Ein Schriftsteller taucht ab
„Korsische Gezeiten“ von Vitu Falconi, alias Thomas Thiemeier, ist ein neuer Krimi um den Pariser Schriftsteller Eric Marchand, der inzwischen auf Korsika lebt.
Hier fand man vor einigen Jahren eine Vielzahl ...
„Korsische Gezeiten“ von Vitu Falconi, alias Thomas Thiemeier, ist ein neuer Krimi um den Pariser Schriftsteller Eric Marchand, der inzwischen auf Korsika lebt.
Hier fand man vor einigen Jahren eine Vielzahl römischer Goldmünzen im Meer, den sogenannten Schatz von Lava. Hunderte Münzen wurden bereits von Plünderern geborgen und weltweit verkauft. Während die Archäologen nach dem Wrack suchten, ermittelte der französische Staat und Interpol mit dem Ziel, die Fundstücke zu beschlagnahmen und anschließend in französischen Museen auszustellen. Doch die Korsen sahen das ganz anders.
Plötzlich erschüttert ein Erdbeben die Insel und ihre Umgebung. Das zu dem Schatz gehörende Wrack taucht auf und weitere Münzfunde wecken Begehrlichkeiten unterschiedlicher Art. „Die Insel wird von einem regelrechten Goldrausch erfasst, "ehrenwerte" korsische Familien wollen unbedingt vor der Pariser Regierung an den Schatz gelangen. Das Wrack kann nur mithilfe eines Apnoe-Tauchers geborgen werden, der in der Lage ist, sich ohne hinderliche Sauerstoffflaschen durch die Felsspalten in der Tiefe zu zwängen.“ (Inhaltsangabe)
Die einzige Taucherin auf der Insel mit diesen Fähigkeiten ist Laurine, die eine gute Freundin von Eric geworden ist. Wird sie das Unmögliche wagen? Eric sieht sie in großer Gefahr und sorgt sich um sie.
Doch dann wird er von seiner Pariser Vergangenheit in Gestalt seiner Ex-Freundin Monique eingeholt. Wer hat ein Interesse an ihrer Anwesenheit auf der Insel? Warum wurde die Begegnung zwischen ihr und Eric arrangiert?
Der professionelle norwegische Schatzsucher, der das Erdbeben im Meer überlebt hat und den Fundort kannte, wird nach der Befragung durch den Santini-Clan ermordet. Chefinspektor hat Mahmoud Clément hat kaum Anhaltspunkte, um den Fall aufzuklären. Doch seine Scharfsinnigkeit bringt ihn bald auf die richtige Spur.
In rasantem Tempo entwickelt sich eine spannende Geschichte, die leider durch die akribische Beschreibung der Tauchgänge und ihrer Vorbereitung einige Längen aufweist. Musste Eric, der kaum Taucherfahrung hat, wirklich Laurine unter Wasser beobachten und das Team durch seine Selbstüberschätzung in Gefahr bringen?
Gern hätte ich mehr über die geheimnisvollen Personen erfahren, die Mateu Santini und seinen Vater bei einer Autofahrt überfallen. Genau wie im ersten Teil gibt es nur vage Andeutungen und ich bin auf eine weitere Folge gespannt.
Dem Autor ist ein ungewöhnlicher Krimi mit vielen Informationen über Erics Pariser Zeit und Wissenswertem aus der Welt der Taucher gelungen. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Aufgelockert wird der Fall durch umfangreiche private Geschichten um Eric, Monique und Laurine.
Die malerischen Beschreibungen der Insel mit ihrer wild zerklüfteten Granitküste wecken Fernweh, wenn der Autor sie so beschreibt: „… die Calanche. Eine Felslandschaft aus rotem Granit, die mit ihren bizarren Schlössern und Türmen eines der größten Naturwunder Korsikas darstellt.“
Fazit:
Die Spannung wäre bei kleinen Straffungen größer. Dennoch ist es eine abenteuerliche und unterhaltende Lektüre und ich vergebe gern 4 Sterne. Wer einen ungewöhnlichen Krimi mit viel Lokalkolorit und authentischen Charakteren auf der facettenreichen Insel Korsika lesen möchte, dem ist dieser neue Krimi von Vitu Falconi zu empfehlen.
Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.