Auf der Suche nach der eigenen Identität
In der Vergangenheit habe ich schon viele schöne Bücher vom Insel Verlag gelesen. Nun schloss sich mit dem Roman "Die letzte Wahre Geschichte" von Tahmima Anam erneut ein außergewöhnlicher Roman an.
Dieses ...
In der Vergangenheit habe ich schon viele schöne Bücher vom Insel Verlag gelesen. Nun schloss sich mit dem Roman "Die letzte Wahre Geschichte" von Tahmima Anam erneut ein außergewöhnlicher Roman an.
Dieses Buch der Kategorie "Schöne Literatur" hat wirklich alles, was mir ein Roman bieten muss. Zuerst erwarte ich eine gute und ausgefeilte - in diesem Fall ist es ein blumige - Sprache. Dazu eine interessante Handlung und was für mich ebenfalls von Bedeutung ist: Das Gelesene muss meinem Denken Weite und Nahrung geben. All das finde ich in dem vorligenden Buch.
Erzählt wird das Leben der Paläontologin Zubaida aus Bangladesch. Verbinden wir dieses Land allgemein mit Armut, so hatte sie das Glück, als Adoptivkind in einer wohlhabenden Familie - die es auch dort gibt - aufzuwachsen und in den USA studieren zu dürfen. Sie führt ein Leben zwischen zwei völlig unerschiedlichen Welten. Schon lange ist für sie klar, dass sie ihren Jugendfreund heiraten und ein traditionelles Leben führen wird. Doch was nicht geplant war ist, dass sie sich in den USA Hals über Kopf in den Amerikaner Elijahr verliebt und eine wunderbare Zeit mit ihm verlebt. Trotzdem geht sie aus Loyalität zurück nach Bangladesch und heiratet. Doch schon wenige Tage nach der Trauung weiß sie, diese Eheschließung war ein Fehler. Obwohl die geplante Eheschließung ihrer Beziehung mit Elijahr ein Ende setzte, versprachen sie sich beim Abschied, mit Hilfe der modernen Technik immer wieder persönliche Botschaften zu schicken, was ihre Verbindung nie ganz abreißen lässt.
Seite 142: "In diesem Augenblick musste ich an das zurückdenken, was du mir über das Verlangen der Seele gesagt hattes, Elijah. Über die Einsamkeit, immer im eigenen Körper gefangen zu sein, während der Geist doch nichts mehr will als Gemeinschaft."
Wir erleben die Aufs und Abs in Zubaidas Alltag. Ihre Mutter kämpft für die Rechte von vergewaltigten Frauen, zieht sogar für deren Rechte vor Gericht - doch Zubaida wirkt seltsam gleichgültig angesichts des Leides ihres Volkes.
Die Autorin entführt uns in den Luxus der Oberschicht des Landes als auch in die bitterste Armut der dortigen Menschen, die nicht einmal lesen und schreiben können. Vor unseren Augen entfaltet sich auf der einen Seite die Schönheit des Landes und großer Reichtum der Oberschicht, als auch das schreckliche Bild der Wertlosigkeit eines Menschenlebens. Wer jetzt an die guten Armen denkt, die sich gegenseitig helfen, ist im Irrtum. So wie reiche Bewohner von Bangladesch ihre Landsleute in den Fabriken oder beim Abwracken ausgemusterter Schiffe ausbeuten, so betrügen die Armen des Landes, ohne eine Spur von schlechtem Gewissen oder Mitgefühl diejenigen, die noch schwächer sind als sie selbst.
Den größten Teil der Handlung lesen wir aus der Sicht von Zubaida und sehen die handelnden Personen mit ihren Augen. Das Ende des Romans ist offen und lässt der Phantasie des Lesers viel Raum.
Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt und ich wollte es nicht aus der Hand legen weil es für mich alles vereinbart, was ich von "Schöner Literatur" erwarte.