Die Entscheidung „Bossman“ zu lesen hat sich von „Oh eine sexy Office Romance, ja bitte“ entwickelt, aber ausschlaggebend war definitiv das erste Kapitel der Leseprobe. So ein ungewöhnliches und vor allem witziges und charmantes erstes Aufeinandertreffen habe ich selten gelesen. Chase ist ein richtiger Scherzkeks und sieht dazu noch zum Abschlecken aus. Nein, wir beißen ihn nicht an, das würde das Gesamtbild zerstören. Aber abschlecken ist erlaubt! Besonders attraktiv finde ich außerdem, dass er eine Vorliebe dafür hat sich ganz spontan die wildesten Geschichten auszudenken.
Nach dem ersten Kapitel hat es sich dann leider etwas mehr gezogen. Rückblickend würde ich zwar schon sagen, dass es daran liegt, dass das erste Kapitel einfach hoch getrumpft hat, aber als Chase Reese‘ Boss wird und versucht sie zu mehr zu überreden, kam es einfach sehr plump rüber. Am liebsten hätte ich die Augen verdreht, weil ich mir dachte: „Wir wissen doch beide, dass du nachgeben wirst, also sorg mal für ein bisschen sexy Action. Das ist viel spannender zu lesen als diese lahme Hin und Her.“ Dazu kam noch, dass plötzlich Kapitel aus Chase‘ Sicht um die Ecke kamen, die ihn mit seiner viel zu sympathischen Ex Freundin zeigen und wie sehr er sie geliebt hat. Davon will man im Normalfall wirklich nichts lesen, immerhin gibt es eine aktuelle Liebesgeschichte zu erzählen. Aus diesen Gründen gab es bei mir erstmal eine Leseunterbrechung.
Wenn ihr also an diesen Punkt kommt, rate ich euch dringend weiter zu lesen. Es wird besser! Damit meine ich auch nicht „besser“ wie „erträglich“ sondern „wirklich gut“. Bis dahin ist es eben etwas leichtere Lektüre. In etwa wie Fahrstuhlmusik.
Eben erwähnte Exfreundin, die sich in Flashbacks zeigt, ist nicht nur super sympathisch, sie ist auch ein zentraler Faktor in der Geschichte. Man muss Payton einfach mögen dafür wie sie ist und was sie alles tut. Ich würde sogar sagen, trotz allem ist sie einer meiner Top 3 Lieblingscharakter in dem Buch. Ihre Geschichte ist spannend, mitreißend, emotional und die Enthüllungen gegen Ende des Buchs haben mich wirklich schockiert. Vi Keeland hat die Auflösung wirklich geschickt getarnt und den Leser in die Irre geleitet, sodass man beim nochmaligen Überdenken einiger Sachen schon schlucken muss. Man hat vielleicht sogar ein bisschen geweint … und mit „man“ meine ich mich. Trotz Chase‘ Liebe zu ihr, wurde das Verhältnis wirklich gut gelöst, denn er stellt sie dennoch nicht über Reese.
Aber um weg von traurigen Dingen und zu dem sexy Kern der Geschichte zu kommen: Chase ist ein unglaublich charmanter, witziger Mann, der dem Buch sehr viel Herz gegeben hat. Natürlich ist Reese’ sexy Boss fleißig am Flirten, um sie von seinen Vorteilen zu überzeugen (Ich war es schon in Kapitel eins, aber Reese hat „Prinzipien“ … seit neustem! Trotzdem verständlich.“) Seine erfundenen Geschichten haben mich immer wieder zum Grinsen gebracht, denn sie sind fast wie unterstütztes Tagträumen im Buch und vor allem war es schön mal ein solches Buch zu lesen, in dem es nicht unbedingt als lockere Affäre anfangen muss. Doch so zuckersüß Chase auch sein kann, ist das natürlich nicht alles. Sein Beschützerinstinkt, sein Verantwortungsbewusstsein und seine Fürsorge sind zum Dahinschmelzen.
Die sexy Momente und intimen Szenen sind brennend heiß, nicht unbedingt Mr. Grey mäßig außergewöhnlich, aber der Kern dessen wofür diese Szenen und Momente für mich stehen wurde getroffen: Sie haben eine kuschlige rosa Blase des Verliebtseins um Reese und Chase gebildet.
Reese selbst war eine sehr sympathische Protagonistin. Wen Anastasia Steeles „Verklemmtheit“ (Ich sehe das gar nicht so schlimm, aber nun gut) gestört hat, der ist mit Reese sicher gut bedient. Vibratoren, Selbstbefriedigung, Sex der Spaß macht, das sind für Reese und ihre beste Freundin Standardthemen. Sie reden nicht die ganze Zeit darüber, aber sie gehen sehr offen damit um, woraufhin der ein oder andere Schmunzel Moment mit Chase entsteht. Sie liebt ihren Job und zeigt außerordentlich viel Selbstbeherrschung in Bezug auf ihren sexy Boss und seine Avancen. Durchhaltevermögen hat sie, das muss man ihr lassen. Reese ist eine taffe Frau, die weiß was sie möchte und dafür sorgt, dass sie es auch bekommt. Das kommt ihr vor allem bei Chase zugute, der eine kleine große Krise überstehen muss.
Das Buch hat ein rundes Ende, das mich breit grinsend mit der letzten Seite zurückgelassen hat. Ich dachte es mir im Epilog fast schon, aber die Art und Weise wie Chase das Happy End für sich und Reese beginnt war wirklich amüsant und gleichzeitig auch romantisch ohne schmalzig zu wirken.
Fazit:
Trotz anfänglicher Länge hat mich das Buch dann doch noch positiv überrascht. „Bossman“ ist eine sexy Office Romanze mit viel Herz.