Ich bin bereits seit einiger Zeit ein großer Fan von Stephen King und lese dabei auch besonders gern seine Bücher aus der Zeit, in der er einige Werke unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlicht hat. Da ich „Todesmarsch“ zu meiner Schande immer noch nicht gelesen hatte, wurde es endlich an der Zeit und somit habe ich mich auf das Buch geradezu gestürzt.
Es ist wirklich traurig, dass ich diesem Buch erst jetzt eine Chance gegeben habe, denn so ein Werk hat es nicht verdient, allzu lange ungelesen im Regal zu stehen. „Todesmarsch“ besitzt alles, was ein gutes Buch braucht: Spannung, interessante und vielseitige Figuren und Überraschungsmomente. Dabei verwendet Stephen King wie in fast allen seinen Büchern eine sehr intensive Sprache, die mir zum Teil sogar eine Gänsehaut bescheren konnte. Zugegeben, die Dialoge sind dabei zum Großteil sehr salopp und ruppig, allerdings hat mich dies alles andere als abgeschreckt, da ich dies aufgrund der Figuren fast schon erwartet habe. Sehr interessant fand ich bei „Todesmarsch“ jedoch, dass Stephen King durchaus Kritik am politischen System der USA anbringt, jedoch das Buch niemals für politische Zwecke benutzt, sodass die Kritik am Verhalten der Soldaten und der Politiker nur selten thematisiert wird.
Einhundert Jungs im Alter von 14 bis 17 Jahren brechen am 1. Mai zum sogenannten Todesmarsch auf. Eine Wanderung, bei der die Jugendlichen eine gewisse Schrittgeschwindigkeit aufbringen müssen und niemals stehen bleiben dürfen. Sollte dies geschehen, wird derjenige nach drei Verwarnungen von Soldaten, die die Jungs begleiten, erschossen. Derjenige, der am Ende übrig bleibt, darf als Einziger überleben und ein sorgenfreies Leben führen, bei dem ihm sämtliche Wünsche erfüllt werden.
Hauptfigur ist hierbei Ray Garraty, ein eher unscheinbarer Teenager, der sich für den Marsch angemeldet hat und die Teilnahme immer mehr bereut. Während er mit neunundneunzig anderen Jugendlichen quer durch den Bundesstaat Maine wandert, freundet er sich mit einigen der Jungs an, sodass ihm die Folgen des Marsches nur noch schwerer fallen. So wird Peter McVries, mit dem er die meiste Zeit über gemeinsam marschiert, sein bester Freund, mit dem er über das Leben, aber auch über den Tod philosophiert. Die Gespräche zwischen ihnen regen dabei durchaus zum Nachdenken an, denn es ist schon erstaunlich, in welcher Art und Weise sie über den Tod denken und wie nüchtern sie die Tode der anderen Teilnehmer meistens aufnehmen. Weitere wichtige Figuren sind auch noch Arthur Baker und Stebbins, die unterschiedlicher nicht sein können. Während Arthur ein geselliger Jugendlicher ist, der sich im Laufe der Zeit mit Ray und Peter anfreundet, ist Stebbins stets für sich und bildet das Schlusslicht unter den Jugendlichen. Wenn er jedoch tatsächlich mit jemanden redet, ist dies meistens mit Ray, sodass an einigen Stellen sehr interessante Gespräche zwischen ihnen stattfinden.
So interessant und brutal ich den Marsch auch fand, so wenig konnte ich letztendlich mit dem Ende anfangen. Der Gewinner selbst ging vollkommen in Ordnung, lediglich die Art und Weise, wie es geschehen ist, hat mir leider nicht so ganz zugesagt, da mir alles viel zu schnell ging und ich letztendlich noch einige offene Fragen hatte, die leider nicht mehr beantwortet wurden. Hier hätte das Ende noch mindestens zehn bis zwanzig Seiten mehr verdient gehabt, sodass man mehr über den Gewinner und seine Wunsche hätte erfahren können, was allerdings nicht geschehen ist.
Das Cover ist – wie bei fast allen King-Covern – relativ schlicht, allerdings auch sehr passend, sodass ich mir kein besseres Cover hätte vorstellen können. Gleiches gilt auch für die Kurzbeschreibung, die mich vom ersten Blick an überzeugen konnte, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte.
Insgesamt hat mir „Todesmarsch“ mit seinen vielseitigen Figuren, der gedrückten Stimmung und dem intensiven Erzählstil unglaublich gut gefallen, sodass ich dieses Buch sicherlich auch ein zweites oder drittes Mal lesen werde. Wer Dystopien mag und gegenüber einer gewissen Brutalität in Büchern nicht abgeneigt ist, wird dieses Buch lieben. Ich kann es nur empfehlen.