Hat mich bestens unterhalten
Wer bei dem Begriff „Eierkratzen“ an den oft unwillkürlichen Griff der Männer an ihre „Private Parts“ denkt, ist in guter Gesellschaft, und liegt doch bei diesem Burgenland-Krimi völlig falsch. Hier geht ...
Wer bei dem Begriff „Eierkratzen“ an den oft unwillkürlichen Griff der Männer an ihre „Private Parts“ denkt, ist in guter Gesellschaft, und liegt doch bei diesem Burgenland-Krimi völlig falsch. Hier geht es um das alte Stinatzer Kunsthandwerk, bei dem gefärbte Eier durch Aus- und Abkratzen der Farbe kunstvoll verziert werden.
Während Gruppeninspektor Sifkovits mit seiner Mutter Nachschub für das Eierkratzen besorgt, erreicht ihn die Nachricht, dass es einen Toten gibt: Erstochen mit einem Eierkratzmesser, das blöderweise seiner Mutter Baba gehört. Natürlich glaubt Sifkovits keine Sekunde daran, dass seine Mutter den Horvatits umgebracht hat. Also verschweigt er vorerst diese Tatsache, die dann selbstverständlich ans Tageslicht kommt. Allerdings hat niemand mit der wehrhaften Baba gerechnet, die schönsten Burgenland-Kroatisch, den Oberst Taschner vom LKA Eisenstadt die Leviten liest und ihn mit dem besten Makarul, jenem Stinatzer Strudel, den man mit Mohn- oder Nussfülle backen kann, abfüllt.
Nachdem Baba Sifkovits sich wieder dem Eierkratzen hingeben kann, versucht die Kopftuchmafia, also Baba, die Grandits-Resl, die Resetarits-Hilda und der Greißler Franz Maikits, dem burgenländischen Columbo bei der Aufklärung zu helfen. Wird es dem Quartett auch diesmal gelingen, den Mörder zu überführen?
Meine Meinung:
Auch der dritte Krimi des gebürtigen Steirers, der nun im Burgenland lebt, gefällt mir ausgezeichnet. Das liegt natürlich an den Charakteren, wie Inspektor Sifkovits selbst, sowie an der Kopftuchmafia, die ja mit dem ersten Krimi ein extra Buch erhalten hat. Inspektor Sifkovits, obwohl schon verheiratet und über vierzig, wird von seiner Mutter immer noch „Schatzl“ genannt. Sein Verhältnis zu ihr ist liebevoll und sorgt für zahlreiche Schmunzler, wenn wir einige Anekdoten aus seiner Kindheit erfahren.
Sifkovits selbst ist so der Anti-Held der Krimiszene und wird gerne mit Inspektor Columbo verglichen. Er tritt ähnlich zerknautscht auf: ockerfarbene Hose, weißes Hemd, graue Strickweste und eine ockerfarben Ballonmütze, die er, einer Uniform gleich, mehrfach in seinem Kleiderschrank vorrätig hat. Auch, dass man Frau Sifkovits nur als Abwesende kennenlernt und, dass er mehrmals zurückkommt, um eine letzte Frage zu stellen, hat er mit seinem amerikanischen Pendant gemeinsam. Eine weitere Marotte ist der exzessive Genuss von Käsepappeltee, den der Otto-Normalverbraucher nur kurz vor dem Tod durch Verdursten trinken würde, sowie die Scheu vor allzu viel neuer Technik. Er verwendet ein Klapphandy, mit dem man nur telefonieren kann und notiert seine Gedanken lieber in sein Notizbuch. Alle diese Schrullen machen ihn liebenswert, im Gegensatz zum Toten, der ein großes Schlitzohr gewesen ist.
Diese Stinatz-Krimi zeichnen sich durch viel Liebe zum Detail aus, die neben der akribischen Ausarbeitung der Charaktere auch die Beschreibung von Traditionen der Einheimischen beinhaltet. Das sind diesmal, es ist ja bald Ostern, die Bräuche rund um dieses katholische Fest. Das Eierkratzen hat in einigen anderen Regionen wie Kroatien, Polen, Tschechien und Siebenbürgen lange Tradition. Natürlich darf auch ein Rezept aus Babas Kochbuch nicht fehlen.
Sifkovits ist auch ein scharfer Beobachter. So fallen ihm auf einem Foto bei Elfi Horvatits, der Mutter des Ermordeteten, die „Adidas Jogging High“, jene Sportschuhe auf, die damals das Nonplusultra der Jugendlichen waren, aber für die meisten unerschwinglich.
Fazit:
Ich habe mich mit diesem dritten Stinatz-Krimi wieder bestens unterhalten gefühlt. Daher gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.