Vom Wagnis eines alternativen Lebens
Hände hoch, wer geht heute in die Kirche? Ich nicht. Ich stamme aus einem atheistischen Elternhaus und meine erheblichen Zweifel bezüglich der Institution Kirche an sich werden mich vermutlich auch in ...
Hände hoch, wer geht heute in die Kirche? Ich nicht. Ich stamme aus einem atheistischen Elternhaus und meine erheblichen Zweifel bezüglich der Institution Kirche an sich werden mich vermutlich auch in Zukunft davon abhalten. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen; ich neide allen Gläubigen ihre Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Das fehlt mir. Vielleicht lebe ich deshalb immer noch in meinem Geburtsort und lese besonders gerne Geschichten, die sich in einem Mikrokosmos abspielen, in einem Dorf, auf einem Bauernhof oder eben in einem Kloster.
Mit 21 Jahren beschliesst Veronika Peters, Nonne zu werden. Dabei ist es weniger ihr starke Glaube, der diesen Entschluss untermauert, als der Wunsch nach gelebter Spiritualität, klarer Struktur. Einer erfüllenderen Lebensform jenseits kapitalistischer Werte und gesellschaftlicher Normen. Mit zwei Koffern in den Händen und einem mulmigen Gefühl im Bauch lässt die junge Frau ihr altes Leben hinter sich und zieht in ein benediktinisches Kloster. In klarer Sprache schildert Peters in diesem autobiographischen Bericht ihre persönliche Entwicklung während der nun folgenden 12 Klosterjahre, die äußeren und ganz besonders die in ihrem Inneren. Erzählt frei heraus von ihrem neuen Alltag mit all seinen Herausforderungen, von den Höhen und Tiefen, der stillen Freude am Miteinander, den leisen Zweifeln, die immer wieder aufkommen. Und von den großartigen Frauen, denen sie dort begegnet, und die außerhalb des Klosters in einem grotesk verzerrten Licht wahrgenommen werden. Diesen hartnäckigen Klischees stellt die Autorin einen verblüffend ehrlichen Text entgegen, der kein Glaubensbekenntnis ist oder sein möchte, sondern schlicht vom Wagnis eines alternativen Lebens erzählen.