Zwei Freundinnen treffen sich wieder, doch ein Typ namens Volker stellt sich dazwischen. Eine rasante und tragikomische Geschichte über Freundschaft
Stell dir vor, du hast gerade deinen Job gekündigt, ziehst zurück in deinen Heimatort, lebst mit Anfang 30 wieder in deinem alten Kinderzimmer, triffst endlich deine beste Freundin und die kommt nicht allein, sondern mit Volker. Und mit Volker kommen einige Veränderungen, zuerst ist es nur sein selbst gemachtes Granola, das die beste Freundin plötzlich mag, obwohl sie nie Granola mochte, sie wird blasser und dünner, antwortet kaum noch auf Nachrichten, dann kündigt sie ihren Job, schmeißt das Studium und zieht mit Volker auf einen Bergbauernhof ohne Funknetz. Was würdest du tun?
Ulrike Haidacher ist eine Meisterin der Übertreibung, zielgerichtet führt sie ihre Figuren ins Verderben, zerlegt Floskeln und Glaubenssätze.
Was ist eigentlich ein gutes Leben und wer bestimmt das?
Ein Roman, der Komödie und Tragödie auf sensationelle Weise vereint.
Anja war Krankenpflegerin im Krankenhaus, gab den Beruf nach einem Hörsturz aber auf. Sie zieht wieder zu ihren Eltern und trifft ihre beste Freundin Magda wieder. Doch die scheint verändert. Sie hat einen ...
Anja war Krankenpflegerin im Krankenhaus, gab den Beruf nach einem Hörsturz aber auf. Sie zieht wieder zu ihren Eltern und trifft ihre beste Freundin Magda wieder. Doch die scheint verändert. Sie hat einen neuen Freund, der anscheinend nicht ganz einfach ist und viel Einfluß auf sie ausübt. Möglicherweise eine toxische Beziehung.
Da ausschließlich aus Anjas Perspektive erzählt wird, weiß man als Leser nicht genau, wie weit man den trauen kann. Schließlich ist Anja selbst momentan wegen ihrer Situation nicht ganz stabil. Diesen Moment des Zweifels hat die Autorin Ulrike Haidacher geschickt hergestellt.
Doch Anja ist die Einzige, die sich wirklich um Magda sorgt und die Warnzeichen deuten tatsächlich auf einen Missstand hin. Magda scheint weniger fröhlich, trifft sich nicht mehr mit ihren alten Freundin, hat ihren Job gekündigt und setzt auch ihr Studium nicht fort.
Man ist dicht dran an der Protagonistin Anja und folgt dem Text gespannt.
In "Malibu Orange" erzählt Ulrike Haidacher die tragikomische Geschichte einer Freundschaft, die von Gewalt und Abhängigkeit auf die Probe gestellt wird. Die 1985 in Graz geborene Autorin ist auch als ...
In "Malibu Orange" erzählt Ulrike Haidacher die tragikomische Geschichte einer Freundschaft, die von Gewalt und Abhängigkeit auf die Probe gestellt wird. Die 1985 in Graz geborene Autorin ist auch als Kabarettistin bekannt und wurde für ihre Programme mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Österreichischen Kabarettpreis. Mit diesem Werk liefert sie ein intensives und nachdenklich stimmendes Porträt menschlicher Beziehungen, das sich literarisch und thematisch von ihrer Arbeit als Kabarettistin abhebt.
Worum geht’s genau?
Die Erzählerin kehrt mit Anfang 30 in ihr Elternhaus zurück, zieht wieder in ihr altes Kinderzimmer ein und trifft dort ihre beste Freundin wieder. Doch diese hat inzwischen Volker an ihrer Seite – einen dominanten Mann, der nach und nach ihr Leben verändert. Was zunächst harmlos wirkt, entwickelt sich zu einer bedrohlichen Dynamik: Die Freundin wird distanziert, bricht Kontakte ab, gibt ihren Job und ihr Studium auf und zieht mit Volker auf einen abgelegenen Hof. Aus der Perspektive der Erzählerin erleben Leser:innen die Eskalation psychischer und körperlicher Gewalt hautnah mit und werden mit schwierigen moralischen Fragen konfrontiert: Wie würde man selbst in einer solchen Situation handeln?
Meine Meinung
Das Buch hatte ich schon länger auf meiner Leseliste, und bei einem Bibliotheksbesuch habe ich endlich zugegriffen. Die Gestaltung des Buches ist ansprechend, besonders der Farbschnitt des Covers sticht ins Auge. Inhaltlich ist Malibu Orange jedoch alles andere als leichte Kost. Die Geschichte wird ausschließlich aus der Sicht der (ehemals) besten Freundin erzählt, was die Intensität und Nähe zu den Geschehnissen verstärkt. Besonders gelungen ist, wie das Buch Leser:innen in moralische Dilemmata hineinzieht, die man sich sonst vielleicht nicht stellt: Wie hätte ich in dieser Situation reagiert?
Trotz der wichtigen und aufrüttelnden Themen wie häusliche und psychische Gewalt, Freundschaft, Dorfleben, Generationenkonflikte, Tod und Trauer, hatte ich Schwierigkeiten, mich vollständig in die Erzählweise einzufinden. Der Fokus auf den inneren Monolog der Protagonistin empfand ich als anstrengend, da Dialoge, die ich persönlich sehr mag, fast vollständig fehlen. Tatsächlich erscheint der erste längere Dialog erst auf Seite 32, was sich auf die Lesedynamik auswirkt. Die Erzählung wird zudem durch extrem lange Kapitel erschwert – bei über 200 Seiten hat das Buch nur vier Kapitel, sodass einzelne Abschnitte 50 bis 60 Seiten umfassen. Dies, kombiniert mit verschachtelten Sätzen, die teils mehr als eine Seite einnehmen, verlangte mir als Leserin einiges an Geduld ab.
Auch sprachlich hatte ich gemischte Gefühle. Während der innere Monolog grundsätzlich die Gedankenwelt der Protagonistin gut einfängt, fand ich die wiederholte Verwendung von Füllwörtern wie „mhm“ oder „äh“ dennoch ermüdend. Außerdem hätte ich angesichts der sensiblen Thematik erwartet, dass das Buch gendergerechte Sprache verwendet, was leider nicht der Fall ist. Positiv hervorzuheben ist jedoch die Authentizität in den Gesprächen mit den Eltern der Protagonistin – der Generationenkonflikt wird hier treffend dargestellt und fühlte sich für mich sehr real an.
Obwohl mich das Thema nachdenklich gestimmt hat und die dörfliche Atmosphäre gut eingefangen wurde, musste ich mich stellenweise zwingen, weiterzulesen. Das liegt weniger am Inhalt als an der Art der Umsetzung, die für mich teilweise zu sperrig war, um mich wirklich mitzureißen.
Fazit
Malibu Orange greift wichtige und vielschichtige Themen auf, stellt diese aber in einer Erzählweise dar, die nicht immer leicht zugänglich ist. Während die Atmosphäre und die moralischen Fragen stark beeindrucken, mindern die langatmigen Kapitel und der dominante innere Monolog den Lesegenuss. Ein lesenswertes Buch für Menschen, die sich mit anspruchsvoller Literatur beschäftigen möchten, aber keine leichte Lektüre erwarten – 3 von 5 Sternen.