stimmt einen nachdenklich
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, wieso Ihr alle in den Sommerferien nichts Besseres zu tun habt, als Euch mit einem schweißtreibenden Blutrünster an den Strand zu knallen… Ja klar, mit einem guten ...
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, wieso Ihr alle in den Sommerferien nichts Besseres zu tun habt, als Euch mit einem schweißtreibenden Blutrünster an den Strand zu knallen… Ja klar, mit einem guten Buch bei Meeresrauschen entspannen ist grandios… aber ent-spannen beim Krimi? Das entsagt doch irgendwie der Logik, oder?
Für alle, die mein Unverständnis in einem gewissen Grade teilen und auch auf der Suche nach dem ultimativen entspannenden Strandlesebuch sind: Hier ist es!
Sophia lebt mit ihrem Vater und ihrer Großmutter auf einer Insel. Ungesehen vom Vater, der eher geneigt ist, alles Interessante zu verbieten, erkunden Großmutter und Enkelin heimlich die Insel und tauschen sich dabei mal tiefschürfend, mal amüsant, oft auch beides gleichzeitig, über Gott und die Welt aus. Das Tabuthema Tod wird von dem kleinen Mädchen, das (fast) keine Tabus kennt, so unspektakulär natürlich gestreift, dass es völlig seinen Schrecken verliert. Die Antworten der Großmutter auf die manchmal überraschenden Fragen ihrer Enkelin sind oft liebevoll-schroff; durch ihre lange Lebenserfahrung hat sie gelernt, mit den Launen des kleinen Mädchens barmherzig und gelassen umzugehen. Manchmal schiebt die liebevolle Großmutter aber auch ein wenig Lebensfrust und hat dann einfach gar keine Lust, pädagogisch zu antworten. Und so prallen nicht selten diese beiden Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen streitend aufeinander. Ein sehr ehrliches und ein wenig aus der Sicht der Großmutter geschriebenes Buch, aber auch ein Buch, das immer wieder schmunzeln lässt und das man zwar nach einem Kapitel auch mal aus der Hand legen kann, ohne vor Spannung zu bersten, aber auch jederzeit gerne wieder aufnimmt, um weiterzulesen. Die Kapitel sind kleine in sich abgeschlossene Episoden, wie man es aus Kinderbüchern kennt, die noch ohne hochdramatischen Plot auskommen - aber jedes Kapitel hat für sich so eine raffinierte Geschlossenheit, dass es nie langweilig wird. Insgesamt handelt es sich aber auch nicht um eine lose Aneinanderreihung von Kapiteln; Tove Jansson versteht es durchaus, am Ende einen anfangs begonnenen Kreis zu schließen.
Ein Buch, das nachdenklich und gleichzeitig glücklich macht. Solche Bücher suche ich und bin in diesem Fall fündig geworden.