Interessanter Historischer Roman
Der Silvestermorgen beginnt recht unerfreulich für Fygen Lützenkirchen, denn die Seidenballenlieferung aus Valencia ist komplett verdorben. Wieder einmal und das, wo Fygen so große Hoffnungen in den Seidenstoff ...
Der Silvestermorgen beginnt recht unerfreulich für Fygen Lützenkirchen, denn die Seidenballenlieferung aus Valencia ist komplett verdorben. Wieder einmal und das, wo Fygen so große Hoffnungen in den Seidenstoff dieser Stadt gesetzt hatte. Doch unsachgemäße Lagerung im Schiff hat den Stoff vom Meerwasser feucht und schimmelig werden lassen. Fygen ist somit gezwungen die komplette Lieferung zu entsorgen.
Allerdings ist es nun bereits das dritte Mal, dass ihr Stoff aus Valencia geliefert wurde, der seinem guten Ruf nicht gerecht wird und für Fygen finanzielle Einbußen bedeutet. Ob Sabotage dahinter steckt? Dieser Gedanke lässt Fygen auch später am Abend nicht los und als Rudolf sich nach Fygens Trauerjahr ein Herz fasst und sie um ihre Hand bittet, weiß Fygen plötzlich genau was sie will- und zwar nicht Rudolfs Frau zu werden, dessen Heiratsantrag sie freundlich aber bestimmt abweist, sondern selbst in Valencia nach dem Rechten zu sehen.
Während Fygen also Reisepläne schmiedet, hat ihre Stellvertreterin Lisbeth, Fygens Tochter, noch ganz andere Sorgen, als mit einem weiteren Betrieb bedacht zu werden, denn auch Katryn spielt mit dem Gedanken sich aus dem Geschäftlichen zurückzuziehen und Lisbeth den ihren zu übertragen.
Lisbeth ist zwar glücklich mit Mertyn, wünscht sich aber über alles endlich Kinder. Doch bislang blieb der Kindersegen zwischen dem Ehepaar aus…
"Die Tochter der Seidenweberin" ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Teils "Die Seidenweberin" in dem Fygen Lützenkirchen und der Berufsstand der Seidenweber im Mittelpunkt des Geschehens steht.
Auch in diesem Teil ist der Seidenweberberuf mehr als nur schmückendes Beiwerk- die Autorin lässt den Leser an vielem Wissenswerten über Seidenstoffe und deren Verarbeitung teilhaben. Allerdings ist Fygen diesmal nicht mehr die alleinige Romanheldin; ihre Tochter Lisbeth steht nun im Hauptfokus der Geschichte und man nimmt hauptsächlich an ihrem beruflichen und privaten Werdegang teil, auch wenn Fygens Erlebnisse in Spanien durchaus weitergeführt werden und auch sehr spannend sind.
Dank des einnehmenden, zeitgemäßen Schreibstils der Autorin und detailreichen Beschreibungen von damaligen örtlichen Begebenheiten, versprüht der Roman sehr viel historisches Flair und die immerhin 541 Seiten (danach folgen ein interessantes Nachwort der Autorin und ein Glossar) lesen sich wie im Flug.
Ursula Niehaus weibliche Romanheldinnen sind sehr starke, selbstbewusste Frauen, die sich in ihrer Zeitepoche und gegen die Männerwelt zu behaupten verstanden. Auch Lisbeth ist eine solche Frau, die trotz aller Probleme nie zerbricht und mit fester Hand ihr Erbe zum Erfolg führen will. Trotz ihres Ehrgeizes ist sie eine sympathische Romanfigur mit der man sich sehr schnell identifizieren kann.
Ein erwähnenswerter Punkt ist außerdem, dass die Hauptfiguren dieser Romane keine Fiktion sind, sondern tatsächlich lebten. Die Autorin hat Fiktion und historische Fakten zu einer unterhaltsamen Story verflochten, die mir erneut sehr viel Lesespaß bereitet hat. Das Ende des Romans lässt allerdings schwer auf einen weiteren Teil über Lisbeth hoffen.