Eine Familie hat viele Geheimnisse- Solides, irisches Familiendrama.
Irland 1983:
Tim freut sich riesig auf den Besuch bei seiner Tante Mags, die zusammen mit ihrem Mann PJ auf dem Land lebt. Doch als er den relativ beschaulichen Ort dann mit eigenen Augen sieht, ist er ...
Irland 1983:
Tim freut sich riesig auf den Besuch bei seiner Tante Mags, die zusammen mit ihrem Mann PJ auf dem Land lebt. Doch als er den relativ beschaulichen Ort dann mit eigenen Augen sieht, ist er doch zunächst schockiert. Auch die Dorfjugend freut sich nicht unbedingt darauf ihn kennenzulernen. Eine Ausnahme gibt es jedoch. Die hübsche Nachbarin Maeve, die mit ihrer nachlässigen Mutter und mehreren Geschwistern alle Hände voll zu tun hat, seitdem ihr Vater bei Nacht und Nebel verschwand. Tim verliebt sich in Maeve, doch auch ein anderer Junge aus dem Dorf hat bereits ein Auge auf Maeve geworfen. Tims Tante Mags unterstützt ihn, doch ein wenig wundert sich Tim schon darüber, welchen Stimmungsschwankungen seine schwangere Tante unterliegt. Mal ist sie überglücklich, dann wieder so in sich gekehrt, dass sie keinen an sich heran lässt. Und auch mit Maeves Mutter scheint sie ein Geheimnis zu teilen. Wieso unterstützt sie diese mit Geld? Als er eines Nachts früher als erwartet aus der Disco zurückkehrt, überrascht er seine Tante, seinen Onkel, die Nachbarin und den Dorfpfarrer dabei, wie sie etwas scheinbar Wichtiges besprechen. Mehr als zuvor glaubt Tim an ein Geheimnis, dass alle miteinander teilen und will es unbedingt ergründen…
Irland 2010:
Orla ist die Tochter von Mags und PJ. Sie würde zu gerne das Weihnachtsfest bei ihren Eltern verbringen, doch das schlimme Wetter macht ihnen allen einen Strich durch die Rechnung. Ein Umstand, der besonders ihrer Mutter zu schaffen macht, die seit Jahren depressive Schübe hat. Doch nur wenig später klappt es endlich mit einem Treffen. Orla nutzt dieses, um ihre Eltern schonend darauf vorzubereiten, dass sie womöglich, direkt nach ihrem Universitätsabschluss, zusammen mit ihrem Freund ins Ausland gehen möchte, weil sie dort bessere Zukunftschancen hat. Mags ist am Boden zerstört, doch ihr Vater versucht die Situation zu retten, in dem er sie bittet, nichts zu überstürzen. Bei ihrer Abfahrt, überreicht er ihr einen Umschlag, in dem neben Geld ein altes Photo steckt, auf dem ihre Eltern zusammen mit einem ihr fremden Jungen abgebildet sind. Orla ist verwirrt. Sie kennt diesen Jungen nicht, doch als sie ihrem Vater darüber Fragen stellen will, blockt dieser alles ab und bittet Orla darum, alles zu vergessen, auch dass er ihr das Photo überhaupt gegeben hat. Das weckt aber gerade erst Orlas Neugierde…
Im Mittelpunkt dieses Romans von Susan Stairs, steht eine irische Familie, deren Geschichte auf zwei Zeitebenen erzählt wird, in denen gleich zwei Akteure im Fokus stehen; Tim und Orla. Allerdings ist Tims Story viel ausführlicher geraten und ehrlich gesagt auch spannender, als Orlas Versuche, ihre Eltern dazu zu bringen, ihr zu verraten, um wen es sich bei dem Jungen auf dem Bild handelt. Zugegeben, die Familiengeheimnisse fand ich packend erzählt und man kann sich dank des bildhaften Schreibstils der Autorin auch gut hineindenken in Tims Gedankenwelt und in das ländliche Irland der 80er Jahre. Dennoch blieben mir außer Tim, sämtliche Akteure leider zu blass, dazu wurde vieles einfach zu kurz und knapp abgehandelt. Besonders fiel mir das gegen Ende des Romans auf, als sich die Ereignisse überschlugen und manches davon leider nur noch in einem Rückblick, einer Nacherzählung gleich wirkend, aufgeführt wurde. Ich dachte eigentlich, nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, ich würde es hier mit einem Roman im Stile einer Kate Morton zu tun bekommen, doch eigentlich ist „Das Geheimnis jenes Sommers“ eher ein Familiendrama, dass zwar gut geschrieben wurde, dem allerdings hier und da mehr Ausführlichkeit gut getan hätte. Vielleicht wollte die Autorin auch einfach zuviel in ihren Roman, da sind einmal die Depressionen von Mags, dann diverse Familiengeheimnisse, das schwierige Annähern zwischen Tim und seiner Tante und seinem Onkel, Tims Verliebtheit und dann noch die Rivalität zwischen ihm und einem Dorfjungen. Nicht zu vergessen Orla, die sich abnabeln möchte. Vieles wird angerissen, aber leider nur stiefmütterlich abgehandelt, was ich sehr schade fand. Dennoch, ich war ansonsten gebannt von der Story und empfehle sie trotz meiner Kritikpunkte gerne weiter.