Wie hoch ist die Gefahr eines Absturzes, wenn alle anderen Titel einfach nur genial waren?
Diese Fragen stelle ich mir jedes Mal. Jedes Mal aufs Neue, wenn ich einen neuen Titel meiner Lieblingsautorin Stefanie Ross in den Händen halte. Wenn ich aufgeregt wie ein Teenager darauf warte, das das neue Buch endlich erscheint.
Jedes Mal die gleiche Bange und Frage und – zum Glück – bisher immer umsonst. auf Holz klopf
So auch diesmal:
Mit „Heart Bay“ startet Stefanie Ross eine neue, dreiteilige Serie. Es geht um 3 Männer – gute Freunde – eine gemeinsame Vergangenheit und ein Verbrechen, das sie wieder einholt. Das verspricht der Klappentext zumindest und meine Neugierde war, wie immer, geweckt. Passt dieses Buch doch exakt in mein Beuteschema und verspricht gute Unterhaltung.
Und genau die habe ich auch bekommen. Denn auch hier zeigt sich, die Autorin kann es einfach. Sie schafft es wieder, ein Setting – diesmal eine Kleinstadt – zum Leben zu erwecken. Man hat förmlich das Gefühl, dort zu sein und das Meer rauschen zu hören. Man ist im dem kleinen idyllischen Küstenstädtchen, dass dann irgendwann gar nicht mehr so idyllisch ist.
Die Hauptfiguren in diesem Buch sind Paul und Sabrina, sowie deren kleiner Sohn Joey. Paul ist einer der drei Freunde und kennt Sabrina eigentlich schon länger – viel länger. Jetzt trifft er wieder auf sie und wird, irgendwie gegen seinen Willen, zu ihrem Retter und natürlich zu viel mehr.
Paul ist ein wunderbarer Charakter; stark und verlässlich, dabei aber auch sensibel mit einem Herzen aus Gold. Besonders beeindruckend fand ich sein Verhältnis zu Joey. Wie er mit dem Jungen umgeht, ist wunderbar zu verfolgen. Das passiert nicht geplant sondern spontan und die Annäherung zwischen den beiden wird von Stefanie Ross sehr glaubhaft geschildert. Gerade, weil Joey doch teilweise sehr verletzbar wirkt und ist – wenn man bedenkt wie sein Vater in ignoriert hat kein Wunder.
Sabrina ist eine taffe Frau, die trotz Schwierigkeiten ihren Weg geht und dabei sehr authentisch rüberkommt. Was sie tut um ihren Sohn zu schützen; wie sie den Neuanfang in einer ihr zu gut bekannten Kleinstadt wagt – man fiebert, liebt und leidet mit ihr mir.
In ihrer Kaffeesucht, ihrem Beschützerinstinkt ihrem Sohn gegenüber und einigen Sprüchen habe ich mich teilweise wiedererkannt – genau solche Momente liebe ich in Büchern.
»Sabrina blieb für einige Sekunden neben dem Bett stehen. Wie so oft, wenn sie ihr schlafendes Kind betrachtete, schienen alle Probleme plötzlich unwichtig zu sein, und ihr wurde vor Liebe ganz warm. Joey war das Beste, was ihr je passiert war. Erst seit er auf der Welt war, wusste sie, wie tief man einen anderen Menschen lieben konnte, …« (S. 125)
»Paul musste die Lippen fest zusammenpressen, um nicht laut loszulachen. Da sah Joey ihn auch schon entschuldigend an. „Bevor sie nicht ihren zweiten Kaffee hatte, ist es immer etwas schwierig mit ihr.“« (S. 270)
Natürlich werden auch in dem Buch schon Rick und Ash eingeführt – die beiden andere Freunde, um die sich die Reihe dreht und ich bin sehr gespannt, was Stefanie Ross für diese beiden noch so auf Lager hat. Ich bin gespannt, wie sie leiden müssen, in was für Schlamassel diese beiden reingeraden werden.
Zwei sehr sympathische Figuren sind für mich Inga und Rosie — zwei Damen die alles dafür tun würden, um Sabrina und Paul zu verkuppeln. Denn Liebe geht nun mal durch den Magen – und danach handeln die beiden auch. Herrlich, ich habe so manches Mal in mich reinkichern müssen.
Laut gejubelt habe ich, als Personen auftauchten, die ich aus anderen Büchern der Autorin kannte: ein wunderbarer Gastauftritt der mir von Markus den Spruch einbrachte „Wundert Dich das? Ich hab nicht geglaubt, das die Jungs da gar nicht mitmischen.“
Meine Lieblinge in dem Buch waren aber ganz eindeutig Shadow und Scout, die beiden Schäferhunde. Ich habe sie oft gedanklich am Strand toben sehen, wie sie durch die Brandung rennen und ihre Menschen auf Schritt und Tritt begleiten. Die Liebe zu Hunden spiegelt sich, meiner Meinung nach, in den Beschreibungen wieder.
Für mich ist dieses Buch – in jeder Hinsicht – wieder ein Volltreffer: liebevoll gezeichnete Settings; ausgefeilte Charaktere; detaillierte aber nicht zu langatmige Beschreibungen der Szenen und eine Story, die fesselt und mitfiebern lässt – egal ob es um die Liebesbeziehung oder die Spannungselemente geht.
Das Besondere aber war dieses Gefühl, das ich beim Lesen hatte: man konnte meinen, dass Stefanie Ross das Buch nur für mich geschrieben hat. So wohl habe ich mich beim Lesen gefühlt
Ich vergebe 5 von 5 möglichen Sternen und bedanke mich einmal mehr bei der Autorin für den wunderbaren Lesegenuss. Jetzt muss ich ganze 6 Monate warten, ehe die Geschichte weitergehen wird. Eine Zeit, die sehr lang wird aber ich hoffe, das zwischenzeitlich vielleicht eine andere Serie – die Hamburg-Reihe – fortgesetzt wird.