Taffy Brodesser-AknerFleishman steckt in Schwierigkeiten
Ich habe dieses Buch geliebt und es hat mich gleich in den Bann gezogen. ♡
Ich habe dieses Buch geliebt und es hat mich gleich in den Bann gezogen. ♡
Ich habe dieses Buch geliebt und es hat mich gleich in den Bann gezogen. ♡
Ich habe dieses Buch geliebt und es hat mich gleich in den Bann gezogen. ♡
Das Cover zeigt uns eine gespiegelte Skyline von New York, wo die Story spielt. Quer darüber in dicken weißen Lettern "Fleishman steckt in Schwierigkeiten". Ganz unten sehen wir in rot den Namen der Autorin ...
Das Cover zeigt uns eine gespiegelte Skyline von New York, wo die Story spielt. Quer darüber in dicken weißen Lettern "Fleishman steckt in Schwierigkeiten". Ganz unten sehen wir in rot den Namen der Autorin Taffy Brodesser-Akner.
Toby ist frisch getrennt lebend von Rachel. Doch so richtig zufrieden ist er damit nicht. Beruflich ist er Hepatologe. Er liebt seinen Beruf und den Umgang mit Menschen, doch damit hat er wenig Chancen in seinem Krankenhaus aufzusteigen. Da müsste er sich schon mehr für die Forschung interessieren und der Station fernbleiben. Dafür hat seine beruflich sehr erfolgreiche Ehefrau Rachel allerdings sehr wenig Verständnis.
Die beiden haben sich alles gemeinsam aufgebaut. Beide hatten auf ihre Art Komplexe, bis sie sich fanden. Seine beruhten auf seiner Körpergröße (168 cm), sie - um 8 cm größer - wurde bei ihrer Großmutter groß und war immer ein einfaches Mädchen. Darunter hatte sie in der jüdischen Schule immer sehr zu leiden, weil die anderen Schulkinder aus reichem Hause waren.
Und damit begann die Krux. Sie wollte immer dazu gehören, war ehrgeizig bis zum Letzten. Ihm, der in einer großen jüdischen Familie liebevoll erzogen wurde, war die Familie das Wichtigste. So tauschten sie die Rollen. Er nahm den Platz der berufstätigen Mutter für ihre zwei Kinder ein, sie machte Karriere und kam aus beruflichen Gründen häufig erst voll gestresst nachts nach Hause - und hatte für die Familie wenig Zeit. Zumindest sah Toby das so. -
Der Roman beginnt sehr langsam, als Rachel die beiden Kinder nachts zu ihm bringt und dann wie vom Erdboden verschluckt ist. - Toby kann sich eh nicht an die neue Situation (Trennung/Scheidung) gewöhnen und ich fragte mich, was das jetzt alles soll. Er geht auf eine Sexseite, wo sich Frauen aus der Nähe anbieten, trifft sich mit einigen zu sexuellen Abenteuern, aber da sind auch sein Beruf und seine Kinder.
Plötzlich geht es so Mitte des Romans aus der 3. Person Singular in ein "Ich". Ja, hier erzählt uns jemand alles über Toby. - Es gibt auf den 512 Seiten nur 3 Kapitel, wenig Absätze und immer wieder plötzliche Übergänge auf den Erzähler und wie er das alles sieht. Im 3. Kapitel lernen wir Rachel zu verstehen.
Das Buch ist gut geschrieben und etwas schwierig zu lesen, weil man sich wegen vieler Zeitsprünge sehr konzentrieren muss.
Der Roman wurde übersetzt von Britta Mümmler und erscheint in gebundener Form und als E-Book bei dtv.
Das war ein ziemlicher Lesespaß - genau die Art, die vor allem unterhält, aber dennoch mit einer Botschaft aufwartet. Ein Roman, der sowohl lustig als auch melancholisch ist, der sowohl Augenrollen als ...
Das war ein ziemlicher Lesespaß - genau die Art, die vor allem unterhält, aber dennoch mit einer Botschaft aufwartet. Ein Roman, der sowohl lustig als auch melancholisch ist, der sowohl Augenrollen als auch Mitgefühl hervorruft.
Der Fleishman, auf den sich schon der Titel bezieht, ist Toby (nur: ist er das wirlkich?), ein Ü40-Vater von zwei Kindern, frisch getrennt von seiner Gattin - jetzt ist er bereit, das Leben als Single in einer Welt voller Dating-Apps und unverfänglichem Sex zu erkunden. Aber gerade, als Toby seine kleine Midlifekrise voll auskosten will, verschwindet seine Noch-Gattin und überlasst ihm die elterlichen Pflichten... mal wieder.
Eigentlich geht es hier also um first world problems "de luxe" - die Story spielt nicht nur im New York der Reichen, sondern der Superreichen und Ultrareichen. Als Arzt, der "gerade mal" 280.000 Dollar pro Jahr mit nach Hause bringt (herrje...) steht Toby in dieser extrem priveligierten Hackordnung ziemlich weit unten. Seine Bald-Ex Rachel, die sich aus eigener Kraft ganz nach oben gearbeitet hat und eine berühmte Promiagentin wurde (und die auf dem Weg dorthin ihre Familie augenscheinlich vernachlässigt hat, herrje, herrje...), verdient locker das Fünfzehnfache - und selbst das sind noch Peanuts im Vergleich zu dem Wohlstand der Familien, zu denen Rachel so gerne dazugehören möchte.
Warum sollte man so ein Buch über Luxuprobleme lesen, die auf der Midlifekrise eines Mannes basiert, der sich in seiner Rolle als jammernder Vater mit zu viel "Familienpflichten" vielleicht auch ganz wohl fühlt - kann er doch weiter jammern und Mitleid erhaschen?
Zwei Gründe: Zum einen macht Taffy Brodesser-Akner's Schreibe richtig Spaß. Zweitens: Die ganze Geschichte wird, auf der coole und pfiffige Weise, von einem trojanischen Pferd infiltriert. Erzählerin der Geschichte ist nämlich Libby, eine alte Studienfreundin von Toby. Sie ist - das Alter Ego der Autorin lässt grüßen - eine Magazonjournalistin, bekannt für ihre Porträts über Männer, die ihr eigentlich dazu dienen, über Frauen zu schreiben:
"They [the men] said all the things I wasn't allowed to say aloud without fear of appearing grandiose or self-centered or conceited or naricissistic. I imposed my narrative onto theirs [...]. I wrote about my problems through them."
Also - wessen Geschichte lesen wir hier, und wie (ver)ändert das die Eindrücke der Lesenden? Genau diese Frage macht, abgesehen von einigen äußerst unterhaltsamen Nebenplots (wie die Geschichten der Frauen, die Toby trifft oder die Probleme seiner Kinder), dieses Buch durchaus lesenswert. Es regt zum Nachdenken an, öffnet Raum für Diskussionen, beginnend bei den Charakteren und ob sie liebenswert sind - ich bin da zu keiner abschließenden Meinung gekommen ;) Dafür weiß ich dies: Mit gefällt dieser Roman, so, wie er ist: Ein leichtes, spaßiges Sommerbuch mit Botschaft.