Beängstigend realistisch!
Die Machenschaften fragwürdiger Immobiliengesellschaften sind in jüngster Vergangenheit in diversen Thrillern thematisiert worden, z.B. in Eckerts „Stunde der Wut“ oder Schorlaus „Kreuzberg Blues“. Nun ...
Die Machenschaften fragwürdiger Immobiliengesellschaften sind in jüngster Vergangenheit in diversen Thrillern thematisiert worden, z.B. in Eckerts „Stunde der Wut“ oder Schorlaus „Kreuzberg Blues“. Nun also Susanne Saygins „Crash“, in dem es ein Wiedersehen mit dem Nolden-Konzern gibt, den wir bereits aus dem Vorgänger „Feinde“ kennen.
Christof Nolden, der skrupellose Baulöwe ist tot. Herzinfarkt, keine Fremdeinwirkung. Seine Witwe soll die Geschäfte mit Unterstützung eines Vertreters der Wirtschaftskanzlei weiterführen, die sich bereits seit längerem um die Belange des Unternehmens kümmert. Die Wahl fällt auf Torsten Wolf, der kein gutes Gefühl bei der Übertragung des Mandats hat, aber den finanziellen Verlockungen nicht widerstehen kann. Zwar tauchen beim Prüfen der Bücher Ungereimtheiten auf, aber Geld ist ein mächtiger Ratgeber, und so verdrängt er sein ungutes Gefühl, zumal er keine Beweise findet. Als seine Assistentin spurlos verschwindet, kommt Isa ins Spiel, die Privatermittlerin, die wir aus dem Vorgänger kennen. Sie verlässt ihr mehr oder weniger freiwilliges Exil auf den Äußeren Hebriden, um nach ihrer Freundin zu suchen. Es spielt ihr in die Karten, dass Wolf eine neue Mitarbeiterin benötigt, sie bewirbt sich, bekommt die Stelle und prüft mit dessen Unterstützung die Zahlen des Konzerns. Gemeinsam kommen sie einer raffinierten Manipulation auf die Spur und finden heraus, welche Pläne die Witwe mit 50 Millionen Euro hat.
Was Saygin in diesem Berlin-Roman beschreibt, wirkt nicht weit hergeholt und kann/könnte so jederzeit geschehen. „Crash“ ist ein moderner Roman, verankert in der Realität, der keine Morde braucht, um Spannung zu erzeugen. Es reicht das genaue Hinsehen. Und das macht die Autorin, wenn sie die Verflechtungen von Kapital und Politik und deren schmutzigen Geschäfte beschreibt. Geld verschafft die Möglichkeiten, ist gleich Macht, auch wenn es darum geht, mit unkonventionellen Mitteln den Boden für populistische Bewegungen zu bereiten. Beängstigend realistisch.