Wenn der gebürtige Franke sich über den Braten-Franken beschwert…
Nico Schnös ist Controller und gerade läuft es beruflich nicht so ganz gut. Bei einem Wutanfall wirft er eine Tasse auf den Finanzvorstand – und wird dann erstmal in Zwangsurlaub geschickt. Damit er seinen ...
Nico Schnös ist Controller und gerade läuft es beruflich nicht so ganz gut. Bei einem Wutanfall wirft er eine Tasse auf den Finanzvorstand – und wird dann erstmal in Zwangsurlaub geschickt. Damit er seinen Ruhepuls unter Kontrolle bekommt, wird er dazu noch mit einem Fitnesstracker ausgestattet, auf dessen Daten sein Chef immer wieder zugreifen kann. Auch privat läuft nicht alles rund, denn seit sein Vater vor einem Jahr gestorben ist, ruft ihn seine Mutter ständig an. Und auch seine Frau Mia droht er gerade an irgendeine komische Kuschelsekte zu verlieren. Nun soll er im Zwangsurlaub also endlich Erholung und Ruhe finden – doch er hat seine hyperaktive Mutter dabei, was wohl nicht so ganz die Ruhe reinbringt…
Die Geschichten von Tommy Jaud finde ich generell sehr amüsant und witzig, so hat mich vor einigen Jahren schon „Vollidiot“ und „Resturlaub“ sehr begeistert. Nun war ich aufs Hörbuch echt gespannt, vor allem weil es vom Autor selbst gelesen wird. (Der jeglichen fränkischen Dialekt, wenn je vorhanden, abgelegt hat.)
Der Erzählstil der Geschichte wechselt immer wieder ab, so wechselt man zwischen verschiedenen Zeiten (z.B. im Urlaub, Tod des Vaters, vor dem Urlaub) ab beim Hören. Zu Beginn braucht man vielleicht einen Moment, dann kommt man da aber gut mit zurecht und erkennt auch immer wieder, wenn ein Zeitenwechsel da ist. Gelesen wird das Hörbuch von Tommy Jaud selbst, was ich mal ganz spannend fand. Er hat eine angenehme Stimme, ist wirklich gut zu verstehen und bringt die verschiedenen Personen auch stimmlich sehr gut rüber. Man merkt das definitiv beim Hören, was ich sehr gut aber auch amüsant finde. Die Laufzeit des Hörbuchs liegt übrigens bei knapp sieben Stunden – es ist eine ungekürzte Lesung.
Die Geschichte klingt schon vom Text her sehr lustig – und hält das auch, was sie verspricht. Es geht hoch her und ist wirklich sehr amüsant, durchaus aber auch mal tiefgründig. Gerade zum späteren Teil hin wird es in gewisser Weise fast ein wenig nachdenklich. (Vielleicht ist es auch eine Hommage an seinen verstorbenen Vater, dem dieses Hörbuch gewidmet ist.) Gerade zu Beginn (erste und zweite CD) habe ich die Geschichte als sehr, sehr lustig empfunden, kam aus dem Lachen fast nicht mehr raus. Wie er die Menschen so darstellt, ist wirklich sehr gelungen – und wie er auch die Klischees bedient und amüsant mitspielen lässt. Auch die Wutausbrüche bekommt man quasi hautnah mit, eben weil sie sehr gut geschildert sind.
Natürlich ist die Geschichte in mancher Hinsicht sicher etwas überdreht, gerade was auch die Mutter und ihre Ansichten etc. angeht – aber das macht „Der Löwe büllt“ einfach aus. Für mich war es ein gelungenes Hörbuch, das sehr humorvoll war, für mich aber zum Schluss hin leider etwas nachgelassen hat. Sicher waren auch die nachdenklichen Szenen passend und gaben der Geschichte eine runde Komponente, aber der Witz, der zu Beginn da war, wurde einfach nicht ganz „gehalten“ bis zum Schluss. Für mich ein sehr unterhaltsames, abwechslungsreiches und lustiges Hörbuch mit durchaus auch nachdenklichen Momenten. Von mir gibt es hier 4 von 5 Sternen und eine Empfehlung. Über eine Verfilmung würde ich mich hier echt freuen.