Eine originelle Märchenadaption mit ernsten Elementen
Inhalt:
Leonie wird von ihren Mitschülern ständig als Brillenschlange verspottet und auch sonst haben sie kaum ein nettes Wort für sie übrig. Natürlich ist Fynn, der beliebteste Mitschüler da auch sofort ...
Inhalt:
Leonie wird von ihren Mitschülern ständig als Brillenschlange verspottet und auch sonst haben sie kaum ein nettes Wort für sie übrig. Natürlich ist Fynn, der beliebteste Mitschüler da auch sofort mit dabei.
Doch plötzlich findet er sich als Axolotl in Leonies Aquarium wieder. Wie konnte das nur passieren?
Anfangs suhlt er sich in Selbstmitleid und denkt nur daran, einen Ausweg aus seiner eigenen Misere zu finden, doch dann merkt er plötzlich, dass Leonie dringend Hilfe gebrauchen könnte. Seit dem Tod ihrer geliebten Großmutter zieht sich das Mädchen nämlich immer mehr in sich selbst zurück.
Und nicht nur Leonies Spiegel, den sie von ihrer Oma geerbt hat, ist zerbrochen, auch Leonies Seele bekommt immer mehr Risse. Risse, die bald vielleicht nicht mehr zu reparieren sind … .
Meine Meinung:
Anfangs begegnet man Fynn, wie er in der Schule mit Leonie zusammenstößt und diese sogleich als Brillenschlange verhöhnt. Man bekommt sofort mit, dass er sich selbst ziemlich wichtig nimmt und dabei auf Leuten wie Leonie herumtrampelt. Das machte ihn mir auf Anhieb unsympathisch. Ich gönnte es ihm richtig, dass er in einen Axolotl verwandelt wird :)
Leonie ist noch sehr jung und sehr intelligent. Sie hat ein paar Klassen übersprungen und scheint auch etwas exzentrisch zu sein. Deswegen hat sie auch nie so wirklich einen Platz in ihrer Klasse und auch keine Freunde gefunden. Im Gegenteil: Sie wird täglich verspottet und gemobbt. Das und ihr Familienleben hinterlassen bei Leonie Spuren. Spuren in ihrer Psyche, mit denen sie nicht umgehen kann..
Meiner Meinung nach nimmt Mobbing heutzutage wirklich Überhand und in Zeiten von Facebook und Co ist es auch leider sehr einfach geworden. So wie Leonie geht es sicher mehreren jungen Mädchen und ich finde, da muss dringend etwas passieren. Deshalb gefiel es mir sehr gut, dass Sylvia Rieß dieses Thema in ihrem Märchen aufgegriffen hat. Es zeigt, wie weit solche Spötteleien gehen können, was diese für die Opfer bedeuten und dass Eltern davon oft nichts mitbekommen. Einfühlsam führt die Autorin ihre Leser in Leonies Gefühlswelt ein und lässt diese hautnah am Schicksal des Mädchens teilnehmen. Oft wünschte ich mir Teil des Märchens zu sein und Leonie helfen zu können, so sehr berührte mich die Geschichte.
Als Fynn ein Axolotl wird und schließlich bei Leonie im Aquarium landet, bekommt er auch mit, was er und seine Freunde dem Mädchen antun. Erst da kommt er ins Grübeln und denkt über sein eigenes Verhalten nach. Dabei erfährt man auch mehr über Fynns eigene Geschichte, was ich wirklich super fand. Überhaupt machen die Charaktere in diesem Buch eine tolle Entwicklung durch, die jedoch nicht so schnell vonstatten geht, dass sie unglaubwürdig wird.
Doch neben all den ernsten Themen, die dieses Buch behandelt, ist es immer noch ein Märchen und enthält ein paar spannende Fantasy-Elemente, die der Geschichte noch einmal eine andere Richtung geben und versuchen, die Situation etwas aufzulockern. Man darf also nicht ganz so ernst nehmen, wenn ein Krebs z.B. am Computer eine Nachricht tippt. Doch ich denke, genau das macht auch ein bisschen den Charme dieser Geschichte aus. Hier werden ernste Themen in ein Märchen gepackt und sollen so die Leser auf unterhaltsame Weise etwas sensibilisieren, was meiner Meinung nach sehr gut gelingt.
Auch der Schreibstil der Autorin gefiel mir. Die Geschichte wird abwechselnd aus Leonies und Fynns Sicht erzählt und die Sprache passt super zu den beiden Jugendlichen. Sie ist flüssig und locker und das Buch lässt sich schön entspannt lesen.
Fazit:
„Der Axolotlkönig“ ist eine originelle Märchenadaption, die ernste Themen behandelt und mit ein paar fantastischen Elementen und einem lockeren Schreibstil den Leser dafür sensibilisieren soll. Mich hat die Geschichte von Leonie und Fynn wirklich berührt und ich finde, das hier ist definitiv ein Buch, das sehr gut in meine Kategorie „Hidden Treasure“ passt.
Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.