Stellenweise etwas übertrieben
Nach dem Prolog, mit dem man als Leser zu Beginn des Buches noch nicht besonders viel anfangen kann, fängt "Spiel des Lebens" in einem gemäßigtem Tempo an. Der Leser lernt Emily, die weibliche Hauptperson, ...
Nach dem Prolog, mit dem man als Leser zu Beginn des Buches noch nicht besonders viel anfangen kann, fängt "Spiel des Lebens" in einem gemäßigtem Tempo an. Der Leser lernt Emily, die weibliche Hauptperson, kennen, die gerade ihr Leben als Studentin am King's College von London beginnt. Der Leser erfährt, wie schwer es vor allem ihrer Mutter fällt, ihr Kind loszulassen. Und der Leser erkundet zusammen mit Emily das College und stürzt sich in das studentische Nachtleben.
Nach dieser gemächlichen Einführung nimmt das Buch aber schnell an Fahrt auf. Denn ein Unbekannter hat an Emilys Schließfach einen Luftballon geklebt, vor denen sie sich aus Gründen, die der Leser später erfährt, schrecklich fürchtet. Dazu hat der Unbekannte ein Foto sowie eine Nachricht hinterlassen. Der Text lautet: "Du hast mir mein Leben gestohlen. Und ich hole es mir zurück."
So beginnt für Emily das "Spiel des Lebens" indem sie immer wieder von einem Unbekannten kontaktiert wird, der ihr verschiedenste Aufgaben stellt. Gelingt es Emily, diese innerhalb einer bestimmten Zeit zu lösen, könnte alles gut ausgehen. Gelingt es ihr nicht, werden Menschen sterben.
"Spiel des Lebens" ist insgesamt authentisch und stimmig aufgebaut und konstruiert. Veit Etzold versteht es, die Spannung immer mehr zu steigern, sodass sich das Buch praktisch wie von selbst liest. Als Leser will man einfach wissen, wie das Buch weiter geht. Man muss einfach erfahren, was es mit dem Fremden auf sich hat, der Emily immer wieder vor schwierige und tödliche Aufgaben stellt. Man will wissen, wieso Emilys Eltern so komisch auf die Ereignisse reagieren. Als wüssten sie etwas. Und man will wissen, ob man den Leuten, denen Emily verzweifelt ihr Herz ausschüttet, auch wirklich vertrauen kann. Veit Etzold baut ein enormes Tempo auf und gestaltet die Handlung gleichzeitig abwechslungsreich und immer wieder überraschend.
Stellenweise wirkt die Handlung aber etwas übertrieben. Emily hat Aufgaben zu erledigen, von denen manche doch etwas zu konstruiert erscheinen. Stellenweise meint es der Autor da etwas zu gut. Dazu kommt, dass das Motiv des Täters zwar in sich stimmig ist, gleichzeitig aber auch etwas zu konstruiert wirkt. Man weiß zwar nie, wie manche Menschen ticken. Aber im Vergleich zu der Wirkung ist der Auslöser etwas zu harmlos und dadurch unglaubwürdig. Sehr interessant ist dagegen aber, dass sich immer wieder Kapitel finden, die aus der Sicht des Täters geschrieben sind. Dadurch erlangt der Leser Einblicke in dessen Gedanken- und Gefühlswelt, auch wenn er erst am Ende des Buches erfährt, wer der Täter ist.
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass das Buch stellenweise schon sehr brutal und blutig ist. Veit Etzold scheut sich auch bei solchen Szenen nicht davor, die Handlung anschaulich und bildhaft zu beschreiben. Zum größten Teil ist dieser plastische Schreibstil von Vorteil. In solchen Szenen wiederum eignet er sich schon fast dazu, den Magen des Lesers umdrehen zu lassen.
Mein Fazit:
Ein authenthisch und nachvollziehbar konstruierter Jugendthriller, der stellenweise etwas übertrieben erscheint, aber durch seine stetig anwachsende Spannung überzeugt.