Cover-Bild Acht Tage im Mai
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 317
  • Ersterscheinung: 08.12.2020
  • ISBN: 9783406749858
Volker Ullrich

Acht Tage im Mai

Die letzte Woche des Dritten Reiches
Die Sachbuch-Bestenliste Juli/August 2020: Platz 4 (Vormonat: Platz 1)

Die letzte Woche des Dritten Reiches hat begonnen. Hitler ist tot, aber der Krieg noch nicht zu Ende. Alles scheint zum Stillstand zu kommen, und doch ist alles in atemloser Bewegung. Volker Ullrich schildert Tag für Tag diese «zeitlose Zeit» und entführt den Leser in eine zusammenbrechende Welt voller Dramatik und Gewalt, Hoffnung und Angst. Sein Buch ist eine unvergessliche Zeitreise in den Untergang.
Mai 1945: Während die Regierung Dönitz nach Flensburg ausweicht, rücken die alliierten Streitkräfte unaufhaltsam weiter vor. Berlin kapituliert, in Italien die Heeresgruppe C. Raketenforscher Wernher von Braun wird festgenommen, Marlene Dietrich sucht in Bergen-Belsen nach ihrer Schwester. Es kommt zu einer Selbstmordepidemie und zu Massenvergewaltigungen. Letzte Todesmärsche, wilde Vertreibungen, abtauchende Nazi-Bonzen, befreite Konzentrationslager– all das gehört zu jener «Lücke zwischen dem Nichtmehr und dem Nochnicht», die Erich Kästner am 7. Mai 1945 in seinem Tagebuch vermerkt. Volker Ullrich, der große Journalist und Hitler-Biograph, hat aus historischen Miniaturen und Mosaiksteinen ein Panorama dieser «Acht Tage im Mai» zusammengefügt, das sich fesselnder liest als mancher Thriller.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2021

Ein Sachbuch, dass mich gleichzeitig fasziniert und sprachlos gemacht hat

0

„Acht Tage im Mai“ von Volker Ullrich ist ein Sachbuch, dass sich mit den letzten Tagen des Dritten Reiches auseinandersetzt. Erschienen ist das Buch bei C. H. Beck im Juni 2020. Ich habe die Sonderausgabe ...

„Acht Tage im Mai“ von Volker Ullrich ist ein Sachbuch, dass sich mit den letzten Tagen des Dritten Reiches auseinandersetzt. Erschienen ist das Buch bei C. H. Beck im Juni 2020. Ich habe die Sonderausgabe für die Landeszentrale für politische Bildung gelesen, die 2021 erschienen ist.

Auch nach dem Selbstmord Hitlers am 30.04.1945 ist der 2. Weltkrieg noch nicht zu Ende. Das Ende der Naziherrschaft ist eingeläutet, dennoch ist in diesen letzten Tagen bis zur endgültigen Kapitulation am 08.05.1945 noch einiges geschehen. Die Dönitz-Regierung hat sich in Flensburg gebildet, wichtige Städte wurden erobert, Konzentrationslager befreit. Es gab letzte Gewaltmärsche, erste Vertreibungen und etliche Gewaltexzesse. Das alles beschreibt Volker Ullrich in seinem Sachbuch über die letzte Woche des dritten Reiches.

Ich hätte niemals erwartet, dass mich ein Sachbuch so faszinieren kann, dabei war es ein echter Zufall, dass ich dieses Buch überhaupt bestellt habe. Wie bereits oben erwähnt, ist es eine Sonderausgabe, die ich über Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein erworben habe. Aufmerksam darauf, dass das möglich ist, wurde ich durch eine instagram-Story von einer Bloggerin. Inhaltlich unterscheidet sich diese Ausgabe nicht von der Version aus dem Buchladen. Es ist allerdings ein Taschenbuch und kein Hardcover.
Das Buch lies sich für mich gut lesen, allerdings nicht wirklich schnell. Ich habe zwei Wochen gebraucht. Obwohl es kein Roman ist, hat der Autor es dennoch geschafft, teilweise Stimmung zu erzeugen. Es gab Szenen, die geschildert wurden, da habe ich richtig das Knacken und Rauschen während der Radioübertragung von Ansprachen gehört.
Das Sachbuch ist in die einzelnen Tage untergliedert und schildert die Ereignisse vom 30. April 1945 bis zur endgültigen Kapitulation am 08. Mai 1945. Dabei betrachtet es unterschiedliche Schauplätze und Blickwinkel, was mir sehr gut gefallen hat. Es gibt Zitate aus Reden und Ansprachen, es gibt eine Karte, die zeigt wie prekär die Lage für die deutschen Truppen Anfang Mai war und darüber hinaus gibt es viele Tagebucheinträge und Auszüge aus Memoiren von Zeitzeugen.
Es war so vieles im Buch drin, von dem ich vorher nie gehört habe. Es ist einfach unglaublich was in diesen Tagen alles noch passiert ist und ich habe so viel neues Wissen erworben. In dem Buch werden die Ereignisse am Tage des Selbstmord Hitlers geschildert und welche letzten Anweisungen er noch gegeben hat. Man erfährt was wichtige zukünftige Politiker in diesen Tagen gemacht haben und welche Weichen für die Zukunft gestellt worden sind, sowohl auf Seiten der BRD als auch der späteren DDR. Man erfährt von Gräueltaten, die in diesen Tagen passiert sind und zwar nicht nur auf Seiten von Nazideutschland, sondern auch von den Siegermächten, die sich nun rächen konnten.
Ich wurde bei diesem Buch so oft zum Nachdenken angeregt. Die Konzentrationslager und das Ausmaß der Gewalt, dass viele zwar geahnt haben, aber das dann zur Gewissheit wurde, wie haben sich die Menschen gefühlt, die aus diesen Lagern befreit wurden, wie war es als Kriegsgefangener in den unterschiedlichen Besatzungszonen, wie wurde die Bevölkerung nach dem Sieg behandelt und noch so vieles mehr. Das ist jetzt wirklich nur ein Bruchteil der Fragen, die ich mir bei diesem Buch gestellt habe. Das Buch beschränkt sich nicht ganz strikt nur auf die Ereignisse der einzelnen Tage, sondern schildert teilweise die Entwicklungen über mehrere Monate.
Das Buch hat einen umfangreichen Anhang mit mehr als 50 Seiten. Hier sind Anmerkungen zum Text zu finden sowie eine umfangreiche Bibliographie. Eine kurze Danksagung, ein Bildnachweis und ein Personenregister runden den Anhang ab.

Fazit: Ein Sachbuch, dass mich fasziniert und teilweise sprachlos gemacht hat. Mit einem sehr detaillierten Blick auf die Ereignisse dieser Tage, der es erlaubt, die Ereignisse aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten. Wenn man sich für diese Zeit interessiert und nicht vor geballten Informationen zurückschreckt, ist man bei diesem Buch genau richtig. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.06.2020

Hervorragende literarische Fortsetzung des Films "Der Untergang"

0

REZENSION – Völlig zu Recht kam „Acht Tage im Mai“, das kürzlich im Verlag C. H. Beck erschienene Buch des Historikers Volker Ullrich (76) über „die letzte Woche des Dritten Reiches“, im Juni auf Platz ...

REZENSION – Völlig zu Recht kam „Acht Tage im Mai“, das kürzlich im Verlag C. H. Beck erschienene Buch des Historikers Volker Ullrich (76) über „die letzte Woche des Dritten Reiches“, im Juni auf Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste. Denn überaus interessant und fesselnd geschrieben, dabei trotz der schnellen Abfolge damaliger Ereignisse vom Leser leicht nachvollziehbar, schafft es der Autor, seinen Lesern einen umfassenden Einblick in die militärisch und politisch komplexen Geschehnisse nach Hitlers Selbstmord bis zur Kapitulation zu vermitteln.
Volker Ullrich schildert chronologisch Tag für Tag diese „zeitlose Zeit“, die Woche des für die Deutschen nur scheinbaren Stillstands in der „Lücke zwischen dem Nichtmehr und dem Nochnicht“, wie der Schriftsteller Erich Kästner zitiert wird. Wir lesen vom täglichen Vorrücken der sowjetischen Truppen vom Osten und der Alliierten vom Westen, von Massenvergewaltigungen und „Selbstmordepidemien“, von Todesmärschen und Vertreibungen, von befreiten Konzentrationslagern und ersten Absetzbewegungen höchster Nazi-Funktionäre. Und wir erfahren von ersten Anzeichen politischer Differenzen zwischen den Westalliierten und den Sowjets, die bald zum Kalten Krieg führten.
Aus unzähligen Quellen, auf die der Autor in einem 30-seitigen Anhang verweist, ergänzt um ein Literatur- und Personenregister, formt Volker Ullrich aus „historischen Miniaturen und Mosaiksteinen“, wie es der Klappentext verspricht, „ein Panorama dieser letzten Woche des Deutschen Reiches“. Ein fortwährender Wechsel der Perspektive – mal aus Sicht der heimatlos oder ausgebombten Deutschen, belegt durch Tagebuchnotizen bekannter (Anne Frank) und unbekannter Personen, mal aus Sicht der provisorischen Regierung unter Großadmiral Dönitz sowie abwechselnd aus der Perspektive der westalliierten sowie sowjetischen Kommandeure und Staatschefs – lässt beim Leser aus Puzzleteilen ein umfassendes Gesamtbild entstehen, ohne den roten Faden des historischen Zusammenhang zu verlieren.
Nicht nur historisch interessierte Leser, sondern auch Freunde der Literatur kommen bei Lektüre dieses Buches auf ihre Kosten, da Ullrich einige Bücher zeitgenössischer Autoren als Quellen nutzt. Natürlich gehören die Tagebücher von Viktor Klemperer oder Bertolt Brecht ebenso dazu wie die „Erinnerungen eines Davongekommenen“ (2007) von Ralph Giordano. Aber auch das Kriegstagebuch „Eine Frau in Berlin“, das mit Unterstützung des Schriftstellers Kurt W. Marek alias C. W. Ceram erst 1953 mit Verspätung veröffentlicht wurde, schildert die Schrecken des Kriegsausgangs. Sogar etwas Hollywood-Glamour fehlt nicht in Ullrichs Buch, wenn er die Suche des deutschen Hollywoodstars Marlene Dietrich nach ihrer Schwester in Bergen-Belsen schildert (dazu: Heinrich Thies, „Fesche Lola, brave Liesel. Marlene Dietrich und ihre verleugnete Schwester“, 2017).
Beim Lesen dieses Buches läuft das komplexe Endzeit-Geschehen der letzten Kriegswoche wie im Film in packend kurzer Szenenfolge vor dem geistigen Auge ab - ohne die bei historischen Werken oft langatmigen Ausschweifungen. Im Gegenteil: Volker Ullrich lässt seinen Lesern kaum Zeit zum Reflektieren. Gerade diese schnelle Szenenfolge ist es, die bei der Lektüre für anhaltende Spannung sorgt und das Buch „Acht Tage im Mai“ auch solchen Lesern empfehlenswert macht, denen das Genre historischer Sachbücher sonst eher nicht zusagt. Wer vom Film „Der Untergang“ (2004) über die letzten Tage Hitlers im Führerbunker fasziniert war, findet in Ullrichs Buch eine hervorragende literarische Fortsetzung.

Veröffentlicht am 24.05.2020

Die letzten Tage des NS-Regimes

0

Historiker Volker Ullrich nimmt seine Leser auf eine fesselnde Zeitreise in das Deutschland zwischen dem 30. April und dem 8. Mai 1945 mit. Dabei verbindet er unzählige zeitgleich stattfindende, dabei ...

Historiker Volker Ullrich nimmt seine Leser auf eine fesselnde Zeitreise in das Deutschland zwischen dem 30. April und dem 8. Mai 1945 mit. Dabei verbindet er unzählige zeitgleich stattfindende, dabei aber oft gegenläufige Ereignisse zu einer Gesamtdarstellung.

Erich Kästner vermerkt am 7. Mai 1945 in seinem Tagebuch, „Leute laufen betreten durch die Straßen. Die kurze Pause im Geschichtsunterricht macht sie nervös. Die Lücke zwischen dem Nichtmehr und Nochnicht irritiert sie sehr.“ (S.11)

Genau von diesem Vakuum zwischen alter und neuer Ordnung handelt dieses Buch.

Im Prolog entzieht sich Adolf Hitler gemeinsam mit Eva Braun im Führerbunker seiner Verantwortung für die Gräuel des NS-Staates durch Selbstmord. Damit ist der Zweite Weltkrige noch nicht zu Ende. Einige Weggefährten Hitlers rechnen sich im Rennen um dessen Nachfolge Chancen aus. Doch „Erbe“ wird Großadmiral Karl von Dönitz, der mit seiner Regierung für eine knappe Woche die Geschicke des Deutschen Reiches von Flensburg aus lenkt. Es wird noch acht Tage dauern, bis die Regierung Dönitz und damit Nazi-Deutschland endlich die bedingungslose Kapitulation unterschreibt.

Volker Ullrich beschreibt diese langen „Acht Tage im Mai“aus verschiedensten Perspektiven.

Alles ist in Bewegung, alles fließt „panta rei“. Auf der einen Seite rücken die westliche Alliierten unaufhaltsam vor und die Sowjetarmee liefert sich mit den letzten Einheit der Wehrmacht einen Kampf Haus um Haus in Berlin. Nach wie vor leisten Teile der Wehrmacht erbitterten und dennoch sinnlosen Widerstand.

In diesen acht Tagen verüben die Schergen Hitlers noch zahlreiche Gräueltaten, die nicht mehr vom Diktator selbst angeordnet worden sind, sondern auf völlige Verrohung der Beteiligten schließen lassen:

„Der Mord an den KZ-Häftlingen in der Phase der Todesmärsche war nicht von oben angeordnet und zentral gesteuert, vielmehr entwickelte er sich in einem unkoordinierten, dynamischen Prozess von unten, … ein schlagender Beleg dafür, in welchem Ausmaß der Virus entfesselter Gewalt von Teilen der deutschen Gesellschaft Besitz ergriffen hatte.“

Es kommen berühmte Zeitzeugen wie Erich Kästner, Mitglieder der Familie Mann, Simon Wiesenthal oder Marlene Dietrich zu Wort. Doch auch wenig prominente Überlebende, wie untergetauchte Juden oder Regimekritiker werden zitiert.

Diese Seitenblicke auf „normalen“ Bürger, die die Bombennächte in Bunkern und Kellern überlebten, finde ich sehr interessant. Daneben erfahren wir auch einiges über Menschen, die später in beiden Deutschlands (BRD und DDR) eine Rolle spielen werden: Willy Brandt, Konrad Adenauer, Hannah Ahrendt, Walter Ulbricht und Erich Honecker. Es ist aber auch von Personen, wie unter anderem Wernher von Braun und/oder der Familie Quandt die eine ambivalente, wenn nicht zwielichtige Roller während der NS-Zeit gespielt haben die Rede.

Dem Autor gelingt es, ein umfassendes Bild der damaligen Situation zu entwerfen, indem auch das wehleidige Getue der ehemaligen Machthaber bzw. der deutschen Bevölkerung nicht fehlen darf. Ein großer Teil fühlt sich als „Opfer“ der fremden Armeen und „war eh niemals in der Partei“. Diese Einstellung herrscht sehr, sehr lange vor, manchmal noch bis heute. Auch die unmenschliche Behandlung der Kriegsgefangenen durch die Amerikaner (Stichwort „Rheinwiesenlager“) sowie die Plünderungen und Massenvergewaltigungen (hauptsächlich) durch Angehörige der Sowjetarmee ergänzen das Szenario dieser acht Tage im Mai.

Die letzten drei Sätze im Epilog dieses Buches muss ich, in Anbetracht so mancher „blinder Flecken“ und dem seltsamen Geschichtsverständnis mancher Personen und/oder politischer Gruppen, hier zitieren:

"Neben all der Zerstörung, der Selbstgerechtigkeit und der Unfähigkeit zu trauern, zeigten sich so schon erste zarte Knospen des Neuanfanges. Doch es sollte noch dauern, bis die Demokratie, die unter Anleitung von Amerikanern, Briten und Franzosen reimplantiert wurde, in der Bevölkerung der Westzone Wurzeln schlug. Man muss sich das Ausmaß der Verheerungen, der materiellen wie moralischen, vor Augen halten, um zu begreifen, wie unwahrscheinlich dies am 8. Mai 1945 erscheinen musste und welche Errungenschaft es bedeutet, heute in einem stabilen, freiheitlichen und friedlichen Land leben zu können. Vielleicht ist es an der Zeit, daran zu erinnern." (S.253) Dem ist wenig hinzuzufügen.

Obwohl ein Sachbuch, liest sich das Werk eingängig. Der Schreibstil ist mitreißend und dennoch kann sich der Leser den Schilderungen der Gräuel nicht entziehen. Zahlreiche Fotos ergänzen das Buch und die Anmerkungen bzw. Quellenangaben umfassen rund 40 Seiten. Also eine Fundgrube, die sich weiter in diese Materie einlesen wollen.

Fazit:

Volker Ullrich gibt in diesem Buch aufschlussreiche Einblicke in den letzten des Deutschen Reiches, wobei er unzählige zeitgleich stattfindende, aber oft gegenläufige Ereignisse zu einer Gesamtdarstellung vereint. Gerne gebe ich für dieses Buch 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.