Cover-Bild Lernen S' Geschichte, Herr Reporter!
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ecoWing
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 12.02.2021
  • ISBN: 9783711002631
Ulrich Brunner

Lernen S' Geschichte, Herr Reporter!

Bruno Kreisky – Episoden einer Ära

Dem Mythos Bruno Kreisky auf der Spur

Wie war es als Journalist, einen Politiker mit Ecken und Kanten wie Bruno Kreisky aus nächster Nähe zu erleben? Ulrich Brunner, der einst von Kreisky mit dem legendären Zitat »Lernen S‘ Geschichte!« angegangen wurde, erzählt von seinen Begegnungen mit dem Staatsmann und lässt uns hinter die Kulissen blicken. Wie unterschieden sich Privatmann und öffentliche Person? Woher kamen seine politischen Ambitionen? Wie hat er die Politik Österreichs nachhaltig geprägt?

- Porträt eines herausragenden SPÖ-Politikers: Wie Kreiskys Biografie mit der Entwicklung der Zweiten Republik verschränkt ist

- Packend geschrieben, mit Insiderwissen, über das nur wenige verfügen: Ulrich Brunners Erinnerungen an den Jahrhundertkanzler

- Willy Brandt, Olof Palme, Otto Bauer, Dr. Karl Renner: Welche Persönlichkeiten beeinflussten Kreiskys politisches Selbstverständnis?

- Der Sozialdemokratie verpflichtet: Wie die Unterdrückung durch den Austrofaschismus Kreisky prägte

Lieber Staatsschulden und dafür Vollbeschäftigung: Die Prioritäten des Staatsmannes Kreisky

Arbeitslose hätten ihm mehr schlaflose Nächte bereitet als weniger Geld in der Staatskasse: Durch solche und andere Zitate, oft aus dem berühmten Pressefoyer entnommen, ist Kreisky auch heute noch im politischen Gedächtnis präsent. Ulrich Brunner, selbst jahrzehntelang Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, begann seine Karriere bei der Arbeiterzeitung und war schließlich beim ORF beschäftigt. In diesem Sachbuch kommentiert er die Ära Kreisky ebenso kenntnis- wie anekdotenreich aus der Perspektive des Journalisten und Wegbegleiters. Dadurch ist ihm eine Biografie gelungen, die den Mythos Kreisky durchaus kritisch hinterfragt und die Geschichte der SPÖ nachzeichnet – eine genauso unterhaltsame wie informative Reise durch die Nachkriegsgeschichte Österreichs!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2020

Ich hätte ihn gern kennengelernt

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Ganz zu Beginn muss ich gestehen, dass ich vor dem Lesen des Buches mit dem Namen Bruno Kreisky nichts anfangen bzw. ihn und seinen Stellenwert nicht einordnen konnte. Aber schon nach wenigen Seiten hat ...

Ganz zu Beginn muss ich gestehen, dass ich vor dem Lesen des Buches mit dem Namen Bruno Kreisky nichts anfangen bzw. ihn und seinen Stellenwert nicht einordnen konnte. Aber schon nach wenigen Seiten hat es Ulrich Brunner geschafft in mir den Wunsch zu wecken, dass ich liebend gerne diesem außergewöhnlichen Menschen und Politiker begegnet wäre, um ihn persönlich kennenzulernen.

Mit viel Augenzwinkern, aber auch mit jähzornigen Ausbrüchen sind die Episoden und Erinnerungen des Journalisten gespickt, der mit Fug und Recht von sich behaupten kann, dass er Bruno Kreisky besser kennt, als seine eigene Westentasche. So entsteht ein ganz persönliches, ja fast schon intimes, Portrait von dem Mann, der Österreichs Politik prägte wie kein anderer und ihr so den ganz eigenen Kreisky-Stempel aufdrückte.

Sein politischer Weg ist mit Reformen und neuen Denk- & Sichtweisen durchzogen, aber manchmal steht sich Kreisky selbst im Weg, da er seinen Egoismus nicht zügeln kann. Diese ausgeprägte negative Eigenschaft lässt Brunner hier voll zum Zug kommen und er scheut nicht davor, diesen Charakterzug beim Namen zu nennen. Trotz, oder gerade deswegen, war Kreisky ein Verfechter der Sozialdemokratie und hielt ihre Werte immer aufrecht.

Zum Glück muss er nicht mehr miterleben, wie diese Werte immer mehr in Vergessenheit geraten und die Parteien andere Ideale verfolgen.

Ich hätte Bruno Kreisky gerne kennengelernt, sei es auch nur, dass er mich zum Teufel gejagt hätte

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Ein gelungene Darstellung einer Epoche

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Autor Ulrich Brunner hat den charismatischen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky einige Jahrzehnte lang begleitet. Zuerst als Journalist der Parteizeitung „Arbeiterzeitung (AZ)“ und später als ...

Autor Ulrich Brunner hat den charismatischen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky einige Jahrzehnte lang begleitet. Zuerst als Journalist der Parteizeitung „Arbeiterzeitung (AZ)“ und später als Redakteur des Österr. Rundfunk.

Er schreibt über seine persönlichen Erfahrungen und Begegnungen mit dem Kanzler. Manchmal fließen auch andere Wortmeldungen ein.

Brunner spannt den Bogen von der Kindheit Kreiskys bis hin zu seinem Tod und dessen Auswirkungen auf die österr. Sozialdemokratie. Es scheint, als wäre Kreiskys Leben eine Aneinanderreihung von Kränkungen. Der Antisemitismus der Nazi-Zeit macht(e) auch vor der SPÖ nicht Halt. Und so dauert es nach seinem Exil (1938-1950) in Schweden eine geraume Zeit bis Brunos Kreisky wieder in seiner eigenen Partei Fuß fassen kann. Mit Innenminister Oskar Helmer („Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht.“ - die Entschädigungen an die überlebenden Juden nämlich) hat Kreisky einen besonderen Gegner in der eigenen Partei.

Dass Bruno Kreisky über keine der üblichen Seilschaften verfügt und eher ein Einzelkämpfer ist, ist manchen Parteikollegen ein Dorn im Auge. Dennoch, der Erfolg gibt im Recht! In vielen Ländern Europas wie in Deutschland mit Willy Brandt und Schweden mit Olaf Palme siegen die Sozialdemokraten. Beide werden zu Freunden und arbeiten gemeinsam am „Nord-Süd-Dialog“.

Für Österreich hat Kreisky einen noch nie dagewesenen Modernisierungsschub vorbereitet: Heiratsbeihilfe, Gratisschulbuch und Schülerfreifahrt erleichtern den Menschen das Leben. Er schafft ein modernes Familien- und Eherecht, das das bisherige aus 1811 stammende ablöst. Er verkürzt den Wehrdienst („Sechs Monate sind genug“). Die Justizreform von Justizminister Christian Broda ist zwar stellenweise umstritten, wird aber durchgezogen.

Kreisky ist ein „Menschenfänger“, der Wähler aus den Teichen der anderen Parteien fischt. Er lädt diese Wähler ein „ein Stück des Weges mit ihm zu gehen“. Dreimal (1971, 1975 und 1979) erhält er die absolute Mehrheit.

Neben seinen Reformen und klugen politischen Schachzügen spart Ulrich Brunner Kreiskys negative Seiten nicht aus, z. B.: Seine Ich-Bezogenheit, die im Laufe seines Lebens immer ausgeprägter wurde. Seine Konflikte mit Hannes Androsch oder mit Simon Wiesenthal, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Nazi-Kriegsverbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu bringen. Hier hat Kreisky, auf Wiesenthals Kritik, mind. vier SPÖ-Minister seien Mitglieder der NSDAP gewesen, überzogen reagiert.

Bruno Kreisky setzt wenige Handlungen ohne Kalkül. Er ist Vollblutpolitiker und 24 Stunden im Amt. Da seine Telefonnummer im öffentliche Telefonverzeichnis steht, wird er immer wieder von Hilfe suchenden Bürgern angerufen. Kreisky ist sehr belesen, denn in der Haft 1935/36 hat er jedes Buch verschlungen, dessen er habhaft werden konnte. Sein Lieblingswerk „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil.

Ulrich Brunner ist jener Journalist, zu dem Kreisky gesagt hat „Lernen’s Geschichte, Herr Reporter“ (siehe S. 123 - 130).

Seine Nachfolge hat Kreisky leider nicht in der üblichen Eloquenz geregelt. "...Kreisky hatte seine Partei nicht auf die Zeit nach ihm vorbereitet. Wahrscheinlich liegt darin auch eine historische Gesetzmäßigkeit..." (S. 247). Unterrichtsminister Fred Sinowatz wird Bundeskanzler und Parteivorsitzender. Die SPÖ geht mit der FPÖ unter Norbert Steger eine rot-blaue Koalition ein, die Kreisky noch selbst eingefädelt hat. An seinen Nachfolgern lässt Bruno Kreisky kein gutes Haar.

Der Niedergang der Sozialdemokratie (auch in anderen Teilen Europas) ist nicht mehr aufzuhalten. Die heutige Zerrissenheit der Partei, die sich langsam einer Kleinpartei nähert, musste Bruno Kreisky nicht mehr erleben. Kreisky stirbt am 29. Juli 1990.

Fazit:

Ein faszinierendes Porträt eines Ausnahmepolitikers, der seinesgleichen sucht. Gerne gebe ich hierfür eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.