Als ich das Cover des Buches zum ersten Mal sah, fiel mir direkt das hübsche Mädchen mit den grünen Augen auf. Und natürlich das wunderschöne Amulett, dass ihren Hals schmückt. Ich bin ja wirklich eine Cover-Liebhaberin. Und ich bin der Meinung, das ein Cover neben dem Klappentext als wichtiges Aushängeschild für ein Buch fungiert und auch als Eingangspforte ins Buch verstanden werden kann. Und das Cover von Everly macht seine Arbeit wirklich gut, es hat mich auf den ersten Blick bereits schon angelockt wie das Licht die Motten. Und als ich dann den Klappentext las, war es um mich geschehen – als großer Cassandra Clare Fan liebe ich Geschichten rund um Engel und Dämonen! Da musste ich mich natürlich für die Leserunde bewerben und hatte Glück daran teilnehmen zu dürfen.
Das Buch erzählt die Geschichte von der 19-Jährigen Everly, die zu Beginn das Leben eines normalen Mädchens lebt. Was überhaupt nicht so ungewöhnlich wäre, wenn Ever ein normales Mädchen wäre. Aber das ist sie nicht – sie ist ein Halbengel und lebt derzeit gezwungenermaßen abseits ihres eigentlichen Halbengel-Daseins. Denn Ever hat gegen das oberste Gesetz der Erzengel verstoßen - sie hat im Kampf gegen die Dämonin Lilith einen Halbengel getötet. Die Tatsache, dass es sich um eine aussichtslose Situation gehandelt hat, in der Ever keine andere Möglichkeit übrig blieb, spielt keine Rolle und sie wird mit der Höchststrafe bestraft – Verbannung.
Während das Institut und sogar ihre langjährigen Freunde ihr den Rücken zu kehren, geschehen schreckliche Morde und unerklärliche Dinge in der Stadt, die die Handschriften von Dämonen zu tragen scheinen. Und plötzlich wird ebenso mysteriös Evers Verbannung von den Erzengeln aufgehoben und sie kann an das Institut zurück kehren. Doch dadurch wird alles nur noch viel verzwickter. Wer steckt hinter all den Dämonenangriffen? Und was hat das alles mit Ever und ihrer Vergangenheit, insbesondere ihrer Mutter, zu tun? Und wird Ever ihre Freunde, vor allem ihre große Liebe, zurück gewinnen können, um gemeinsam gegen das Böse zu kämpfen?
Die Geschichte beginnt mit einem sehr interessanten Prolog, der den Leser unausweichlich zum Weiterlesen anregt. Denn bereits in diesen anfänglichen Sätzen und Zeilen werden einige Informationen deutlich, die eine spannende und vielversprechende Handlung erwarten lassen.
Der Schreibstil der Autorin ist schön flüssig, spannungsgeladen und teilweise auch humorvoll.
Zu Beginn fällt auf, dass das Buch aus mehreren verschiedenen Perspektiven erzählt wird, was ich als sehr schön und in keinster Weise störend empfand. Auf diese Weise konnte ich etwas über einzelne Begebenheiten, Geheimnisse und Gefühle der beteiligten Personen erfahren. Zudem wurde auch keine Situation doppelt erzählt oder bestimmte Kapitel von mir als überflüssig empfunden. Man konnte mittels des Perspektivenwechsels einen viel größeren Überblick über die Geschichte erlangen und so vieles besser nachvollziehen. Trotz der verschiedenen „erzählenden“ Figuren war Everly von mir deutlich als Protagonistin zu erkennen, wodurch ich mich sehr mit ihr verbunden fühlen konnte und gemeinsam mit ihr die Geschehnisse am Institut und in der Stadt verfolgen konnte.
Ever ist ein starkes, junges Mädchen, das mich anfangs direkt durch ihren taffen Charakter begeistert hat. Sie hat viel durchgemacht, geht mit der Verbannung sehr erwachsen um, ist sich ihrer Tat auch äußerst bewusst und akzeptiert die daraus resultierenden Konsequenzen. Sie wird mehrmals von der Institutsleiterin Craven eher als rebellisches und nicht kontrollierbares Mädchen beschrieben, diese Tatsache hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Zwar rutscht Ever meist in Situationen, in denen sie in Gefahr gerät, aber es ist nicht so als entstehen diese Situationen, weil sie sich rebellisch verhält oder keine Regeln einhalten kann. Sie handelt intuitiv, selbstlos und meiner Meinung nach völlig legitim. Auch wenn manchmal ein wenig kopflos.
Die Nebencharaktere haben mir auch gut gefallen, da in den Kapiteln der einzelnen Figuren deutlich wurde, wie verschieden die unterschiedlichen Personen sind und dadurch auch äußert interessant und spannend. Besonders gut hat mir gefallen, wie Vivien Sprenger eine weitere bzw. eine neu beginnende Liebesgeschichte mit in den Plot aufgenommen hat. Ich hatte nämlich anfangs kleinere Schwierigkeiten mit Landon und Ever warm zu werden, da mir doch einige Details aus ihrer Vorgeschichte gefehlt haben, die mir sicher geholfen hätten eine tiefere emotionale Bindung zu den beiden als Liebespaar aufzubauen. Daher habe ich mir sehr über die weitere (hoffentlich) beginnende Beziehung von Grayson und Florence - Landon und Evers beste Freunde - gefreut.
Die ganze Handlung ist stetig von Spannung durchzogen, alleine im Mittelteil hatte ich kurzzeitig das Gefühl, dass die Spannung ein wenig nachlässt. Zudem konnte ich die ein oder andere Wendung der Geschichte nicht ganz nachvollziehen, da mir die Halbengel trotz guter Ausbildung und gutem Training ein wenig zu übereilt gehandelt haben. Aber wie gesagt, sie sind ja noch Jungengel und müssen noch viel lernen ;)
Ich hatte schon früh eine Vorahnung, was es mit Everlys Abstammung auf sich haben könnte, trotzdem hat mir die Richtung, in die die Geschichte ging, sehr gefallen und konnte mich begeistern. Insbesondere das Ende hat mir gut gefallen, da es hier nochmal zu einem richtigen kleinen Showdown kommt, der noch mal so einige Fragen aufwirft, die sicherlich im nächsten Band geklärt werden.
Ich habe mich also sehr gut unterhalten gefühlt und die Seiten sind nur so dahin geflogen. Ich werde diese Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen und bin schon sehr gespannt, wie es mit Ever und ihren Freunden weiter geht. Zumal ich noch so viel mehr über die Erzengel und die ganze Engel-Dämonen-Welt erfahren möchte.