Verstrickt
Ben ist ein durchschnittlicher Siebzehnjähriger mit einem guten Urteilsvermögen. Seine Freunde sind eher impulsiv und nehmen es nicht so genau. So kommt es, dass Ben plötzlich eine Anzeige und Bewährungsauflagen ...
Ben ist ein durchschnittlicher Siebzehnjähriger mit einem guten Urteilsvermögen. Seine Freunde sind eher impulsiv und nehmen es nicht so genau. So kommt es, dass Ben plötzlich eine Anzeige und Bewährungsauflagen am Hals hat, obwohl er es doch besser wusste. Durch ein Missverständnis gerät er dann auch noch in den Strickkurs. Zu seinem Erstaunen entdeckt er hier sein großes Talent. Aber wie soll er das nur seinem Vater und seinen Freunden beibringen?
Erwartet habe ich ein witziges Buch, gefunden habe ich eine berührende und auch tiefsinnige Geschichte, die zwar Humor und auch urkomische Szenen hat, den Schwerpunkt aber völlig anders setzt. Das hat mich positiv überrascht. Damit nimmt das Buch einen besonderen Platz in meinem Regal ein.
Dass alles in Tagebuchform aus Bens Sicht geschrieben ist, macht die Geschichte einzigartig. So fühlt man nicht nur mit Ben, sondern erfährt alles auch aus seiner reflektierten Rückschau, die mal witzig, mal nachdenklich ist.
Außerdem wird mit den Strickmetaphern auf besondere Art gespielt. In vielerlei Hinsicht ist Ben „verstrickt“: in Missverständnisse und Lügen, die wahnwitzigen Pläne seiner Freunde und die turbulenten Ereignisse in der Welt der Erwachsenen. Ben darf keine Masche fallen lassen, ob er sie selbst geschlungen oder sich in ihr verfangen hat.
Die Geschichte erzählt von einem Jungen, der versucht alles unter einen Hut zu bringen und dabei nicht nur sein eigenes Leben ordnet. Bis er in der Lage ist, sich zu sich selbst zu bekennen, hat er einen weiten Weg vor sich, der auch seine Familie und Freunde zwingt sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Fazit: Witzig und tiefsinnig, ein bisschen zum Nachdenken und einiges zum Lachen – ein Jugendbuch, das es in sich hat ohne brutal oder ordinär zu sein. Es geht nicht um ausgefallene Probleme, sondern um eher alltägliches: die Rowdies, die ihre Mitschüler mobben, Freunde mit schlechten Ideen, Eltern, die zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind, erwachsen werden und Verantwortung für sich übernehmen, das Infrage-stellen klassischer Rollenbilder ohne gleich feministisch zu werden oder Homosexualität zu thematisieren. Ein Buch zum rundum Wohlfühlen, locker leicht ohne banal zu sein, mit einem sympathischen Protagonisten, einer ungewöhnlichen Erzählweise und einem außergewöhnlichen Setting. Absolut großartig!