Der Gute
Beworben hat sich der Oberveterinär Gottschalk nicht für den Einsatz in den deutschen Kolonien. Doch mit seinem Kollegen Wenstrup versteht er sich und gemeinsam lernen sie von ihrem Laufburschen die Nama-Sprache. ...
Beworben hat sich der Oberveterinär Gottschalk nicht für den Einsatz in den deutschen Kolonien. Doch mit seinem Kollegen Wenstrup versteht er sich und gemeinsam lernen sie von ihrem Laufburschen die Nama-Sprache. Die Idylle trügt, denn die Einheimischen werden rebellisch. Verständlicherweise wollen sie ihr Land behalten und ihre eigenen Herren bleiben. Besonders Jakobus Morenga bereitet dem deutschen Militär Schwierigkeiten. Strategisch geschickt plant er seine Scharmützel und schlägt die Deutschen mehr als einmal in die Flucht. Je mehr sich Gottschalk mit Land und Leuten im damaligen Deutsch Südwestafrika beschäftigt, desto weniger kann er verstehen, wieso gegen die einheimische Bevölkerung ein solcher Krieg geführt wird.
Zum 80. Geburtstag des Autors wurde dieser bereits 1983 erstmals erschienene Roman erneut herausgebracht. Genau aus historischen Quellen und auch im heutigen Namibia recherchiert zeichnet Uwe Timm ein beeindruckendes Bild von den Aufständen der Herero und Nama und dem darauf folgenden Krieg. Sein Veterinär Gottschalk ist dabei das Abbild einer traurigen Hoffnung auf einen guten Deutschen. Er ist einer der Wenigen, die klar sehen, dass hier ein Volk vernichtet wird und der es dennoch erst nach den Ereignissen schafft, um seine Entlassung aus der Armee nachzusuchen. Wenn Gottschalk meint, die Lage verbessern zu können, verkehrt sich die Wirkung gerade ins Gegenteil.
Erschütternd, mit welcher dummdreisten Leichtigkeit die Militäroberen über die Vernichtung von Menschen entscheiden. Kleinste Anlässe werden als Entschuldigung für schärfste Strafen genommen. Und tödliche Erkrankungen werden billigend in Kauf genommen. Wenn man bedenkt, dass es eines ganzen Heeres bedurfte, um ein paar Hundert Aufständische zu besiegen, zeigt dies, dass die Deutschen wohl doch keine so guten Strategen waren. Wie bedauerlich ist es, dass die sogenannten Sieger die verbleibenden Herero und Nama nach ihrem Gutdünken niedermachen konnten. Nicht das erste Mal steht man fassungslos vor der Schlechtigkeit der sogenannten Herren und fragt sich, wieso die Welt nicht besser ist. Im Übrigen ist dieser zwar etwas sperrige, aber sehr beeindruckende Roman auch verfilmt worden.