Der Jäger und die Gejagte- Viele Längen und eine unspektakuläre Nebenhandlung, lassen die Story trotz sympathischer Heldin und gutem Schreibstil leider etwas in die Durchschnittlichkeit abdriften
Viscount Paignton gehört, wie ein paar seiner ehemaligen Wegbegleiter aus alten Spionagezeiten, zum berüchtigten Bastion-Club. Allesamt haben sich die aristokratischen Junggesellen geschworen, nicht in ...
Viscount Paignton gehört, wie ein paar seiner ehemaligen Wegbegleiter aus alten Spionagezeiten, zum berüchtigten Bastion-Club. Allesamt haben sich die aristokratischen Junggesellen geschworen, nicht in die Fänge heiratswütiger, kichernder Debütantinnen zu geraten, sondern sich selbst passende Damen auszusuchen, die für eine Heirat in Frage kommen. Doch Viscount Paignton hat Glück: Eine seiner liebsten Tanten zaubert eine angeblich passende Frau für ihn „aus dem Ärmel“. Neugierig geworden, wen seine Tante für ihn als Ehefrau in Betracht zieht, macht sich Deverell auf zu einer Hausgesellschaft auf dem Land, denn dort ist die schöne Unbekannte zu finden. Statt jedoch im Fokus des Geschehens zu stehen, hält sich Phoebe Malleson lieber in der Bibliothek auf. Sie hat nämlich ganz und gar nicht vor sich einen Ehemann zu angeln und reagiert dementsprechend genervt, als Deverell sie in Augenschein nimmt und von nun an keinen Hehl daraus macht, dass er an ihr äußerst interessiert ist.
Aber Deverell bleibt hartnäckig und folgt Phoebe, trotz all ihrer Listen, auf Schritt und Tritt. So beobachtet er eines Tages auch eine merkwürdige Begebenheit. Phoebe und einige ihm unbekannte Personen, schaffen eine junge Dienstbotin aus dem Haus. Als er Phoebe jedoch zur Rede stellt, reagiert Phoebe verärgert. Sie weigert sich vehement über den Vorfall zu reden und schürt damit Deverells Neugierde umso mehr, denn er hat sich bereits Hals über Kopf in die junge Frau verliebt. Phoebe zeigt ebenfalls eindeutiges Interesse an Deverell, doch will sie keine Heirat in Betracht ziehen. Wird Deverell Phoebe umstimmen können?
Der 5. Teil der „Bastion Club“ Reihe von Stephanie Laurens spielt diesmal zu großen Teilen auf dem Land und ist diesmal, trotz eines eingeschobenen Kriminalfalles in der zweiten Hälfte, sehr fokussiert auf das Heldenpaar Deverell und Phoebe. Deverell ist nicht umsonst ein Mitglied des Bastion Clubs, denn bislang ist er einer Heirat lieber aus dem Wege gegangen, umso mehr hat es sich gewundert, dass er sich so schnell auf den Vorschlag einer seiner Tanten (auch wenn es seine Lieblingstante ist) einlässt bzw. sich in Sachen Ehe so schnell umstimmen lässt. Ebenfalls seltsam fand ich es, dass er Phoebe nur einmal ansieht und ihm sogleich klar ist, dass sie die Einzige für ihn ist. Seine darauf folgende Hartnäckigkeit in Bezug auf sie, hat schon echte Stalkerqualitäten, die mich, wäre ich die Romanheldin, wohl eher abgeschreckt hätten.
Natürlich weiß man, als treuer Leser von Laurens Romanen bereits, dass alle ihre Romanhelden recht ähnlich gestrickt sind, doch dieses Mal ist mir dieser typische Jagdinstinkt des Helden leider ziemlich auf die Nerven gegangen, weil er Phoebe, (die nebenbei eine sympathische Heldin ist) eine Spur zu sehr in die Enge treibt und auch nicht viel Nebenhandlung von dieser Tatsache ablenkt.
Hier ist dann auch schon das größte Manko von „Ein widerspenstiges Herz“. Ebenfalls weiß man, dass Stephanie Laurens beim Schreiben ihrer Romane nicht unbedingt zu wenigen Seitenzahlen neigt.
Doch bei einer auf 543 Seiten angelegten Geschichte erwarte ich einfach ein wenig mehr Spannung und Handlung, als es hier leider der Fall ist. Stattdessen wird hier ein sehr ungleiches Paar zusammengeführt, dass nur eigentlich eines gemeinsam hat: Beide wollen nicht heiraten und ändern plötzlich, so mir nichts dir nichts, dann doch ihre Meinung allein aufgrund der gegenseitigen, sexuellen Anziehungskraft.
Denn trotz der Tatsache, dass die Autorin ihren Figuren sehr viele gemeinsame Dialoge auf den Leib geschrieben hat, fühlt man leider zu keinem Zeitpunkt, dass das Paar Sympathie und Wärme für den jeweils anderen aufbringt, meiner Meinung nach. Dafür lässt es das Paar, wieder einmal nach Laurens’scher Manier, ordentlich krachen im Bett, Rollenspiele inklusive.
Doch die sehr ausufernden Liebesszenen, die zugegeben sehr prickelnd geschrieben sind, können am Ende auch nicht verbergen, dass die Nebenhandlung hier viel zu dünn und unspektakulär geraten ist, finde ich.
Phoebes und Deverells Story ist an sich nicht schlecht und Stephanie Laurens Schreibstil gehört einfach zu den besten aller Historical Romanceautorinnen, doch ich denke, langsam müsste jemand der Autorin vielleicht mal näher bringen, dass sie ihre Geschichten lieber auf höchstens 300- 350 Seiten erzählen sollte, weil auch in der Kürze manchmal ausreichend Würze liegen kann.
Kurz gefasst: Der Jäger und die Gejagte- Viele Längen und eine unspektakuläre Nebenhandlung, lassen die Story trotz sympathischer Heldin und gutem Schreibstil leider etwas in die Durchschnittlichkeit abdriften.