Willkommen in der Welt von Glitterschnitter: Ein großer, wilder Roman über Liebe, Freundschaft, Verrat, Kunst und Wahn in einer seltsamen Stadt in einer seltsamen Zeit.
Die Lage ist prekär: Charlie, Ferdi und Raimund wollen mit Glitterschnitter den Weg zum Ruhm beschreiten, aber es braucht mehr als eine Bohrmaschine, ein Schlagzeug und einen Synthie, um auf die Wall City Noise zu kommen. Wiemer will, dass H. R. ein Bild malt, aber der will lieber eine Ikea-Musterwohnung in seinem Zimmer aufbauen. Frank und Chrissie wollen die alte Trinkerstube Café Einfall zur kuchenbefeuerten Milchkaffeehölle umgestalten, aber Erwin will lieber einen temporären Schwangerentreff etablieren. Chrissie will, dass Kerstin endlich zurück nach Stuttgart geht, aber die muss erst noch Chrissies neuen Schrank an der Wand befestigen. Die Frage, ob Klaus zwei verschiedene Platzwunden oder zweimal dieselbe Platzwunde zugefügt wurde, ist noch nicht abschließend geklärt, aber bei den Berufsösterreichern der ArschArt-Galerie werden bereits schöne Traditionen aus der Zeit der 1. Ottakringer Shakespeare-Kampfsportgesellschaft wiederbelebt.
»Aber wie schon Toulouse-Lautrec sagte: wir haben unser ganzes Leben gebraucht, damit wir das erst seit drei Wochen machen können.« – »Das hat er gesagt?« – »So ähnlich.« Ferdi und Raimund von Glitterschnitter
Ein sehr buntes und chaotisches Buch, das mir aber richtig gut gefallen hat. Die Geschichte ist skurril, ebenso der Ort der Handlung und erst recht die Figuren. Der Schreibstil ist toll und man wird schon ...
Ein sehr buntes und chaotisches Buch, das mir aber richtig gut gefallen hat. Die Geschichte ist skurril, ebenso der Ort der Handlung und erst recht die Figuren. Der Schreibstil ist toll und man wird schon nach wenigen Seiten in das wilde Geschehen hineingezogen und nicht wieder herausgelassen. Der Humor kommt auch nicht zu kurz. Ich habe mich sehr amüsiert und kann das Buch empfehlen.
Worum geht’s?
Berlin 1980: Während Freddie in einer Klinik an einer Medikamentenstudie teilnimmt, hilft sein kleiner Bruder im Café Einfall aus. Er lebt sich langsam in Berlin ein und hat eine Menge neue ...
Worum geht’s?
Berlin 1980: Während Freddie in einer Klinik an einer Medikamentenstudie teilnimmt, hilft sein kleiner Bruder im Café Einfall aus. Er lebt sich langsam in Berlin ein und hat eine Menge neue Bekanntschaften geschlossen, ein bunter Haufen aus Künstlern und solchen, die es werden wollen. Während Frank den Milchkaffee einführt, versuchen Glitterschnitter einen Platz auf der Wall City Noise zu ergattern und H.R. Ledigt auf der Wall City Berlin 1980.
Meine Meinung:
Mit „Glitterschnitter“ (Kiepenheuer & Witsch, Ausg. 2021) schreibt Sven Regener die Geschichte um seinen Protagonisten Frank Lehman weiter. Es ist inzwischen der 6. Teil und immer wieder schön, von allen zu lesen. Ein bisschen, als würde man alte Bekannte wiedersehen. Besonders Sven Regeners Schreibstil gefällt mir sehr. Er wechselt von einem zum anderen Abschnitt die Sicht, aus der er schreibt. Liest man den eine Abschnitt aus Sicht von Frank, so handelt der nächste aus der Sicht z.B. der ArschArt-Leute. Und neben der eigentlichen Erzählung lässt er parallel zu dem gesprochenen Wort die Gedanken des Sprechers einfließen. Wie im echten Leben! Oft sagt man das eine und denkt das andere. Man hat das Gefühl, der Autor schreibt einfach locker von der Leber weg, was ihm so in den Sinn kommt, und das macht das Ganze so unterhaltsam und amüsant. Man fühlt die Atmosphäre, das bunte Berlin der 1980er Jahre, die Künstler, Punks und all die anderen.
Auf der einen Seite begleiten wir Frank, der gleichzeitig bei allem auch ein bisschen der Beobachter ist, sich seinen Teil denkt. Er kämpft sich durch, hat seine Meinung ist aber durchaus zuverlässig und empathisch. Dann die Leute von ArschArt, das „Gefolge“ von P. Immel, der Möchtegern-Hausbesetzer, der eigentlich Hausbesitzer ist und von irgendwoher Geld hat. Diese Gruppe, die immer ein bisschen Aktionismus betreibt und hier auf Österreicher macht. Ich habe den Dialekt beim Lesen immer im Kopf gehabt. Die ihre Kneipe „Intimfrisur“ – was für ein Name – in ein Wiener Café umwandeln wollen. Und die Gruppe um die Band „Glitterschnitter“, von denen auch der Titel des Buches kommt. Musik vs. Bohrmaschine. Ebenso eine Truppe, die unterschiedlicher nicht sein könnte und dennoch ein geniales Zusammenspiel hat. Und wir haben noch H.R. Ledigt, den Geldgeber hinter dem Ganzen. Der ein Künstler sein will, aber mit Aktionismus und nicht auf Leinwand.
Ich kann nicht genug bekommen von der Art, wie Sven Regener schreibt. Die pragmatischen und dadurch lockeren und amüsanten Dialoge. Das agieren der Charaktere und Gruppen untereinander. Es ist bunt, es ist lustig, es schillert, ist laut und grell. Das Buch ist das reine Leben, auch wenn Frank, mit dem damals alles begann, hier fast ein bisschen zu kurz kommt. Von ihm und auch von Freddie hätte ich gerne noch mehr gelesen. Das Buch hat mich fasziniert. Ich weiß nicht, was es ist, aber P. Immel, Kacki (und ihr Kampf in Versen von Shakespeare), Frank, Erwin und wie sie alle heißen ziehen mich immer wieder in ihren Bann und ich möchte noch mehr und mehr von ihnen erfahren und hoffe, dass dies nicht das letzte Buch war!
Fazit:
Mit „Glitterschnitter“ hat Sven Regener die Reihe um Frank Lehmann & Co fortgesetzt. In dem Buch tobt das Leben im Berlin der 1980er Jahre. Die Künstlerszene, die Hausbesetzer, das Café Einfall – wir treffen alle alten Bekannte wieder. P. Immel und seine Leute von ArschArt, die in diesem Buch Wienerisch reden. „Glitterschnitter“, die als Band groß rauskommen wollen. Und besonders genial: Die Ottakringer Shakespeare-Schlacht zwischen P. Immel und Kacki.
4 Punkte für diese gelungene Fortsetzung, ich hoffe, wir lesen bald mehr von unseren Freunden!
Sven Regeners neues Buch „Glitterschnitter“ hat, was ein unterhaltsamer Roman braucht: Urige Personen, Konflikte, eigenwillige Orte und ein wenig Handlung.
„Glitterschnitter“ spielt im West-Berlin der ...
Sven Regeners neues Buch „Glitterschnitter“ hat, was ein unterhaltsamer Roman braucht: Urige Personen, Konflikte, eigenwillige Orte und ein wenig Handlung.
„Glitterschnitter“ spielt im West-Berlin der 1980er Jahre. Eine Zeit, in der alles möglich zu sein scheint (und man irgendwoher schon das Geld dafür bekommt). Eine Zeit, in der man ein Haus kauft und im Hinterhaus Punks wohnen lässt, um das Image der Hausbesetzer-Szene aufrecht zu erhalten. Eine Zeit, in der man sich keine Sorgen macht, sondern Pläne schmiedet und experimentiert.
Die Musik- und Kunstszene sind in dem Werk omnipräsent. Allen voran in der Band „Glitterschnitter“, die titelgebend war. Das Leben ist ein Spiel, man probiert aus – die Bohrmaschine als Musikinstrument zum Beispiel. Vielleicht kommt man damit ja auf die „Wall City Noise“? Oder etwa ob man sich als Kaffeehaus-Betreiber eignet. Nur Frank Lehmann ist mit Sicherheit am Schluss des Buches klüger, weiß er doch nun, wie man den perfekten Milchkaffee zubereitet.
Es gibt viel zu lachen in Sven Regeners neuem Buch. Über den Österreich-Fimmel der Figuren, die Entstehung des Milchschaums, eine IKEA-Musterwohnung als Kunstobjekt und zu guter Letzt das Bremer Wort „opstanatsch“.
Allerdings müssen einem auch als Leser nicht nur die Shakespeare-Battles, sondern auch Dialoge wie der gefallen: „Wörter sind auch Taten“, sagte Karl. „Hoho“, sagte Ferdi. „Da hat aber mal einer seinen Hegel gelesen!“ Und ja, zwischen den Figuren wird viel palavert. Für mich gab es zwischenzeitlich deutlich zu viel an belanglosen Dialogen. Zwischenzeitlich hatte ich den Eindruck, die Personen müssten um die 40 sein, dabei sind sie in den End-20ern. Zu viel Besserwissertum mag der Grund dafür sein.