Ein gelungenes Krimidebüt
In einer fiktiven Kleinstadt im nördlichen Waldviertel wird die Journalistin Simone Kundra tot in der Zisterne der Stadt aufgefunden. Als Kind der Stadt kannte sie die Abgründe der Stadt und berichtete ...
In einer fiktiven Kleinstadt im nördlichen Waldviertel wird die Journalistin Simone Kundra tot in der Zisterne der Stadt aufgefunden. Als Kind der Stadt kannte sie die Abgründe der Stadt und berichtete auch immer wieder über Mauscheleien sowie Skandale. Diesmal, so scheint es, ist war den Malversationen rund um den Autobahnbau auf der Spur. Doch auch in Kundras Vergangenheit gibt es einen schwarzen Schatten: gemeinsam mit ihren Cousinen Lili und Helene war sie in einen tödlichen Autounfall verwickelt, der die Verwandten zu Todfeinden werden ließ.
Mit der Aufklärung des Mordes ist Frau Oberstleutnant Dr. Schamburek betraut, eine kompetente wie schrille Persönlichkeit. Ihr Umgangston mit Verdächtigen, Kollegen und Untergebenen ist so rau wie legendär und ihre farbenfrohe extravagante Kleidung lässt so manches Gegenüber glauben, mit der Ermittlerin ein leichtes Spiel zu haben.
Meine Meinung:
Mir hat dieser Waldviertel-Krimi sehr gut gefallen. Er ist der richtige Mix aus Spannung, Polizeiarbeit und Lokalkolorit, der durch die schräge Frau Oberstleutnant herrlich aufgelockert wird. Ich kann sie mir perfekt vorstellen, wenn sie in Highheels, in orangefarbenen Minirock und eine überdimensionalen pinkfarbenen (!) Handtasche über den Hauptplatz stöckelt. Vermutlich ist die Stadt Weitra, deren Stadttor das Cover ziert, Pate für die fiktive Kleinstadt gestanden hat, ist der Hauptplatz eine Herausforderung für Stöckelschuhe - Granitwürfelpflaster. Immerhin lebt die Autorin dort.
Die Charakter habe alle ihre Ecken und Kanten. Und auch hinter der „Mistfuchtl“ (© Assistent Schaller) steckt ein sensibler Mensch. Die Autorin hat die Mechanismen einer Kleinstadt, die jahrzehntelang durch den Eisernen Vorhang geprägt worden ist, sehr gut getroffen. Man kennt sich, weiß, wer welche sprichwörtliche (und manchmal echte) Leiche im Keller versteckt hat. Diese Mauern des Schweigen zu durchbrechen ist nicht immer einfach und benötigt Chuzpe sowie den einen oder anderen gewagten Schachzug.
Die Figur der Frau Oberstleutnant hat Potenzial zu einer Hauptdarstellerin in einer neuen Reihe. Ich würde sie gern bei weiteren Ermittlungen begleiten.
Mein Fazit:
Ein fesselnder Regionalkrimi mit interessanten Charakteren, dem ich gerne 5 Sterne geb.