Cover-Bild Das zweitbeste Leben
(8)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Arche Literatur Verlag AG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 24.07.2020
  • ISBN: 9783716027837
Tayari Jones

Das zweitbeste Leben

Britt Somann-Jung (Übersetzer)

Ein Vater. Zwei Familien. Zwei Schwestern, die nichts und alles füreinander sind.

James Witherspoon ist Chauffeur, lebt in Atlanta und ist mit zwei Frauen verheiratet. Chaurisse ist seine offizielle Tochter, Dana ist das zweite, geheime Kind, von dem niemand wissen darf. Beide Mädchen sind gleich alt, wohnen nicht weit voneinander entfernt und leben doch ganz unterschiedliche Leben. Denn während Chaurisse in einer heilen Familie aufwächst, muss Dana um jede Anerkennung kämpfen. Als sie vierzehn sind, laufen sich Dana und Chaurisse scheinbar zufällig über den Weg – wobei nur Dana weiß, dass sie Schwestern sind. Schließlich kommt es zu einem schicksalhaften Zusammentreffen beider Familien, das für die eine Seite den völligen Zusammenbruch bedeutet und für die andere eine Möglichkeit zum Aufbruch.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2020

Ein Kampf um Gleichberechtigung, der nicht gewonnen werden kann

0

Danas Familie ist gar nicht so anders als die ihrer Freunde: Ihre Eltern sind verheiratet, sie sieht ihren Vater James ein- bis zweimal die Woche und sie wird von beiden geliebt – doch Dana ist ein Geheimnis. ...

Danas Familie ist gar nicht so anders als die ihrer Freunde: Ihre Eltern sind verheiratet, sie sieht ihren Vater James ein- bis zweimal die Woche und sie wird von beiden geliebt – doch Dana ist ein Geheimnis. Offiziell ist James mit einer anderen Frau verheiratet und hat mit ihr ebenfalls eine Tochter, Chaurisse. Da Bigamie in den USA als Straftat gesehen wird, darf niemand von Dana und ihrer Mutter Gwendolyn wissen. Ihr ganzes Leben lang versucht Dana um die gleiche Anerkennung zu kämpfen, die ihre Halbschwester Chaurisse bekommt, aber dies ist ein Kampf, den sie anscheinend nicht gewinnen kann.

Als beide Mädchen etwa vierzehn Jahre alt sind, laufen sie sich zufällig über den Weg. Während Dana genau weiß, wen sie vor sich hat, ist Chaurisse völlig ahnungslos und freut sich über eine erste, wirkliche Freundschaft. Sie verbringen immer wieder Zeit miteinander, Dana besucht ihre Schwester zu Hause und bei ihrer Mutter im Frisörladen. Nach und nach lernt sie das zweite, offizielle Leben ihres Vaters kennen und versucht herauszufinden, warum er Dana und ihre Mutter nicht auf die gleiche Weise lieben kann. Danas Detektivarbeit zieht sich über mehrere Monate, bis das Unausweichliche passiert: Beide Familien stehen sich plötzlich gegenüber, doch nur eine kann gewinnen.

Das zweitbeste Leben von Tayari Jones zeigt nicht nur eine Geschichte über Anerkennung, den Drang nach Liebe und den Kampf um Gleichberechtigung; der Roman verarbeitet außerdem das Thema Rassismus in den 1970er und 80er Jahren. Als bigamistische, afro-amerikanische Familie stellen die Witherspoons und Yarboros nicht nur eine außergewöhnliche Zusammenkunft dar, sie sorgen außerdem für Aufmerksamkeit in der Gesellschaft, die es zu vermeiden gilt. Geschildert aus den jeweiligen Perspektiven der beiden Mädchen bekommt der Leser einen genauen Einblick in beide Waagschalen, die sich allerdings nie im Gleichgewicht befinden. Ein behütetes, liebevolles, unschuldiges Leben steht einem ständigen Konkurrenzkampf gegenüber und mit dem Zusammentreffen von Dana und Chaurisse zieht sich der Spannungsbogen bis zum Ende. Man kann sich sehr gut in beide Positionen hineinversetzen, empfindet und leidet mit beiden Parteien und fühlt sich zum Schluss fast so zerrissen wie James: Kann man es schaffen, beide Familien zu erhalten? Oder kann es in dem ständigen Kampf um Gerechtigkeit nur einen Gewinner geben?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2020

Wenn die eigene Existenz ein Geheimnis ist

0

Dana und ihre Mutter Gwen sind ein Geheimnis, denn Danas Vater und Gwens Ehemann James hat bereits eine Familie: Ehefrau Laverne und Tochter Chaurisse. Während Letztere glauben, ein glückliches normales ...

Dana und ihre Mutter Gwen sind ein Geheimnis, denn Danas Vater und Gwens Ehemann James hat bereits eine Familie: Ehefrau Laverne und Tochter Chaurisse. Während Letztere glauben, ein glückliches normales Familienleben zu haben, wissen Dana und Gwen von James 'erster' Familie. Insbesondere Dana leidet darunter, ihren Vater geheim halten zu müssen und nur einmal die Woche zu sehen. Als sie zufälligerweise die gleichaltrige Chaurisse kennenlernt, freunden die Beiden sich an ohne dass ihre Halbschwester weiß, wer Dana ist.
Die erste Hälfte des Buches wird aus der Sicht von Dana erzählt, die bereits als Kleinkind verinnerlichen musste, nicht über ihren Vater zu reden. Ohne ihn anzuklagen, macht sie jedoch deutlich, wie schwierig diese Situation für sie ist und wie sehr ihr Selbstbewusstsein darunter leidet. So sehr, dass sie es in ihrer ersten Beziehung hinnimmt, wieder verheimlicht zu werden. Mit zunehmendem Alter wird ihre Neugier auf ihre Halbschwester und deren Mutter immer größer und gemeinsam mit Gwen spionieren sie ihnen gelegentlich nach.
In der zweiten Hälfte erzählt Chaurisse, die auch während ihrer Freundschaft mit Dana ahnungslos bleibt, von ihrem Leben. Es ist ein typisches Teenagerdasein, das in erster Linie von den üblichen Problemen geprägt ist: Aussehen, Vergleich mit Anderen usw. Von ihr erfährt man auch mehr über die Vergangenheit von James, für den ich zumindest zeitweise fast so etwas wie Mitgefühl aufbringen konnte, aber wirklich nur fast.
Denn es sind die Frauen, die hier die starken Charaktere sind: Dana, Chaurisse und Gwen. Laverne bleibt außen vor, denn sie stellt sich nicht der Realität, sondern verschließt die Augen mit der Hoffnung, dass Alles so bleibt wie es war. Die Männer hingegen entpuppen sich der Reihe nach als Feiglinge, die nur auf ihren Vorteil bedacht sind oder einfach nur Angst haben. Und James schreckt sogar nicht davor zurück, seiner Tochter Dana die Schuld am Vorgefallenen zuzuweisen.
Obwohl die Handlung in einem schwarzen Milieu stattfindet, taucht der besonders in den Südstaaten der USA herrschende Rassismus (das Ganze spielt in den 80ern und früher) nur beiläufig auf in Sätzen wie "Deine Mama hat für weiße Leute die Wäsche gewaschen ...". Letzten Endes liest es sich wie eine Geschichte, die sich so in jeder Gesellschaft hätte ereignen können - von einigen wenigen Besonderheiten abgesehen.
Ein einfühlsamer und interessanter Einblick in zwei letzten Endes unglückliche Familienleben, verursacht durch den Egoismus und die Feigheit eines Mannes.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2020

Bigamie oder Bigotterie?

0

Buchbesprechung zu »Das zweitbeste Leben« von Tayari JonesDiesen Roman habe ich im Rahmen einer Leserunde auf LOVELYBOOKS gewonnen. Die gebundene, 347-seitige Ausgabe mit der EAN 978-3-716-02783-7 kostet ...

Buchbesprechung zu »Das zweitbeste Leben« von Tayari Jones

Diesen Roman habe ich im Rahmen einer Leserunde auf LOVELYBOOKS gewonnen. Die gebundene, 347-seitige Ausgabe mit der EAN 978-3-716-02783-7 kostet 22.00 € und erschien am 24. Juli 2020 im Arche Literatur Verlag. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Britt Somann-Jung.

Mit der Eröffnungszeile »Mein Vater, James Witherspoon, ist ein Bigamist«, enthüllt Tayari Jones eine atemberaubende Geschichte über die Täuschung eines Mannes, die Komplizenschaft einer Familie und die in der Mitte gefangenen Teenager. Im Mittelpunkt stehen die beiden Mädchen, deren Leben auf dem Spiel steht, und wie die besten Schriftsteller porträtiert Jones die Zerbrechlichkeit ihrer Charaktere mit roher Authentizität, wenn sie Liebe suchen, Aufmerksamkeit fordern und versuchen, sich als Frauen vorzustellen. Der Roman spielt in den 1980er Jahren in einem bürgerlichen Viertel in Atlanta und dreht sich um James Witherspoons Familien: Die öffentliche und die geheime. Wenn sich die Töchter jeder Familie treffen und eine Freundschaft schließen, weiß nur eine von ihnen, dass sie Schwestern sind. Es ist eine Beziehung, die explodieren soll, wenn Geheimnisse enthüllt und Illusionen zerstört werden. Während Jones die Hintergrundgeschichten ihrer reichen und fehlerhaften Charaktere erforscht, offenbart sie auch die Freude und die Zerstörung, die sie einander ins Leben gebracht haben.


Meinung
Wie bereits an meiner Bewerbung unschwer zu erkennen ist, reagiere ich auf das Thema Bigamie sehr allergisch, darum hatte es mich gewundert, dass ich den Roman lesen durfte. Das Cover finde ich ansprechend. Zwei Silver Birds auf blutrotem Hintergrund. Einer der Vögel sitzt beobachtend auf einem Ast und ein weiterer breitet seine Flügel aus und entfaltet sich.

Objektiv betrachtet möchte ich erwähnen, dass die Autorin ihr Handwerk versteht. Stilistisch und vom Aufbau her ist ihr ein Roman gelungen, der sich gut lesen lässt und zum Nachdenken anregen soll, vielleicht löst er bei dem einen oder anderen Leser Sympathie und tiefe Gefühle aus, aber mich hat die Story subjektiv betrachtet nicht im Geringsten erreicht. Bei mir hat sie lediglich ein Kopfschütteln ausgelöst und darum bin ich auch nicht bereit, mir den Roman mit aller Gewalt schönzureden.

Möglicherweise neige ich auch dazu, mehr in die Geschichte hineinzuinterpretieren als der Autorin lieb ist. Und wenn ich dann auch noch Arche-Verlag lese, dann denke ich mir halt so meinen Teil. Und dieser Teil ist nicht angenehm. Ich frage mich nämlich, ob Tayari Jones das Thema Rassismus auf den Schultern der beiden Schwestern austrägt. Dana, die das zweitbeste Leben hinnehmen, sich verstecken, ihren Vater mit Sir anreden muss und sich keine Widerworte erlauben darf, steht stellvertretend für die Unterdrückten der zweiten Klasse.

Sowohl James, Danas Mutter als auch ihr Onkel verhalten sich in meinen Augen unmoralisch, fast schon asozial und kriminell. Das Thema Rassismus wurde hier sehr elegant verwoben. Dana muss auf der ganzen Linie zurückstecken. Eine Szene hat mich besonders stutzig gemacht: Die Frauen wollen genauso glatte Haare haben wie die weißen Amerikaner. Am liebsten möchten sie ihre Herkunft leugnen. Afroamerikaner mit heller Haut und glatten Haaren sind bessere Afroamerikaner. Michael Jackson war dann wohl der Beste von allen. Einige Leser werden nun Verständnis für die Protagonisten aufbringen, weil wir Deutschen können ja immer alles ganz genau nachvollziehen, uns in die Figuren hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Aber seien wir doch mal ehrlich - was sich der Mister Witherspoon da erlaubt, das geht doch auf keine Kuhhaut! Führt sich auf wie ein masochistischer Patriarch. Das ist blanker Narzissmus. Eine rücksichtslose, unverantwortliche Zumutung. Und die Mutter duldet das? Was für eine Frechheit, die gehört genauso weggesperrt wie der James. Aber was soll man von einer Frau, die sich mit 14 Jahren schwängern lässt, auch anderes erwarten?

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich das Thema Bigamie im übertragen Sinne auf Bigotterie bezieht. Der Mann tanzt auf zwei Hochzeiten. Ein Spagat, der nur sehr schwer zu bewältigen ist.


Fazit
Ich konnte für Danas Standpunkt und Neugierde überhaupt kein Verständnis aufbringen. An ihrer Stelle hätte ich viel früher rebelliert und meinen Vater mit dem Gesäß nicht mehr angeschaut. Ein gequirlter, an den Haaren herbeigezogener Blödsinn. Von mir gibt es keine Leseempfehlung, aber das ist auch nicht notwendig, denn die US-amerikanische Talkshow-Moderatorin Oprah Gail Winfrey hat bereits angekündigt, diesen Roman verfilmen zu wollen. Bevor man mich ausbuht und mit faulen Eiern bewirft, vergebe ich 3 von 5 möglichen Sternen: Zwei für die beiden Vögel auf dem Cover und einen für die gelungene Übersetzung.


Gut zu wissen!
Im Original erschien das Buch bereits 2011 und wird nun auf Deutsch nachgereicht, nachdem Tayari Jones 2018 mit ihrem sowohl von Oprah Winfrey als auch von Barack Obama gepriesenen vierten Roman »In guten wie in schlechten Zeiten« der Durchbruch gelungen war. Tayari Jones wurde 1970 in Atlanta geboren und studierte Englisch in Iowa, Georgia und Arizona. 2019 wurde sie mit dem Women's Prize for Fiction (bei Anmeldung für den Newsletter kann man dort ein mit 6 Büchern gefülltes Buchpaket gewinnen!) ausgezeichnet.


© 08/2020 MAD-Moiselle 🌼 Alle Angaben sind ohne Gewähr.