Ein satirischer Kriminalroman, der den Literaturbetrieb persifliert
Inhalt: Bei Pauspertls steht Besuch an! Eine alte Schulfreundin von Frau Pauspertl möchte das Wochenende mit ihr verbringen. Herr Pauspertl störe da nur, so die feste Überzeugung seiner Frau. Außerdem ...
Inhalt: Bei Pauspertls steht Besuch an! Eine alte Schulfreundin von Frau Pauspertl möchte das Wochenende mit ihr verbringen. Herr Pauspertl störe da nur, so die feste Überzeugung seiner Frau. Außerdem ist sie der Meinung, er brauche dringend mal ein Hobby. Kriminalromane schreiben zum Beispiel. Kurzerhand meldet sie ihn bei der „Literaturwerkstatt“ an, die in der Wilhelmspfalz, einem lokalen Literaturzentrum, stattfindet. Ehe er es sich versieht, wird er umringt von einem fast 100-jährigen Gärtner, einem selbsternannten Kulturpapst, dubiosen Verlegern und einem Lokalreporter, der zu lyrischen Höhenflügen ansetzt. Doch damit nicht genug. Während der Literaturwerkstatt kommt es zu einem Fanal. Ein Mord geschieht, den es aufzuklären gilt.
Persönliche Meinung: „Mörderische Literaturwerkstatt“ ist ein satirischer Kriminalroman von Stephan Steinbauer. Erzählt wird er aus der Ich-Perspektive des Bankangestellten und unfreiwilligen „Literaturwerkstatt“-Teilnehmers August Pauspertl. August ist ein unscheinbarer Typ und hat mit Literatur wenig bis gar nichts am Hut. Auf der Wilhelmspfalz trifft er auf allerlei seltsame Gestalten. Einige sind liebenswürdig, andere berechnend und bösartig, immer sind sie skurril bis grotesk. Dabei ist jede Figur hyperbolisch-humoristisch gezeichnet. Sei es nun der Gärtner, der fast hundertjährig fröhlich im Baum klettert, der Hipster, der nur mit einem Jugendslang redet, den keiner außer ihm versteht („Trill! Gucci!“), oder ein vergesslicher, kurz vor der Rente stehender Kommissar, der nach seinem Dienstaustritt beim lokalen Radiosender (dessen Funkwellen leider nicht die ganze Region abdecken) durchstarten will. Die Figuren sind immer etwas „drüber“, was allerdings nicht nervig ist, sondern ungemein witzig. Auch der Literatur-/Kulturbetrieb selbst wird aufs Korn genommen. Einzelne Literaturtheorien werden diskutiert und ins Absurde gesteigert, Prediger (scheinbar) hochgeistiger Kunst werden als Scharlatane entlarvt und Funktionsweisen des literarischen Marktes augenzwinkernd aufgedeckt. Die Handlung selbst dreht sich hauptsächlich um die Arbeit in der „Literaturwerkstatt“, wobei u.a. Ideen für Romane besprochen werden, eine Lesung stattfindet und eine Podiumsdiskussion abgehalten wird. Daneben deckt der unscheinbare August Pauspertl so manches Geheimnis in der Wilhelmspfalz auf. Ihm offenbart sich ein Klima, das von Intrigen, Lügen und Neid geprägt ist. Der Mord, der den satirischen Roman auch zu einem Kriminalroman macht, findet vergleichsweise spät statt. Erst das letzte Kapitel widmet sich der Aufklärung des Falles. Es ist also kein typischer Kriminalroman nach dem Schema „Fall – Ermittlungsschleifen – Aufklärung“. Das fand ich aber nicht weiter schlimm, weil die Arbeit der „Literaturwerkstatt“, die Figuren und die satirische Betrachtung des Literaturbetriebs sehr gut unterhalten haben. Der Schreibstil ist eher anspruchsvoll und die Wortwahl gehoben, allerdings lässt sich „Mörderische Literaturwerkstatt“ trotzdem flüssig lesen. Insgesamt ist „Mörderische Literaturwerkstatt“ ein humorvoller Satireroman voller skurriler Figuren, der die Schattenseiten des Themenkomplexes „Literatur/Kultur“ humorvoll persifliert.