Mehr als nur Reisebericht
Putin - ein Präsident von enormer Beliebtheit bei seinem Volk? Was steckt dahinter, was denken die Leute?
Information durch Medien ist gut, sagt sich Stephan Orth, aber sich selbst ein Bild machen ist ...
Putin - ein Präsident von enormer Beliebtheit bei seinem Volk? Was steckt dahinter, was denken die Leute?
Information durch Medien ist gut, sagt sich Stephan Orth, aber sich selbst ein Bild machen ist besser. Und so macht er sich auf den Weg in den Osten, um zehn Wochen lang durch das riesige Russland zu reisen und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Als „Couchsurfer“ ist er unterwegs; er steigt nicht in Hotels ab, sondern ist zu Gast bei Leuten, die ihm für einige Tage eine Couch, ein Bett oder auch nur eine Matratze zum Übernachten anbieten. Auf diese Weise kommt er mit einer Vielzahl unterschiedlicher Menschen in Kontakt, die - mehr oder weniger hilfsbereit, doch stets aufgeschlossen - ihm Eindrücke in ihre Heimat vermitteln und Einsichten in ihre Lebensart und -ansichten gewähren. Auf einer Landkarte kann der Leser verfolgen, welche unglaubliche Strecke von mehr als 21.000 Kilometern Orth per Flugzeug, Bahn und Bus zurücklegt; von Moskau ausgehend über Tschetschenien und Sibirien gelangt er bis in den Fernen Osten des Landes und beendet seine Reise in Wladiwostock. Zahlreiche Fotos illustrieren seine Begegnungen und halten Landschaft und Stimmung fest.
Ohne eine gute Portion an Optimismus und Humor ist eine solch beschwerliche Reise kaum vorstellbar; denn ein Erholungsurlaub ist das wahrlich nicht. Und so ist Orths Reisebericht, den er in flottem Schreibstil verfasst, auch mit reichlich Humor und (Selbst-)Ironie gewürzt. Mit viel Empathie schildert er seine Gastgeber und ihre Eigenheiten. Es sind „normale“ wie auch recht skurrile Typen darunter; die meisten sind neugierig auf andere Länder und offen für neue Erkenntnisse. Doch es gibt auch Menschen wie Igor, der sich seine Meinung über die Welt vom Wohnzimmer aus „ergoogelt“ und auf die Berichterstattung der Medien verlässt - solche kann man in jedem Land der Erde finden. Vielleicht wäre es nicht die schlechteste Ide
e, wenn sich mehr Menschen auf der ganzen Welt aufmachten, um andere Nationen tatsächlich aus „erster Hand“ kennenzulernen und so Vorurteile abzubauen.
Eine informative, launig geschriebene Reiselektüre!